Matthäus 5, 11

Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und reden allerlei Übles gegen euch, so sie daran lügen.
(Matth. 5, 11)

Schon damals, da der HErr Jesus die Bergpredigt hielt, welches bald nach dem Anfang Seines öffentlichen Lehramts geschah, standen die Menschen in der Gefahr, um Seinetwillen geschmäht und verfolgt zu werden, denn Er hatte Sich zu Jerusalem durch Seinen Eifer, womit Er die Käufer und Verkäufer aus dem Tempel getrieben hatte, und durch die mißverstandene Rede von dem Abbrechen und Aufrichten des Tempels verhaßt gemacht (Joh. 2, 19), und in der Bergpredigt selber zu vieler Leute Erstaunen öffentlich gesagt: Es sei denn eure Gerechtigkeit besser, denn die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so könnt ihr nicht in’s Himmelreich kommen (Matth. 5, 20).

Wenn sich also einige Leute zu Ihm hielten, so konnte man sagen: Diese sind Anhänger desjenigen, der zu Jerusalem hat ein Reformator sein wollen, und die Hohenpriester und den Hauptmann des Tempels dadurch beschimpft hat, daß er den Jahrmarkt zerstört hat, den dieselben geduldet und gebilligt haben; und diese halten es mit dem Mann, der die Gerechtigkeit der Schriftgelehrten und Pharisäer, welche die Frömmsten im Volk sind, öffentlich verworfen hat. Hernach kam’s mit dem Haß und der Schmach noch weiter, wie allen verständigen Christen bekannt sein kann.

Zu unserer Zeit kann man mitten unter den Christen um Christi willen geschmäht und verfolgt werden, wenn man nämlich wie Er wider das ungöttliche Weltwesen und die alten sündlichen Gewohnheiten, welche von der Welt privilegiert sind, eifert, und wenn man sowohl mit Worten als auch durch einen vorsichtigen und heiligen Wandel offenbart, daß man die falsche Gerechtigkeit unbekehrter Christen verwerfe, oder wenn man durch einen lebendigen und tätigen Glauben die Welt verdammt, wie von Noah Hebr. 11, 7. gesagt wird. Wer dieses tut, wird von der Welt geschmäht und verfolgt, weil man ihm entweder eine Ketzerei oder wenigstens einen Mangel der Liebe und Klugheit und böse Absichten beimißt. Daß aber dieses eine alte Weise sei, kann man aus dem Buch der Weisheit lernen, wo Kap. 2. den Gottlosen diese Rede in den Mund gelegt wird: Lasse uns auf den Gerechten lauern, denn er macht uns viel Unlust, und setzet sich wider unser Tun, und schilt uns, daß wir wider das Gesetz sündigen, und rufet aus unser Wesen für Sünde (Weish. 2, 12). Er gibt vor, daß er Gott kenne, und rühmet sich, Gottes Kind (zu sein, und) strafet, was wir im Herzen haben. Er ist uns nicht leidlich auch anzusehen, denn sein Leben reimet sich nicht mit den Andern, und sein Wesen ist gar anders. Er hält uns für untüchtig, und meidet unser Tun als einen Unflat. Selig sind diejenigen, die auf diese Weise um Christi willen geschmäht und verfolgt werden, und was wäre mehr zu wünschen, als daß es viele solche lautere und standhafte Christen gäbe, deren Leben sich in keinem Stück mit dem Leben der Maulchristen reimte, und deren Wesen gar anders wäre, als das Wesen der Welt. Wehe aber denjenigen, die sich der Welt gleich stellen und dadurch gefällig machen, die um des Bauches willen heucheln, und schweigen, wo sie zeugen sollten, und lächeln und bejahen, wo sie weinen und bestrafen sollten. Solche Leute verfehlen oft bei der Welt ihren Zweck wie Bileam, und ziehen sich überdies die Ungnade des großen Gottes zu.

(Magnus Friedrich Roos)


„Selig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen, aus ihrer Mitte scheiden und stoßen, und euren Namen als böse verschreien werden um des Menschensohnes willen. Freuet euch, wenn dies geschieht, und hüpfet vor Freude, denn euer Lohn im Himmel wird groß sein“.

Wir sollten also in den Tagen der Verfolgung, nach dem Willen des Herrn, freudig sein, und jauchzen vor Freude. Denn, wenn die Verfolgung ausbricht, da tun sich die Himmel auf, da bewähren die Streiter Gottes ihren Mut, da senken sich die Kronen der Herrlichkeit auf ihre Häupter nieder.

Wir haben unsern Namen bei der Fahne Christi doch nicht unter der Bedingung einschreiben lassen, daß wir nur Frieden hätten und Kriegsdienste ausschlagen dürften (2. Tim. 2, 3f,, Lukas 14, 31), nachdem unser Herr zuerst Kriegsdienste getan hat. Er, der Lehrer der Demut und Geduld, hat zuerst getan, was er uns tun lehrte, zuerst für uns gelitten, was er uns leiden lehrte.

Stets, liebe Brüder, steh euch vor Sinn und Herz, daß der, dem der Vater alles Gericht übergeben hat, und der kommen wird, Gericht zu halten, seinen Richterspruch schon zum voraus bekanntgemacht hat, indem er bezeugt, daß er alle, die ihn bekennen, vor seinem Vater auch bekennen, und alle, die ihn verleugnen, verleugnen werde.

Wenn wir dem Tode auf immer entgehen könnten, so möchten wir unsere Furcht vor dem Tode noch mit einem Grunde decken können: aber da alle Sterblichen früher oder später sterben müssen, warum wollten wir den schönen Tod, den uns die Gnade Gottes anbeut, und seine Verheißung so lieblich macht, zu sterben uns weigern, warum nicht lieber durch Darangeben eines sterblichen Lebens die Unsterblichkeit, den Lohn einer ewigen Seligkeit, gewinnen? Was sollten wir den blutigen Zeugentod fürchten, da wir wissen, daß die Zeugen, nach erduldeter Marter, mit Herrlichkeit gekrönt werden?

Und wenn auch die Pfeile der Zerstreuung unser Volk zerstreuen, und einer da, der andere dorthin fliehen sollten, so muß es euch, liebste Brüder, nicht fremd vorkommen, die Brüderschaft nicht versammelt zu sehen, die Bischöfe nicht reden zu hören. Wir können in solchen Fällen unmöglich alle beisammenbleiben, da wir uns nicht selbst töten dürfen, sondern uns nur töten lassen müssen. Wo immer in jenen Tagen ein Bruder von der Herde getrennt sein wird, ach, er ist es nur dem Leibe nach, und dies nur aus Not, ist es nie dem Geiste nach. Diese Flucht, die ihm die Not abgedrungen hat, soll ihn nicht irre machen, und er mag sich flüchten und verbergen, wo er will, keine Einöde soll ihn schrecken. Der ist nicht allein, dem Christus auf der Flucht nie von der Seite geht. Der ist nie allein, der den Tempel Gottes überall mit sich nimmt, und sich nirgends ohne seinen Gott aufhält.
Und wenn ihn auf seiner Flucht in Einöden oder Bergen ein Räuber niederhiebe, ein wildes Tier angriffe, Hunger oder Kälte aufriebe, oder auf dem Meere ein Ungewitter, eine Welle ersäufte: O, Christus wartet überall auf seinen Kämpfer, wo er immer kämpfet, und teilet dem, der für ihn in der Verfolgung stirbt, die Belohnung aus, die er denen, die um seinetwillen verfolgt werden, verheißen hat. Du hast auch, wo du immer für Christus stirbst, Zeugen deines Todes genug, wenn du Christus, der die Blutzeugen prüfet und krönet, zum Zeugen hast.

Der Sohn Gottes hat gelitten, um uns zu Kindern Gottes zu machen, und ein Sohn des Menschen will nicht leiden, um Gottes Kind zu bleiben? Liegt der Haß der Welt schwer auf uns, so müssen wir nicht vergessen, daß er zuvor auf Christus gelegen hat. „Wenn euch die Welt haßt“, sprach er, „so denkt daran, daß sie mich zuerst gehaßt hat. Wenn ihr von der Welt wäret, würde die Welt an euch das Ihre lieben. Aber, weil ihr nicht von der Welt seid, und ich euch von der Welt gesondert habe, darum haßt euch die Welt. Vergeßt das Wort nicht, das ich zu euch geredet habe, daß der Knecht nicht größer sei als der Herr. Wenn sie mich verfolgt haben, so werden sie euch auch verfolgen“.

(Cyprian)

Quelle: Glaubensstimme – Die Archive der Väter


(Tagesvers vom 1. September 2023)

Eingestellt am 1. September 2023