Wie gerne möcht‘ ich Hütten bauen (Zeller #105)

Wie gerne möcht‘ ich Hütten bauen,
Wo die Verklärung dich umstrahlt,
Und in dein Gottesantlitz schauen,
Wie es kein Wort, kein Zeuge malt,
Wo deine Heil’gen aus den Toten
Anbetend feiernd um dich stehn,
Der nahenden Vollendung Boten,
Entzückt den Glanz die Jünger sehn!

Kurz war die Pracht, und eh sie’s dachten,
Schloß sich ihr Aug‘ der Herrlichkeit
In schwachem menschlichen Umnachten,
Und wieder wallte weit und breit
Des ird’schen Tages Sonnenflimmern
Um Fels und Wald, um Tal und Flur:
Von der Verklärung hohem Schimmern
Dahin die letzte lichte Spur.

Wie ist das Reich der sel’gen Geister
Dem Staubgeborenen so nah!
Sie sind bei dir, dem Herrn und Meister,
Und du bist heut‘ und immer da;
Doch wenn in sel’gen Augenblicken
Der Vorhang unsichtbar sich hebt,
Und sich das Herz zum Schau’n will schicken,
Sind wir von Wolken schnell umschwebt.

In solchem Fluten, solchem Schwanken,
Von Licht zu Nacht, von Nacht zu Licht,
Erglüh’n und dunkeln die Gedanken,
Die lichtesten ─ ein Traumgesicht;
Da faßt den Kühnsten Angst und Grauen:
Wer sind wir, Herr? ─ und wo bist du?
Wann läßt du uns dein Antlitz schauen,
Und schenkst für immer Fried‘ und Ruh?

Wir möchten reden, müssen schweigen,
Kaum wissend, was wir selbst gesehn,
Und von den Bergen niedersteigen
Und in des Lebens Täler gehn.
Nicht feiern dürfen wir da droben
Im Anschau’n solcher Herrlichkeit;
Hier unten müssen wir erproben,
Ob wir dir wirklich uns geweiht.

So willst du’s, Herr, der uns erschaffen,
Von Höhen uns zu Tiefen führt;
Uns übst in deines Lichtes Waffen,
In treuem Dienst, wie sich’s gebührt;
Und, wenn die Dunkel uns umwallen,
Und uns entgeht der letzte Hort,
Aus lichten Wolken läßt erschallen
Dein trost- und friedereiches Wort.

Was uns in jenen sel’gen Stunden
Kam Unaussprechliches zu gut,
Im eig’nen Kampf, in Kreuz und Wunden
Wird es uns erst zu Fleisch und Blut:
Da wird die Ahnung zur Erkenntnis,
Dein Wort zur grünen Lebenssaat,
Frei, klar und offen das Bekenntnis,
Und aus der Sehnsucht Kraft und Tat.

Liedtext: Albert Zeller (1804-1877)

Quelle: Albert Zeller, Lieder des Leids, N0. 105, S. 211ff. (Druck und Verlag von Georg Reimer, Berlin 1865) [Digitalisat]

Petrus aber, und die mit ihm waren, waren voll Schlafs. Da sie aber aufwachten, sahen sie seine Klarheit und die zwei Männer bei ihm stehen. Und es begab sich, da die von ihm wichen, sprach Petrus zu Jesu: Meister, hier ist gut sein. Lasset uns drei Hütten machen: dir eine, Mose eine und Elia eine. Und er wußte nicht, was er redete. (Lukas 9, 32+33)

Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunkeln Wort; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich’s stückweise; dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin. (1. Korinther 13, 12)

Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder; und es ist noch nicht erschienen, was wir sein werden. Wir wissen aber, wenn es erscheinen wird, daß wir ihm gleich sein werden; denn wir werden ihn sehen, wie er ist.
(1. Johannes 3, 2)


Eingestellt am 31. Juli 2024 – Letzte Überarbeitung am 21. August 2024