Lukas 6, 27+28

Aber ich sage euch, die ihr zuhört: Liebet eure Feinde; tut denen wohl, die euch hassen; segnet die, so euch verfluchen und bittet für die, so euch beleidigen. (Lukas 6, 27+28)

Die Gerechtigkeit oder das Recht handelt mit dem Menschen nach Verdienst. Darum ist es eine gerechte Handlung, den Schuldigen zu strafen, und den Schuldlosen freizusprechen. Die Gnade aber besteht darin: dem Schuldigen zu vergeben, Barmherzigkeit zu üben an dem Bösen, und den Unwürdigen zu segnen. Die Gnade handelt mit dem Menschen, ohne seine Schuld in Betracht zu ziehen und selbst trotz seiner Schuld. Wir sehen diesen Gegensatz recht deutlich, wenn wir 2. Mose 23, 7 mit Römer 4, 5 vergleichen. „Ich lasse den Frevler nicht unbestraft“. [„Ich spreche keinen frei, der schuldig ist“, Textbibel] – „Dem aber, der nicht wirkt, aber an den glaubt, der den Gottlosen rechtfertigt, wird sein Glaube zur Gerechtigkeit gerechnet“.

Das ist die Gnade. So wie nun aber jetzt die Gnade der Beweggrund in Betreff der Wege Gottes gegen uns ist, so soll auch sie der Beweggrund in dem Verhalten der Christen unter einander und gegenüber der Welt sein.

Durch die Gnade Gottes haben wir eine vollkommene Vergebung von allen unseren Sünden empfangen, und sind teilhaftig geworden „all der geistlichen Segnungen in den himmlischen Örtern in Christus Jesus“ (Eph. 1, 3.7; Kol. 2, 3.10; Röm. 6, 23). So sollen wir nun auch anderen mit gleicher Gnade begegnen, und nicht in Gerechtigkeit oder Gericht gegen diejenigen auftreten, welche uns Unrecht tun. Dies ist der Grundsatz aller Vorschriften des neuen Testaments in Betreff des Wandels der Gläubigen, sowohl in der Gemeinde als auch in der Welt. Es soll demnach der Charakter einer jeden Stellung, sowohl der früheren unter dem Gesetz, als der jetzigen unter der Gnade, durch diejenigen im praktischen Leben offenbar werden, welche dieselbe einnehmen. Israel, auf dem Boden der Gerechtigkeit stehend, soll kund tun, was die Gerechtigkeit ist; und die Gemeinde, auf dem Boden der Gnade stehend, soll kund tun, was die Gnade ist.

Quelle: Botschafter des Heils in Christo, 1855 (bibelkommentare.de)


Übersicht Lukas-Evangelium

Lukas 6, 27+28 sind die Tagesverse zum 15. Januar 2024

Eingestellt am 15. Januar 2024