Römer 12, 1

”Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer, welches sei euer vernünftiger Gottesdienst.” (Röm. 12, 1)

”Der Leib dem Herrn!”

Diesen Entschluß will Gott durch das Wort vom Kreuz wirken. Was erkauft ist, gehört dem Käufer. Glauben heißt hier das Eigentumsrecht Gottes und Christi über uns erkennen und anerkennen. Wir sind nicht eher in die rechte biblische Glaubensstellung zu Gott gekommen, als bis wir Ihm unseren durch den Preis des Leibesopfers Christi bluterkauften Leib zur Verfügung stellen. Wir meinen gerne, wenn wir dem Herrn unser Herz gegeben, so genüge das. Das ist aber nur der Anfang unseres Verständnisses und unserer Hingabe. Got­tes herzliches Erbarmen gab sich uns im Leibesopfer Seines geliebten Sohnes. Christus gab sich ganz für uns und will uns auch ganz für sich. Er will nicht nur unsere frommen Gedanken und Gefühle: Er will unseren durch den Sündenfall vor Gott verloren gegangenen und durch das Lösegeld des blutigen Leibesopfers am Kreuz für Gott zurückerkauften Leib. Und wenn wir erkennen wollen, wie weit wir dem Herrn unser Herz gegeben, so brauchen wir uns nur zu prüfen, wie weit wir Ihm unseren Leib gegeben haben. Dem Herrn das Herz schenken und den Leib für das Selbstleben behalten wollen, ist Torheit und wird zur Sünde. Das End­ziel aller Glaubenserkenntnisse und Heiligung ist die restlose Rückgabe unseres Leibes an den Herrn. Darum muß der Apostel Paulus nach vielen Belehrungen und Enthüllungen den Römern schreiben: ”Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer, welches sei euer vernünftiger Gottesdienst.” (Röm. 12, 1.)

Beachten wir ernstlich dieses Wort. Der Apostel setzt es allen weiteren praktischen Ermahnungen, die den zweiten Teil seines Briefes bilden, voran. Bisher hat er hauptsächlich belehrend von dem geschrieben, was Gott in Christus getan hat, nun schreibt er ermahnend von dem, was wir in Christus zu tun haben. Und da stellt er vorauf die Hingabe des eigenen Leibes. Dem Sühnopfer, das Gott dargebracht hat in der leiblichen Hingabe Seines Sohnes, muß nun entsprechen das lebendige Opfer unseres eigenen Leibes. Gott gab Christus zu unserer Versöhnung als Sünd- und Schuldopfer, wir geben nach erlangter Versöhnung unseren Leib als Brand- und Heilsopfer, wozu wir ermahnt und befähigt werden durch die Erbarmungen Gottes, die wir in der Heilsoffenbarung erkannt haben. Dies Opfer unseres Leibes ist ein lebendiges Opfer, kein totes Tieropfer. Es ist aber nicht nur ein natürlich lebendiges Opfer, sondern auch ein geistlich lebendiges Opfer; denn es handelt sich um die Hingabe des mit Christus in seiner Auferstehung lebendig gemachten Leibes, nicht um das Opfer des geistlich toten “Leibes der Sünde”, der ja am Kreuz abgetan wurde. Irrtümlich meinen viele, die Hingabe ihrer leiblich-fleischlichen Sünden sei das Opfer des Leibes für Gott. Wie könnten wir aber Gott das als le­bendiges Opfer bringen, was Er als tot, wertlos, gerichtet und verflucht am Kreuz beiseite geschafft hat?

Wir wollen doch nicht die Preisgabe unserer Sünden ein Opfer nennen! Hier handelt es sich um Gehorsam und nicht um Opfer; denn unsere Sünden gehören im Gehorsam der Buße ans Kreuz und ins Grab, aber können nimmermehr eine lebendige Opfergabe für Gott sein. Denn das Opfer des Leibes wird nicht nur lebendig, sondern auch heilig genannt. Heiligen kann nur Gott, indem Er in Seine Gemeinschaft aufnimmt, nämlich von Seinem Wesen mitteilt. Das hat Er mit unserem Leib getan; denn der Leib ist durch das Blut Christi für Gott erkauft, also Gott geweiht worden; das heißt aber “heilig” sein. Der Heilige Geist, der unseren Leib geistlich lebendig gemacht hat (Röm. 8, 10.11), hat ihn auch heilig gemacht; das eben ist ja der Sinn der Auf­forderung: “Der Leib dem Herrn!” Es bedeutet: Weihe, heilige dem Herrn, was Er sich geweiht, geheiligt hat! Es handelt sich dabei nicht um den Stoff des Leibes, sondern um die Verwendung des Leibes.

Drittens wird das Opfer des Leibes auch Gott wohlgefällig genannt, weil es dem Willen und Plane Gottes und der ureigent­lichen Bestimmung unseres Leibes entspricht. Und schließlich bezeichnet der Apostel die Opferung unseres Leibes geradezu als unseren vernünftigen Gottesdienst. Will er damit nicht sagen: die stete Hingabe unseres Leibes an Gott ist der einzige Gottesdienst, der vernünftigerweise der frohen Botschaft von unserer Errettung am Kreuz und dem besseren Neuen Bunde im Blute Christi entspricht? Fürwahr, jeder andere “Gottesdienst” ist sinnlos, unvernünftig und eitel.

(Fritz Binde: Preiset Gott an eurem Leibe)

Quellen:

Fritz Binde – Zeugnisse [Download als pdf]
Glaubensstimme – Die Archive der Väter

Eingestellt am 21. Juli 2022 – Letzte Überarbeitung am 21. Oktober 2022