Selige Freiheit vollkommener Seelen (Fricker)

Mel.:»Höchster Formirer«  etc.

1. Selige Freiheit vollkommener Seelen,
Die auf den himmlischen Vater nur sehn,
Ihm die Regierung des Ganzen befehlen
Und durch Gehorsam in Liebe fortgehn:
Jesus macht billig,
Heilig und willig,
Aus Seiner Fülle viel Wachsthum zu flehn.

2. Das lehrt der Geist aus dem ewigen Lichte,
Wenn man aufrichtig die Wahrheit nur sucht,
Und alle Triebe und bittere Früchte,
Die aus dem Fleisch sich erheben, verflucht.
Was so viel Leiden
Bringt, soll sich scheiden;
Haß ich mich selber, so lieb ich die Zucht.

3. Eifer ums Gute, o Licht meines Lebens,
Schenk mir vom Kreuz, das ich stetig betracht,
Daß ich nicht höre, noch lese vergebens,
Wie mich dein Opfer zum Vater gebracht.
Lehre mich streiten,
Fleißig arbeiten,
Lieben und beten und suchen mit Macht.

4. Seligste Spur zu dem reichesten Siege,
Den mir die Kreuzes=Gemeinschaft gewährt!
Wenn ich mein Herz mit der Wahrheit bekriege,
Die mir die Freiheit des Geistes beschert.
In diesem Spiegel
Findt sich das Siegel,
Weil sie im Scheiden das Böse verzehrt.

5. O wie viel Trägheit und Falschheit im Herzen
Ziehet der flatternde Geist aus der Welt;
Eigenlieb, Krümmungen machen nur Schmerzen,
Wenn man die feineste Seite hinstellt.
Bin ich gerade,
Geh ich im Pfade,
Da kein gesezlicher Bann mich mehr hält.

6. Ewige Liebe, in dir ist das Leben,
In mir ist Aergernis, Falschheit und Qual!
Doch geht der Will, nach der Freiheit zu streben,
Daß mich die göttliche Einfalt bestrahl.
Mache mich kindlich,
Treu und empfindlich,
Ob ich dir auch im Geringsten gefall?

7. Rein’ge den Sinn von gefälligen Bildern,
Damit mein Herz sich so gar oft betrügt;
Lehr mich die Rede verringern und mildern,
Die sonst so heftig den Nächsten bekriegt.
Was mich will ziehen,
Lehre mich fliehen,
Weil mir die Welt so viel Scheinbars vorlügt.

8. Fasse, o König der Wahrheit, den Willen
In deinen herrlichen Opfergang ein,
Stetig des Vaters Gebot zu erfüllen,
Heilig und stille, geschäftig zu sein.
Bleib ich so stündlich,
So wird mich endlich
Dein süßes Joch mit der Freiheit erfreun.

Liedtext: Johann Ludwig Fricker (1729-1766)

Quelle:

Johann Ludwig Fricker, ein Lebensbild aus der Kirchengeschichte des 18. Jahrhunderts, herausgegeben von Karl Chrn. Ebrh. Ehmann, Pfarrer in Unterjesingen. Tübingen. Verlag der Osiander’schen Buchhandlung. 1864. [S. 360f; Digitalisat]

Weblinks und Verweise

Seite Johann Ludwig Fricker bei Wikipedia (DE)

Lied Nr. 49, in: Christliches Hausbüchlein. Von Pfarrer Gottlob Baumann in Kemnat. Eine Sammlung meist alter, bewährter Gebete und Lieder, besonders über die Heilsordnung, 15. Auflage, S. 99f.
Verlag der Evangelischen Gesellschaft, Färberstraße 2,  Stuttgart 1910.

Melodie: Lied Nr. 58, in: Christoph Dölker und Wilhelm Dölker: Geistliche Lieder mit Melodieen zur gemeinschaftlichen Erbauung. 4., vermehrte Auflage, Stuttgart 1873. [Digitalisat]

Melodieseite: LIEBSTER IMMANUEL (externer Link zu Hymnary.org)

Notensatz, 4 stimmig, ohne Liedtext (Leipzig 1675, harm. J. S. Bach, im pdf-Format, externer Link zu Christian Classics Ethereal Library, ccel.org)
Audiofiles der Melodie (midi, mp3, externe Links zu Hymnary.org)

Notensatz mit Liedtext im NWC-Format (einsehbar und spielbar mit dem NoteWorthy Composer Viewer; externe Links zu Hymntime.com und noteworthycomposer.com)

Hinweis: NWC (NoteWorthy Composer) ist ein Notations- und Kompositionsprogramm für Windows. Die damit erhaltenen Notensätze können vorgespielt werden. [Downloadmöglichkeit des NoteWorthy Composer Viewer (Free)]


Eingestellt am 8. Dezember 2024