Zum 5. September – Matthäus 19, 17 (Ludwig Hofacker)

Jesus sprach zu dem Jüngling: Willst du aber zum Leben eingehen, so halte
die Gebote. (Matthäus 19, 17b)

Kontext:

Und siehe, einer trat zu ihm und sprach: Guter Meister, was soll ich Gutes tun, daß ich das ewige Leben möge haben? Er aber sprach zu ihm: Was heißest du mich gut? Niemand ist gut denn der einige Gott. Willst du aber zum Leben eingehen, so halte die Gebote. (Matthäus 19, 16.17 LUT)

Wenn du aber auch finden solltest, daß du dies alles gehalten habest, so hättest du damit doch noch nicht die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, zu dieser würde noch überdies erfordert, daß solches alles bei dir geflossen wäre und flösse aus einem freiwilligen Geiste, daß diese Gesetzeserfüllungen aus deiner Natur sich so natürlich hervorgetrieben hätten, wie sich bei sonst günstigen Umständen aus einem Traubenstock Trauben hervortreiben. Man darf es ja dem Traubenstock nicht befehlen, daß er Trauben und keine Holzäpfel tragen soll; er tut es von selbst; es ist seine Natur, Trauben zu tragen; siehe, so müßte es auch deine Natur, deine Lust, ein Ergebnis deiner innersten Lebenstriebe gewesen sein, Gott und den Nächsten völlig und ganz zu lieben, wenn du dadurch solltest eine Gerechtigkeit vor Gott zuwege bringen.

Ja, noch mehr, zu einer Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, würde auch das erfordert, daß du in deinem ganzen Leben, von dem Augenblicke an, wo du angefangen hast zu denken, bis in deinen letzten Atemzug hinein, niemals, auch mit keinem Gedanken, dich gegen das Gesetz der Liebe Gottes und des Nächsten verfehlt hättest. Nur unter diesen Bedingungen hättest du das Gesetz erfüllt, und nur dann hättest du eine Gerechtigkeit, die vor Gott gilt; nur dann könntest du durch dein Tun selig werden. Eine solche Gerechtigkeit aber hat kein Mensch; nur Christus hat sie, sonst niemand; darum kann niemand sein eigener Heiland und Seligmacher sein.

Andacht: Ludwig Hofacker (1798-1828)

Süßes Heil, laß dich umfangen,
Laß mich dir, meine Zier,
Unverrückt anhangen!
Du bist meines Lebens Leben;
Nun kann ich mich durch dich
Wohl zufrieden geben.

Meine Schuld kann mich nicht drücken,
Denn du hast meine Last
All auf deinem Rücken.
Kein Fleck ist an mir zu finden,
Ich bin gar rein und klar
Aller meiner Sünden.

Ich bin rein um deinetwillen;
Du gibst g’nug Ehr und Schmuck,
Mich darein zu hüllen.
Ich will dich ins Herze schließen.
O mein Heil! Edles Teil!
Laß dich recht genießen.

Liedverse: Paul Gerhardt (1607-1676) »Fröhlich soll mein Herze springen«

Quelle:

Ludwig Hofacker † Pfarrer in Rielingshausen: Erbauungs- und Gebetbuch für alle Tage, nebst einem Anhang von besonderen Gebeten – Aus den hinterlassenen Handschriften und aus den Predigten des sel. Verfassers. Herausgegeben von G. Klett, Pfarrer in Barmen. Dritter Abdruck, Stuttgart 1879. Druck und Verlag von J. F. Steinkopf.
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Übersicht Matthäus -Evangelium

Eingestellt am 5. September 2024