Beruf’ne Seelen, schlafet nicht (Tersteegen)

1) Beruf’ne Seelen, schlafet nicht,
zur Ewigkeit steht aufgericht‘!
wir wandeln nur im Schatten hier,
was träumen wir,
und zärteln unser träges Tier?

2) Legt ab die Last und was euch hält,
Lust, Gunst und Umgang dieser Welt,
geht aus Natur und Eigenheit,
seid stets bereit,
der Bräut’gam kommt, er ist nicht weit!

3) Auf, laßt uns ihm entgegengehn
und, was hier stehet, lassen stehn,
nehmt seinen Ruf im Geiste wahr!
Hier ist er gar
den reinen Herzen offenbar.

4) Bleibt eingekehrt, da man’s geneußt,
und betet immerdar im Geist,
daß man euch Zeit
und Kraft nicht stehl‘;
ach sammelt Öl
jetzt, jetzt, damit euch’s dann nicht fehl!

5) Nun, ganz für Gott!
Dort gilt kein Schein;
Herr, flöß‘ uns Öl der Liebe ein
zu unsres Lebens Treibgewicht
und Seelenlicht,
das auch im Tod verlösche nicht!

6) O Jesu, weck uns selber auf,
zum innigmuntern Pilgerlauf,
hilf wachen, beten, sterben nun
und nirgend‘ ruhn,
bis du uns findest also tun!

Liedtext: Gerhard Tersteegen (1697-1769)
Melodie: Jena 1609

Quellenangabe:

Christian Hählke (christianhaehlke.de)

Notensatz, 1stimmig (pdf)

Eingestellt am 29. April 2022