Es muß ja durchgestritten Und durchgerungen sein, Geduldet und gelitten Bis zu der letzten Pein. Es strömt aus tausend Wunden Mir Blut und Leben hin In diesen bängsten Stunden, Und irre schwankt mein Sinn. Es zuckt das Herz zusammen In seines Schöpfers Hand, Es wühlt in Glut und Flammen Der ungeheure Brand. O Herr erbarm, erbarme Dich mein in dieser Not, Es hält mit eis'gem Arme, Umschlungen mich der Tod! Soll ich denn gar vergehen, Versinken in ein Nichts? Hast du von deinen Höhen Nicht Einen Strahl des Lichts? Ein Blick des Kreuzesfürsten Fällt in die dunkle Nacht, Und meinem heißen Dürsten Ist schnell ein End' gemacht. Hat er nicht Alles, Alles Erduldet mehr als du, Für dich, den Sohn des Falles Und deine Herzensruh! Er selbst, der Herr des Lebens, Der nur mit Willen starb? Machst du sein Werk vergebens, Der rettet, was verdarb? (Albert Zeller)
aus: Albert Zeller, Lieder des Leids, S. 5-7 (Druck und Verlag von Georg Reimer, Berlin 1865)