1. Korinther 14, 40

Lasset alles ehrbar und ordentlich zugehen. (1. Korinther 14, 40)

In der korinthischen Gemeinde hatte sich im Gebrauch der wunderbaren Gaben, welche der heilige Geist der ältesten Kirche verliehen, eine falsche und bedenkliche Richtung entwickelt. Zuerst wurde diejenige Gabe, welche am meisten im Dienste einer stürmischen Begeisterung stand, die Gabe, mit Zungen oder in fremden Sprachen zu reden, welche außer dem Redenden keiner verstand, überschätzt, und anderen Gaben unbillig vorgezogen, namentlich dem Weissagen, d.h. dem vernünftigen Reden zur Belehrung und Erbauung der Gemeinde, wozu doch eben so gut, als zu jenem, die Gabe durch außerordentliches Wirken des Geistes auf ihre Bitte ihnen verliehen wurde. Sodann war die Meinung herrschend, man müsse sich selbst und Anderen im Gebrauch dieser Gaben kein Maß vorschreiben, sondern wen die Begeisterung ergreife, der müsse sich ihr völlig überlassen ohne irgend eine andere Rücksicht.

Daraus waren die größten Unordnungen und Mißbräuche in den gottesdienstlichen Versammlungen der Gemeinde entstanden. Diesen Unordnungen sucht nun der Apostel durch die nachdrücklichsten Ermahnungen und weisesten Vorschriften zu steuern, lehrt den Vorzug des Weissagens für die gemeinschaftliche Erbauung und erinnert durch die aufgestellten Grundsätze daran, daß Gott ein Gott der Ordnung sei. Aus Ordnung entsteht Friede und Segen, aus Unordnung Streit und Spaltung. Es ist immer Mangel an Demut und Selbsterkenntnis, wenn man sich nicht fügen will, auch in äußerlichen Dingen, unter die bestehenden Vorschriften und Gebräuche. Die Wahrheit richtet sich nicht nach uns, wir müssen uns nach ihr richten; nicht sie beherrschen wollen, sondern ihr dienen. Christi Geist ist ein Geist der Liebe und der Zucht.

Herr, laß mich nie aus Deiner Zucht fallen, ich bedarf ihrer, so lange ich lebe, und mache die äußere Zucht mir zugleich immer zu einer innern. Amen.

(Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

Quelle: Glaubensstimme – Die Archive der Väter