Hesekiel 18, 23

Meinest du, daß ich Gefallen habe am Tode des Gottlosen, spricht der HERR, und nicht vielmehr, daß er sich bekehre von seinem Wesen und lebe?
(Hesekiel 18, 23)

So sprich zu ihnen: So wahr als ich lebe, spricht der HERR HERR, ich habe keinen Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern daß sich der Gottlose bekehre von seinem Wesen und lebe. (Hesekiel 33, 11a)

Der Prophet Ezechiel predigte den Juden, die aus ihrem Land weggeführt waren, und als verachtete und bedrängte Leute im Lande der Chaldäer wohnten. Diese Juden nun sagten in einem traurigen Unglauben, V. 10.: Unsere Sünden und Missetaten liegen auf uns, daß wir darunter vergehen, wie können wir denn leben?“ – Das ist, wie können wir uns der Gnade unsers Gottes rühmen und gutes Mutes sein? Ob nun gleich diese Leute allein über ihre Sünden und Missetaten zu klagen schienen, so wußte doch der Herzenskündiger, daß die Klage auch über Ihn ergehe, siehe Verse 17.20., und Er von ihnen beschuldiget werde, Er lasse sie unter ihren Sünden und Missetaten vergehen und verschmachten, und habe ein Wohlgefallen an ihrem Verderben: Darum hieß Er den Propheten zu ihnen sagen:
So wahr Ich lebe, spricht der HErr HErr, Ich habe kein Gefallen am Tod des Gottlosen.

Gott setzte hier dem Unglauben der Juden nicht nur Seinen Ausspruch, der an sich selbst schon glaubwürdig gewesen wäre, sondern auch einen Eid entgegen. Er stieß aber dasjenige nicht um, was die Juden von ihren Sünden und Missetaten gesagt hatten, sondern ließ es gelten, daß der Mensch, an dessen Tode Er keinen Gefallen habe, ein Gottloser sei. Aber an des Gottlosen Tod, sagt Er, habe Ich kein Gefallen. Dieser Tod ist dem Leben entgegengesetzt, welches die Sünden und Missetaten unmöglich zu machen scheinen, V. 10., da dann freilich nicht das natürliche Leben gemeint ist, als welches auch bei einer großen Sündenlast und in kümmerlichen Umständen fortgesetzt werden kann, sondern das Leben in der Gnade Gottes, und der gute Mut, den das Wohlgefallen Gottes und die Hoffnung eines ewigen Lebens macht.

Der Tod also, von dem der HErr redet, schließt Alles in sich, was der Zorn Gottes mit sich führt: Unmut, Finsternis, Unfall, Herzeleid, Sterben ohne Hoffnung, und ein Hinfahren in eine finstere Hölle, von dem die Juden eine richtige Erkenntnis hatten. V. 8. befahl der HErr dem Propheten, er solle zu dem Gottlosen sagen: Du mußt des Todes sterben“. Aus einem solchen Ausspruch, der freilich nicht den leiblichen Tod, sondern die Verdammnis ankündigt, wollten die Juden schließen, sie seien als gewesene Gottlose unwiderruflich verloren, und es bleibe nun dabei, daß sie ohne Gnade sterben müssen: deswegen entdeckte hernach der große Gott, wie es mit jenem Ausspruch gemeint sei.

Es werde dem Gottlosen dadurch freilich angezeigt, was er verdient habe, und diese Anzeige solle bei ihm einen heilsamen Schrecken verursachen, und aus diesem Schrecken, wie auch aus der damit verbundenen Einsicht in die ohne Verstellung angekündigte Todeswürdigkeit (Römer 1, 32), solle die Bekehrung folgen, da dann der HErr immer gern zeigen werde, daß Er bei der Veränderung, die mit dem Gottlosen vorgegangen, das Todesurteil nicht vollstrecken, sondern ihn ewiglich leben lassen wolle. Wir können hieraus lernen, was es um des Sohnes Gottes willen, welcher den Menschen zum Erlöser und Fürsprecher gesetzt ist, mit dem Gesetz für eine Bewandtnis habe. Es ist ein wahres Wort Gottes. Sein Fluch ist ein gerechter und ernstlicher Fluch. Der Gottlose soll seiner nicht spotten, weil er ihn sonst auf die schrecklichste Weise fühlen wird (Galater 6, 7f.). Nur soll er in Christo das Leben suchen.

Herr Gott, himmlischer Vater, der du nicht Lust hast an der armen Sünder Tod, lässest sie auch nicht gern verderben, sondern willst, daß sie bekehret werden und leben:

Wir bitten dich herzlich, du wollest die wohlverdiente Strafe unserer Sünde gnädiglich abwenden und uns hinfort zu bessern deine Barmherzigkeit mildiglich verleihen.

Um Jesu Christi, deines lieben Sohnes und unseres Herrn willen.

Amen.

Quelle:

M. Magnus Friedrich Roos. Glaubensstimme – Christliche Texte aus zwei Jahrtausenden


Querverweis: Hesekiel 18, 32

(Hesekiel 18, 23; Tagesvers vom 8. März 2024)

Eingestellt am 2. März 2021 – Letzte Überarbeitung am 8. März 2024