Offenbarung 22, 7

Wir sind ja so schläfrige Naturen, die des Weckens so bedürftig sind. Und was die Stunde des Herrn betrifft, die Stunde seines Kommens, was wissen wir davon? Nun, wir wissen, wann der Herr des Hauses kommt, ob er kommt am Abend oder um Mitternacht oder um den Hahnenschrei oder des Morgens. Doch wir wissen noch mehr; wir wissen, daß er bald [gr. ταχύ. „ohne unnötigen Verzug“] kommt. Komme er, wann er wolle, er kommt bald.

„Hüter, ist die Nacht schier hin?“ (Jes. 21, 11) fragt, seufzt der wachende Teil. Und was antwortet der Hüter, der Türhüter? Ja, die Nacht ist schon hin; Abend und Mitternacht sind vorbei. Wenn es schon zu Abend hieß: Der Herr kommt bald! Wie viel mehr jetzt in dieser späten Stunde der Nacht, da der Morgen schont graut! Also: Wachet und eilet, daß ihr fertig werdet mit eurem Tagewerk! Wachet, setzt euch in Bereitschaft, „daß ihr würdig werdet, zu entfliehen jenem allem, das da kommen soll, und zu stehen vor des Menschen Sohn“!

Was ich euch sage, das sage ich allen: Wachet!

Amen.

M. Gottlob Baumann, Pfarrer in Kemnat bei Stuttgart: Neunundsiebenzig Predigten über die Evangelien des zweiten württ. Jahrgangs auf alle Sonn-, Fest- und Feiertage. Dritte Auflage, Unveränderter Abdruck, S. 385-390. Quell-Verlag der Ev. Gesellschaft, Stuttgart.