IV. Von der Heiligenverehrung.

16. Frage: Wie ist die Heiligenverehrung entstanden?

Antwort: Als der Kaiser Konstantin 312 das Christentum annahm und das Heidentum abschaffte, wurde die Anbetung der heidnischen Gottheiten vielfach auf die Verehrung der Heiligen, besonders der Märtyrer, übertragen, und sie wurden im 4. und 5. Jahrhundert als Fürbitter bei Gott und Helfer in manchen Nöten angerufen.

17. Frage: Seit wann hat die Heiligenverehrung ihre gegenwärtige Gestalt angenommen?

Antwort: Obgleich auf einer Synode zu Frankfurt 794 die Anrufung neuer Heiligen verboten und dieses Gebot von Kaiser Karl dem Großen 805 neu eingeschärft worden war, nahm doch Papst Johann XV. 993 das erste Beispiel einer allgemeinen Heiligsprechung vor, und 1170 erklärte Papst Alexander III. die Heiligsprechung für ein ausschließliches Recht des apostolischen Stuhles. Seitdem sind viele Heiligsprechungen fast von allen Päpsten vorgenommen worden so daß sich die Zahl derselben nicht mehr übersehen läßt.

18. Frage: Welche irrige Ansicht hat sich noch an die Heiligenverehrung angeschlossen?

Antwort: Es ist erstens eine Irrlehre, daß die Heiligen eine besondere Klasse von Menschen sind; zweitens, daß sie mehr gute Werke getan haben sollen, als zu ihrer eigenen Seligkeit nötig gewesen seien; und drittens, daß diese überschüssigen guten Werke einen Schatz bilden, aus welchem die römische Kirche nach Gutdünken andern Menschen Verdienste zuwenden könne.

19. Frage: Warum müssen die Lehren von der Heiligenverehrung verworfen werden?

Antwort:
1. Gott allein ist der Herzenskündiger, der weiß, ob ein Mensch heilig ist oder nicht;
2. die Heiligen sind ebensogut Sünder, wie alle anderen Menschen auch, welche nur aus Gnaden selig werden können;
3. kein Mensch wird durch seine Werke selig, und es gibt also noch viel weniger überschüssige gute Werke;
4. es steht nicht in der Macht eines Papstes oder Priesters, Verdienste auf andere zu übertragen, denn es ist allein eine Sache Gottes, wenn er uns das Verdienst Christi aus Gnaden anrechnen will;
5. die Heiligen sind weder allwissend noch allgegenwärtig, deshalb wissen sie von unserem Tun und Lassen nichts und haben von unserem Beten keine Kunde:

Jesaja 63, 16: Bist du doch unser Vater; denn Abraham weiß von uns nicht, und Israel kennt uns nicht. Du aber, HERR, bist unser Vater und unser Erlöser; von alters her ist das dein Name.

6. Wir sind an den Sohn Gottes als den einzigen Fürsprecher beim Vater gewiesen, und ihn mißtrauisch oder kleingläubig bei Seite setzen, da er doch sein Leben für uns gelassen hat, ist eine schwere Beleidigung seiner Liebe und große Sünde;
7. die Heiligenverehrung drängt in sehr gefährlicher Weise die Verehrung Gottes und seines Sohnes in den Hintergrund;
8. die vielen den Heiligen zu Ehren veranstalteten Feiertage üben in den Gegenden, wo sie bestehen, einen verderblichen Einfluß auf den Wohlstand des Volkes aus, indem nicht nur nötige Arbeitstage demselben entzogen werden, sondern diese Feiertage auch noch sehr häufig zu ausschweifenden Volksbelustigungen Veranlassung geben.

20. Frage: Was sollte deshalb in der römisch katholischen Kirche geschehen?

Antwort:  Man sollte die ganze Heiligenverehrung abschaffen, und es sollte sich Jedermann von ganzem Herzen zu dem Herrn und Heiland hinwenden, der nicht nur helfen kann, sondern dessen größte Freude es auch ist, einem armen bußfertigen Sünder die Sünde zu vergeben und ihn selig zu machen.

1. Könige 8, 39: So höre Du es im Himmel, der Stätte Deiner Wohnung, und vergib und tue, und gib einem Jeden nach seinem Wandel, der du sein Herz kennest, denn Du kennest allein das Herz aller Menschenkinder.
Römer 3, 22-24: Denn es ist kein Unterschied: indem Alle gesündigt haben, und ermangeln des Ruhmes vor Gott. Und gerechtfertigt werden sie, unverdient, durch Seine Gnade, durch die Erlösung, die sie haben in Christo Jesu.
Hebräer 7, 24-25: Dieser (Christus) aber, weil Er bleibt in Ewigkeit, hat ein unvergängliches Priestertum. Daher kann Er auch auf immer die selig machen, welche durch ihn zu Gott sich nahen, weil Er immerdar lebet, um zu bitten für uns.
1. Johannes 2, 1-2: Meine Kindlein! Dieses schreibe ich euch, auf daß ihr nicht sündiget. Wenn aber auch einer sündigt, haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesum Christum, den Gerechten: und Er ist das Sühnopfer für unsere Sünden, nicht aber allein für die unsrigen, sondern auch für die der ganzen Welt.
Jesaias 63, 16: Bist du doch unser Vater; denn Abraham weiß von uns nicht, und Israel kennt uns nicht. Du aber, HERR, bist unser Vater und unser Erlöser; von alters her ist das dein Name.
Jeremias 2, 13: Denn mein Volk hat doppelt Böses getan: Mich, das frische Quellwasser hat es verlassen, um sich Zisternen zu graben, durchlöcherte Zisternen, die kein Wasser halten.
Lukas 17, 10: Also auch ihr, wenn ihr getan habt Alles, was euch geboten war, sprechet: Wir sind unnütze Knechte, was wir schuldig waren zu tun, haben wir getan.
Apostelgeschichte 10, 25+26: Da nun Petrus hinein ging, kam ihm Cornelius entgegen, fiel ihm zu Füßen und betete ihn an. Petrus aber richtete ihn auf und sprach: Steh auf, auch ich bin ein Mensch.
Offenbarung 19, 10: Und ich, Johannes, fiel nieder zu seinen (des Engels) Füßen, ihn anzubeten. Und er sprach zu mir: Siehe, tue es nicht! Ich bin dein Mitknecht und deiner Brüder, die beharren beim Zeugnis Jesu. Bete Gott an! (Das Zeugnis aber Jesu ist der Geist der Weissagung.)
Jeremias 17, 5-7So spricht der HERR: Verflucht ist der Mann, der sich auf Menschen verläßt und hält Fleisch für seinen Arm, und mit seinem Herzen vom HERRN weicht.
Der wird sein wie die Heide in der Wüste und wird nicht sehen den zukünftigen Trost, sondern bleiben in der Dürre, in der Wüste, in einem unfruchtbaren Lande, da niemand wohnt. Gesegnet aber ist der Mann, der sich auf den HERRN verläßt und des Zuversicht der HERR ist.

Quelle:

Die neuen Lehren der römisch-katholischen Kirche – im Vergleich mit der alten Lehre des Herrn und seiner Apostel in siebenzig Fragen mit mehr als 150 Belegstellen des Alten Testaments nach L. van Eß und des Neuen Testaments nach Kistemakers bischöflich approbirter Uebersetzung. Stuttgart, 1871. Druck und Verlag von J. F. Steinkopf.

In 70 Fragen und Antworten dargestellt. 48 Seiten.
[Digitalisat verfügbar]


Eingestellt am 2. April 2024