Markus 8, 34-36.38

Und er rief zu sich das Volk samt seinen Jüngern und sprach zu ihnen: Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst 1) und nehme sein Kreuz auf sich 2) und folge mir nach 3). (Markus 8, 34)

1) verleugne sich selbst: seinen eigenen Willen, seine eigene Meinung, seinen Vorteil, seine Ehre, seine Lust.

2) nehme sein Kreuz auf sich: trage alles Leiden, das ihn bei solcher Nachfolge Jesu und überhaupt trifft.

3) folge mir nach: trete genau (auch im Wandel) in meine Fußstapfen ein.

Denn wer sein Leben will behalten, der wird’s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinet- und des Evangeliums willen, der wird’s behalten.
(Markus 8, 35 vgl. Matthäus 16, 25)

Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne 4) 5), und nähme an seiner Seele Schaden? (Markus 8, 36 vgl. Matthäus 16, 26)

4) außerhalb meiner Nachfolge – so schließt sich V. 36 teils an V. 35, teils an V. 34 an.

5) wenn er die ganze Welt gewönne: die ganze Welt, wäre sie auch gewonnen, würde nicht hinreichen zu einem Lösegeld für die beim Trachten nach der Welt verloren gehende Seele (vergleiche den reichen Mann in der Hölle), falls etwa einen Weltmenschen noch der Neukauf ankommen wollte.

Denn 6) wer sich mein und meiner Worte schämt unter diesem ehebrecherischen 7) und sündigen Geschlecht, des wird sich auch des Menschen Sohn 8) schämen, wenn er kommen wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit den heiligen Engeln. 9) (Markus 8, 38)

6) dies „denn“ schließt sich an die Voraussetzung des Verlorenseins der Seele bei einem Leben ohne Glauben an Jesum und ohne Nachfolge Jesu an, wovon soeben die Rede war.

7) Heutzutage würde der HErr Jesus sagen: atheistischen. Denn er meint auch hier die von Gott abtrünnige Richtung des damaligen Geschlechts.

8) Weil Jesus Menschensohn ist, ist Ihm das Gericht aufgetragen, vergl. Joh. 5, 27 und Apostelg. 17, 31. Daher wird Er auch hier, wo von Seiner Wiederkunft zum Gericht die Rede ist, Menschensohn genannt. Zugleich ist damit auf den Grund hingedeutet, warum sich Viele Jesu schämen, nämlich Seine menschliche Aussenseite.

9) dann wird sich freilich niemand mehr schämen wollen, aber dann schämt Er sich derer, die sich zuvor Seiner geschämt haben. Welch bedenklich Wort für Alle Vornehme und Geringe, Gesbildete und Ungebildete, Gelehrte und Ungelehrte, Reiche und Arme, die sich des Mensch gewordenen und Gekreuzigten schämen.

Matth. 16, 28: „Wahrlich, ich sage euch: Es stehen etliche hier, die nicht schmecken werden den Tod, bis daß sie des Menschen Sohn kommen sehen in Seinem Reiche“ kann auf nichts anderes gehen als auf den großen Aufschwung, den das Reich Gottes noch zu den Lebzeiten der Apostel, teils noch vor der Zerstörung Jerusalems (vgl. Matth. 10, 23), teils und noch vielmehr nach derselben nahm; auch letzteres erlebte ein Apostel noch, Johannes (s. Joh. 21, Schluß), und vielleicht noch einige andere Apostel und damalige Jünger Jesu.  Jesus führt dies aber an, um zu zeigen, wie wenig man sich Seiner und Seines Bekenntnisses zu schämen habe.

Quelle:

Handbuch der Bibelerklärung für Schule und Haus. Die wichtigsten Abschnitte der heiligen Schrift in geschichtlichem Zusammenhange ausgelegt mit übersichtlicher Angabe der nicht erklärten Stellen. Herausgegeben von dem Calwer Verlagsverein. Zweiter Band, das Neue Testament enthaltend. Mit 2 Charten. Calw, in der Vereinsbuchhandlung. Stuttgart, in Commission bei J.F. Steinkopf. 1850. [S. 126 f.; Digitalisat]

Eingestellt am 4. April 2024