1. Samuel 15, 24

„Ich habe gesündigt, weil ich den Befehl Jahves und deine Worte übertreten habe; denn ich fürchtete das Volk, darum hörte ich auf ihre Stimme. Und nun vergib doch meine Sünde und kehre mit mir zurück, damit ich mich vor Jahve niederwerfe!“ (1. Samuel 15, 24)

Aber auch diese Beugung mit dem Bekenntnis zeigte eigentlich weit mehr Furcht vor den Folgen der Schuld als Reue über das Wesen der Schuld. Saul fürchtete die Folgen, daher floh er zum Bekenntnis.

Wie oft war das seither in der Geschichte der Fall! Wie oft verabscheuten Menschen später die Sünde nur insoweit, als sie die Folgen der Sünde zu tragen hatten! Wie oft wurde der Krieg von einem Volke nur insoweit verurteilt, als man ihn verloren hatte! Solch eine
Buße ist aber niemals eine Umkehr zum Leben.

Sie war es auch im Leben Sauls nicht. Das beweisen seine fernere Gesinnung und sein jeweiliges Handeln. Samuel weinte über diesen Saul blieb bis zu seinem tragischen Ende ein Verworfener, da er den Weg zu jener Grundstellung, auch als König von Gott abhängig
zu sein, nicht erwählte. Auch sein Nachfolger David tat später so manches, was nicht weniger verwerflich war als das, was Saul getan hatte. Was ihn jedoch zu einem Manne nach dem Herzen Gottes machte, war das Große, daß er nach jeder erkannten Schuld sich bedingungslos Gott unterwarf und seine Gesinnung und sein Handeln von Gott abhängig zu machen suchte. Das führte ihn von Fall zu Fall in jene Grundstellung zurück, in der Gott ihn zum Heil seines Volkes segnen und mit königlicher Vollmacht begnadigen konnte.

Saul suchte sich auch seiner Verwerfung gegenüber zu behaupten. Ähnlich wie einst Pharao glaubte er, auch gegen den Willen Gottes König über Israel sein zu können. Dies jedoch führte auch ihn mehr und mehr zur Verhärtung und letztlich zur Verstockung. Entweder erlebt der Mensch in der Hingabe an Gott seine Auferstehung, oder er geht an dem Widerspruch gegen Gott zugrunde.

(Jakob Kroeker: Das lebendige Wort)

Eingestellt am 22. September 2022