Die heilige Taufe (Spurgeon)

Spurgeon, Charles Haddon – Die heilige Taufe
Was zur Taufe erforderlich ist.

Ich kann nicht umhin, heute ein Wort über das zu sagen, was Hugo Miller „meine Schule und mein Schulmeister“ nennt. In der vorigen Woche war ich in Maidstone in Kent. Es war etwa um die Zeit, da ich vierzig Jahre früher die Schule verließ, die dort „Kolleg“ genannt wurde. Ich meinte, hinübergehen zu müssen, um mir den Ort und besonders einen Baum anzusehen, der am Fluß Medway steht. Unter jenem Baum habe ich Stunden und Tage und selbst Wochen zugebracht und ganze Tage lang gelesen. „Während der Schulzeit?“ – Ja, mein Lehrer war der Ansicht, daß ich unter jenem Baum mehr lernen könne, als in der Klasse, und er war ein weiser Mann. Er pflegte mir ein Buch zu geben und dann mich mir selbst zu überlassen; und in voriger Woche stand ich unter jenem Baum und konnte Gott für seine Barmherzigkeit gegen mich während dieser vierzig Jahre danken, und ich konnte sagen: „Gott, Du hast mich gelehrt von Jugend auf, darum verkündige ich Deine Wunder“ – Als ich so dastand, mußte ich auch wieder daran denken, wie ich, bald nachdem ich jene Schule verlassen hatte, zum Glauben an Christum und zur Ruhe in Ihm und zum Besitz des ewigen Lebens kam, und ich konnte nicht anders, als Gott dafür danken, daß ich jene Schule besuchen durfte. Es war eine Schule der englischen Hochkirche. Dem Umstand, daß ich dort war, verdanke ich es, daß ich jetzt hier bin; es trat schon damals eine Wendung in meinem Leben ein.

Der Katechismus der englischen Kirche hat, wie sich manche von euch erinnern werden, unter anderem die Frage: „Was wird von den Personen gefordert, die getauft werden sollen?“ – Und die Antwort, die zu geben ich gelehrt wurde, lautete: „Buße, in welcher sie die Sünde aufgeben, und Glauben, in welchem sie fest an die Verheißungen glauben, die ihnen in diesem Sakrament gegeben sind“. Ich suchte diese Antwort in der Bibel und fand, daß sie, was die Buße und den Glauben anbetrifft, ganz korrekt war, und es war ganz natürlich, daß ich, nachdem ich ein Christ geworden war, auch ein Baptist wurde, und hier bin ich, und ich verdanke es dem Katechismus der englischen Kirche, daß ich ein Baptist bin. Unter den Kongregationalisten erzogen, hatte ich mich um diese Dinge bisher nicht gekümmert. Ich hatte mir gesagt, daß ich als kleines Kind getauft worden sei, und als ich nun der Frage gegenübergestellt wurde: „Was wird von den Personen gefordert, die getauft werden sollen?“, und nun fand, daß Buße und Glauben gefordert werden, da sagte ich mir: „Dann bin ich nicht getauft; dann war jene Säuglingsbesprengung ein Mißgriff und ein Irrtum, und wenn es Gott gefällt, daß ich jemals zur Buße und zum Glauben kommen sollte, dann will ich mich auch rechtmäßig taufen lassen“. Ich wußte nicht, daß es noch einen anderen Menschen in der Welt gab, der dieselbe Meinung hatte. So fühlte ich mich dankbar für die kirchliche Schule und für den kirchlichen Katechismus, den ich in Maidstone zu lernen hatte. Ich wüßte nicht, daß ich mich für irgend eine andere Frage des Katechismus so dankbar fühlte; diese führte mich dahin, mich aus der Heiligen Schrift davon zu überzeugen, daß Buße und Glauben erforderlich sind, ehe von einer richtigen Taufe die Rede sein kann.

Die Pflicht des persönlichen Gehorsams gegen Christus.

Ihr müßt Jesu einen persönlichen Gehorsam leisten, selbst wenn das manche schmerzliche Folge haben und auch die zärtlichsten zeitlichen Bande zerreißen sollte. Ich gedenke eines kleinen Vorgangs in meiner eigenen Geschichte, für welchen ich Gott zu danken stets Grund und Ursache habe. Das erste, das ich tat, nachdem ich nach langer Zeit großer Bekümmernis endlich Ruhe in Christo gefunden, war das Neue Testament zu lesen, um zu erfahren, was der Herr für mich zu tun habe. In Gottes Wort fand ich die Pflicht der Taufe der Gläubigen. Ehe ich selbst diese Wahrheit entdeckte, war ich noch nie mit Baptisten zusammengetroffen. Ich hatte noch nicht einmal gehört, ob es überhaupt welche gebe; so nachlässig waren sie in der Verbreitung ihrer Anschauungen über diesen Punkt gewesen; aber ich nahm das Neue Testament mit meinem Lexikon zur Hand, um zu sehen, was das Wort bedeute, und fand, daß das Wort „taufen“ untertauchen bedeute. In der Schrift fand ich, daß Gläubige untergetaucht wurden. Ich kannte niemand, der mit mir gleicher Meinung war; aber das hatte für mich nichts zu bedeuten. Wenn ich nur jemand finden konnte, der mich taufen wollte! Jedenfalls war ich entschlossen, in der einen oder anderen Weise meine Pflicht zu erfüllen. Später entdeckte ich, daß es viele gab, welche in der Heiligen Schrift geforscht hatten und zu demselben Schluß gekommen waren; mir aber schien es damals, als ob ich mich von allen Christen, die ich kannte, trennen müsse. Habe ich meinen Schritt jemals bereut? Nein. Wie manche ihn auch als unrichtig verurteilen mögen – er hat meinem ganzen Geist und Leben eine Richtung gegeben, für welche ich Gott zu danken Ursache habe. Nachdem ich die Bibel für mich selbst gelesen hatte, stand ich auf eignen Füßen. Im Gehorsam gegen meinen Herrn und Meister ging ich meinen eigenen Weg, und von jenem Tage ab wüßte ich nicht, daß ich mich je eigenwillig von dem Recht abgewendet hätte, sei es nun, daß es sich um die Lehre oder um die Verordnung handelte. Ich habe den Glauben gelehrt, wie ich ihn gelernt habe. Wo ich irrte, da geschah es aus Mangel an Licht, aber nicht aus Mangel an Willen, dem Herrn zu dienen. Wenn ich aber jene erste Überzeugung unterdrückt und mein Gewissen betäubt hätte, könnte ich dann heute vor euch stehen und euch erklären, daß ich mich nicht gescheut habe, euch den ganzen Rat Gottes zu verkündigen?
Der Christ muß seiner Überzeugung folgen.

Als ich in der Schrift las, daß die Gläubigen getauft werden sollten, drang diese Wahrheit in mein Gewissen ein, und als ich anfing, davon zu anderen zu reden, raunten Freunde mir zu: „Es ist ein wahrer Jammer, daß du mit dieser Frage hervortrittst, in Bezug auf welche alle deine Freunde so ganz anders denken, als du“. Ich habe nie aufgehört, Gott dafür zu danken, daß ich hinsichtlich dieser Verordnung des Herrn durchaus überzeugungstreu gehandelt habe. Manche von euch meinen, es handle sich hier nur um eine Kleinigkeit. Gut, erwägt diesen Gedanken einen Augenblick; aber wenn ein Mensch von vornherein bei einer Kleinigkeit seiner Überzeugung nicht getreu ist, so wird die nächste Folge sein, daß er seiner Überzeugung auch nicht treu ist, wenn es sich um große Dinge handelt, und so überschreitet er die Linie, und wenn ihr erst anfangt, um des Friedens willen oder um einer Beunruhigung aus dem Wege zu gehen oder um einem Freund zu gefallen, von dem rechten Pfade abzuweichen, so habt ihr einen Lebensweg eingeschlagen, welcher euch – ich mag es nicht aussprechen, wohin er euch führt. Wenn andere tun, wie es ihnen gefällt, so bist du für ihr Tun nicht verantwortlich; du aber solltest tun, was du für recht hältst!

Was wesentlich und was unwesentlich ist.

Wer an Christum glaubt, der nimmt Ihn nicht nur als seinen Heiland, sondern auch als seinen Herrn an, und deshalb sagt Christus zu ihm: „Geh‘ und tue dies und das!“ Wenn der Mensch sich dessen weigert, so beweist er damit, daß er nicht die Absicht hat, der Jünger des Meisters zu sein. „O, aber Sie wissen doch,“ sagt da jemand, „daß die Taufe etwas Unwesentliches ist.“ Habe ich dich nicht schon gebeten, solche gottlosen Reden zu unterlassen? Hast du eine Magd? Gehst du des Morgens früh an dein Geschäft, und liebst du es, etwa früh um sechs Uhr, ehe du aufbrichst, eine Tasse Kaffee zu trinken? Das Mädchen bringt dir den Kaffee nicht, und du fragst: „Warum erhalte ich meinen Kaffee nicht?“ „O,“ antwortet die Magd, „das ist gar nicht wesentlich; Sie können sehr gut auch ohne eine Tasse Kaffee an Ihr Geschäft gehen.“ Laß dir solche Antwort zum zweitenmal gegeben werden oder höre sie auch nur einmal, und du wirst bald feststellen, was etwa unwesentlich ist. Es dürfte dir ganz unwesentlich sein, ein solches Mädchen noch länger in deinem Hause zu behalten; du wirst dir ein anderes Mädchen suchen, denn du sagst dir: „Dies ist kein Mädchen für mich; sie spielt sich hier als Herrin des Hauses auf, denn sie fängt an, meine Anordnungen zu kritisieren und zu sagen, daß das eine wesentlich, das andere aber unwesentlich ist.“ Was verstehst du unter „unwesentlich“?„ Nun, ich meine damit, daß ich selig werden kann, ohne gerade getauft zu werden.“ Wagst du es, diesen gottlosen Satz zu wiederholen? „Ich meine, daß ich selig werden kann, ohne daß ich getauft werde!“ Niedrig denkendes Geschöpf! So willst du also nicht tun, was Christus befiehlt, wenn du, ohne es tun zu müssen, doch selig werden kannst? Du bist kaum wert, überhaupt selig zu werden. Ein Mensch, welcher stets für das, was er tut, bezahlt werden möchte, dessen einzige Idee von der Religion die ist, daß er nur tun will, was er zu seinem Seligwerden für wesentlich hält, wird auch nur dafür Sorge tragen seine eigene Haut zu retten, und Christus kann seinetwegen bleiben, wo Er will.

Geringschätziges Urteilen über Christi Vorschriften.

Ich glaube, daß die Gewohnheit, mit den kleinsten Einzelheiten des Hauses Gottes zu spielen, eine sehr sündliche ist. Ich weiß, daß das in der Gemeinde Gottes zu großem Unheil geführt hat. Ich erinnere mich, gehört zu haben, wie ein Prediger über die Streitfrage der heiligen Taufe sehr leichtfertig sprach. Es machte mir die Haut schaudern, als er sagte, daß er für seinen Teil sich um die Taufe so wenig wie um einige Pfennige kümmere. Ist die Taufe nicht des Herrn Gebot? Irgend eine Art der Taufe hat Christus jedenfalls angeordnet. Gott verhüte, daß wir je darüber spötteln sollten! Wo ist eure Treue gegen Jesus Christus, den Sohn Gottes, wenn ihr über eine von Ihm gegebene Vorschrift mit den Fingern schnappt? Ihr mögt dafür halten, daß sie gleichgültig ist, aber Er, der sie gegeben, kennt ihre Bedeutung und Wichtigkeit sehr wohl, denn Er sagte: „Wer aber eins dieser kleinen Gebote auflöst und lehrt die Leute also, wird der Kleinste heißen im Himmelreich.“ Menschen haben ein neues Sprichwort gemünzt, durch welches die alten Rechte und Gesetze abgeschafft werden sollen. „Im Himmel gibt’s keine Sekten!“ so belehrt man uns. Nachdem wir euch einen Text vorgehalten haben, kommt ihr mit irgend einem Kommentar an und sagt: „Diese Punkte sind wirklich unwesentlich; es würde die Liebe und Eintracht fördern, wenn man sie gänzlich ignorierte!“ Nein, meine Herren; sondern die Punkte, von welchen ihr so leichtfertig sprecht, sind nicht bloße kleine Flecke am Horizont, sie gleichen mehr den Lichtern am Firmament des Himmels, die die Nacht vom Tage scheiden; laßt sie auch euch als Zeichen gelten. „Sie sind zur Seligkeit nicht wesentlich,“ sagt einer. Sei es immerhin so, und dennoch mögen sie zur Annahme wesentlich sein, antworte ich. Willst du als ein Knecht eigenwillig sündigen, weil dir keine Strafe angedroht wird? Willst du als ein Schüler in der Schule Christi seine Gesetze umgehen, weil du ja doch schon der unterste in der Klasse bist, und weil keiner glaubt, daß du aus der Schule verwiesen werden wirst? Ist es denn dahin mit dir gekommen, bekennender Christ, daß du nur darum besorgt bist, der Hölle zu entfliehen?

Das Rechte in der rechten Ordnung.

Ihr wißt, daß selbst gute Dinge befleckt und entstellt werden, wenn man die rechte Ordnung, in welcher sie geschehen sollten, umkehrt, wenn man nach dem Sprichwort den Wagen vor das Pferd spannt. Das Abweichen von Gottes Ordnung in geistlichen Dingen hat stets großes Unheil zur Folge gehabt. Wenn der Herr euch sagt, daß ihr glauben und dann getauft werden sollt, und wenn ihr zuerst getauft werdet und dann glauben wollt, so habt ihr die biblische Ordnung umgekehrt, und ihr seid praktisch ungehorsam gewesen; ihr habt Gottes Wort überhaupt nicht gehalten. Das Rechte in der rechten Ordnung tun – dem kommt nichts gleich.

Die gottgewollte Ordnung.

Laß nie die Ordnung der biblischen Dinge außer acht. Wenn Gott sagt und bestimmt: eins, zwei, drei, so umstelle du das nicht, indem du sagst: drei, zwei, eins. Ich nehme an, daß du dir keine Magd hältst, welcher du es gestattest, deine Anweisungen nach ihrem Belieben umzuändern. Du sagst zu ihr: „Marie, gehe und fege das Empfangszimmer aus, wische es auf und dann nimm das Staubtuch und staube Tisch und Stühle und Bücher etc. ab!“ Wenn nun Marie nach einiger Zeit zu dir käme und sagte: „Madame, ich habe getan, wie Sie befohlen haben: ich habe den Tisch, das Regal, das Sofa und die Stühle abgestaubt und dann das Zimmer ausgekehrt“ – jede gute Hausfrau hier weiß, was geschieht, wenn ihre Anweisungen in dieser Weise umgekehrt werden. Nun haben aber viele in der heutigen christlichen Kirche die Sache also festgestellt: „Wer getauft ist und glaubt.“ – Ich gehöre zu dieser Klasse von Dienstmädchen nicht; ich wage es nicht, meines Meisters Anordnungen umzukehren. Ich habe kein Recht, Leute zu taufen, bevor sie nicht an Christum, als an ihren Heiland, glauben. Beachtet, wie Philippus das dem Kämmerer aus dem Mohrenland vorhielt. Lest das Neue Testament unparteiisch, und ihr werdet dort stets finden, daß die, welche getauft wurden, vorher gläubig geworden waren.

Der König will ganze Soldaten.

Was würde Ihre Majestät von ihren Soldaten denken, wenn dieselben den Eid der Treue leisten und doch sagen möchten: „Wir erlauben uns, Ew. Majestät zu sagen, daß wir des Königs Rock nicht anziehen, sondern viel lieber die Kleidung der Zivilisten tragen werden! Wir sind durchaus ehrliche und aufrichtige Menschen; aber wir wollen nicht in Reihe und Glied stehen und als Ihre Soldaten erkannt werden. Wir möchten uns bisweilen in das Lager der Feinde schleichen und dann auch wieder in Ihrem Lager weilen, und darum ziehen wir es vor, nichts an uns zu tragen, was uns als Ihre Soldaten kennzeichnen könnte!“ – O ja, manche von euch möchten dasselbe Christus gegenüber tun. Ihr möchtet geheime Christen sein, euch gelegentlich in des Teufels Lager schleichen und dann auch wieder in Christi Lager zu Hause zu sein, aber von beiden Seiten nicht anerkannt werden. Wohl, wenn ihr doppelherzig sein wollt, mögt ihr die Verantwortung dafür tragen; ich wollte solches Risiko nicht auf mich nehmen. Es ist eine sehr ernste Drohung, welche Jesus ausspricht: „Des wird sich auch des Menschen Sohn schämen, wenn Er kommen wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit den heiligen Engeln“. Es ist ein sehr ernstes Ding, wenn Christus sagt: „Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein“.

Christi Anordnungen sind nicht unbedeutend.

Ich kannte einen Jüngling, welcher getauft zu werden wünschte, aber seine Freunde hielten ihn davon zurück. Da wurde er krank und tief darüber bekümmert, daß er seinem Herrn nicht nach Anweisung der Heiligen Schrift bekannt hatte. „Aber, Isaak,“ sagte seine Mutter, „du weißt doch, daß die Taufe dich nicht selig macht!“ – „Nein, Mutter,“ sagte er, „das mag sie nicht tun, denn ich weiß, daß ich gerettet bin; aber wenn ich Jesus im Himmel sehe, möchte ich nicht, daß Er zu mir sagte: „Jsaak, es war etwas so Geringes, was ich von dir gefordert habe; hast du mich nicht lieb genug gehabt, um meinen Willen tun zu können?“ – „Gerade der Umstand, daß eine Anordnung Gottes nicht zu den wesentlichen Dingen gehört, läßt meinen Gehorsam deutlich prüfen. Übrigens beachtet bei einem göttlichen Befehl auch die kleinen Punkte. Wo es sich um den Willen Gottes handelt, gibt es nichts Unbedeutendes.

Sündiger Aufschub.

Sich weigern, recht zu tun, ist ein großes Übel; aber in dieser Weigerung beharren, bis das Gewissen hinsichtlich dieser Sache taub und stumm geworden ist, das ist noch viel schlimmer. Ich erinnere mich eines Mannes, welcher im Lauf einer Unterhaltung sagte, daß er seit vierzig Jahren an den Herrn Jesus gläubig sei und daß er auch stets anerkannt habe, daß die Vorschrift der Taufe biblisch sei. Es betrübte mich tief, daß er einer klar erkannten Pflicht so lange ungehorsam geblieben war, und ich riet ihm, sich sogleich taufen zu lassen. Es war ein Dorf, wo wir uns befanden, und er meinte, daß es dort doch wohl an der nötigen Vorkehrung fehlen dürfe. Ich bot ihm an, mit ihm nach einem Teich zu gehen und ihn dort zu taufen, aber er sagte, er glaube nicht, daß es nun mit einem Male so sehr eile. Hier war einer, welcher seinem Herrn eigenwillig ungehorsam war, und viele Jahre hindurch ungehorsam war in einer Sache, die er so leicht erfüllen konnte. Selbst nachdem er seinen Fehler bekannt hatte, hatte er noch nicht Lust, ihn gut zu machen, sondern verkehrte noch ein anderes Gotteswort, um seinen auch weiterhin bleibenden Aufschub zu entschuldigen, indem er vorwandte: „Wer glaubt, hastet nicht.“

Die Verpflichtung, welche die Taufe auferlegt.

Vor mehreren Wochen stand ich mit einem Mann Gottes an jenem Taufbassin, und er sagte zu mir: „Ich wage es nicht, mich taufen zu lassen, obgleich ich davon überzeugt bin, daß es eine biblische Anordnung ist; aber ich fürchte, daß ich nicht imstande sein werde, den Verpflichtungen entsprechend leben zu können“. Meine Antwort an ihn war: „Ist das nicht gerade ein Grund, aus welchem Sie sich Gott sofort übergeben sollten? Denn je mehr wir uns zu einem heiligen Leben verpflichtet fühlen, desto besser ist es für uns“ – „Ich habe dir Gott gelobt!“ Wenn das Bekenntnis unseres Glaubens an Christus uns Schranken setzt, so wollen wir das nicht beklagen. Wir bedürfen solcher Schranken. Wenn wie uns verpflichtet fühlen, es sehr genau zu nehmen, so kommt dies daher, daß wir einem sehr präzisen Gott dienen, und wenn wir uns verpflichtet fühlen, eifriger zu sein, so hat das darin seinen Grund, daß wir einem eifersüchtigen Gott angehören. Ihr Mitglieder dieser Gemeinde, wenn die Welt auf euren Wandel achtet, so bin ich ihr dafür dankbar. Es gereicht ebenso zu unserer Wohlfahrt, Engelsaugen auf uns gerichtet zu wissen.

Das Symbol der Taufe.

Unter dem alten Gesetz war die Beschneidung das Symbol des Hinwegtuns der Unreinigkeit des Fleisches, so daß, nachdem diese Unreinigkeit hinweggetan war, das Fleisch möglichenfalls gebessert werden könne. Jetzt aber unter dem neuen Bunde haben wir ein viel tieferes und besseres Symbol, denn „wißt ihr nicht, daß alle, die wir in Jesus Christus getauft sind, die sind in seinen Tod getauft? So sind wir je mit Ihm begraben durch die Taufe in den Tod, auf daß, gleichwie Christus ist auferweckt von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, also sollen auch wir in einem neuen Leben wandeln.“

Der alte Mensch ist wie ein Totes begraben, aus welchem kein Gutes kommen kann. „Dieweil wir wissen, daß unser alter Mensch samt Ihm gekreuzigt ist, auf daß der sündliche Leib aufhöre, daß wir hinfort der Sünde nicht dienen“. Wer bei Selbstbeschauung und Selbstbetrachtung in sich Trost sucht, könnte ebensowohl Eisblöcke zusammenschleppen, um damit eine Stadt zu verbrennen. Wer sich, seine Gefühle, seine Gedanken und Phantasien durchsucht, um darin irgendwelchen Trost für sich zu entdecken, könnte noch viel eher hoffen, im Straßenkehricht kostbare Diamanten zu finden.

Ein einfältiges Bekenntnis.

Yam Sing, der sich bei der Baptistengemeinde in San Francisco um die Taufe und um die Mitgliedschaft bewarb, wurde zuvor hinsichtlich seiner gemachten Erfahrungen geprüft und auf die Frage: „Wie sind Sie denn dazu gekommen, den Herrn Jesus zu suchen und zu finden?“ gab er die Antwort: „Ach, ich habe Ihn gar nicht gesucht; Er hat mich gesucht und da hat Er mich und ich habe Ihn gefunden!“ Er wurde aufgenommen.

Zu jung, um getauft zu werden.

In einer chinesischen christlichen Familie zu Amoy bat ein kleiner Knabe, das jüngste von drei Kindern, seinen Vater, sich um die Taufe bewerben zu können. Sein Vater antwortete ihm, daß er zu jung dazu sei. Darauf gab er die rührende Antwort: „Jesus hat versprochen, die Lämmer in seinen Arm zu sammeln und in seinem Busen zu tragen. Ich bin nur ein kleiner Knabe; so wird es Ihm um so leichter sein, mich tragen zu können.“ –

Ein Vater sagte zu seinem Sohn, der getauft zu werden wünschte, daß er noch zu jung sei, um in die Gemeinde aufgenommen werden zu können; er müsse es zuvor deutlich kundtun, daß sein Glaube an Jesus ein neues, kräftiges Leben bewirkt habe. Als beide eines Tages ins Feld gingen, sahen sie ein Lamm, das sich verirrt hatte und nach der Schafmutter blökte. Der Vater sagte zu seinem Söhnchen: „Wir wollen das Lämmchen mitnehmen und es in den Stall zu dem Mutterschaf bringen.“ Der Knabe erwiderte: „Lieber Vater, wollen wir es nicht lieber sechs Monate auf dem Feld lassen, um zuzusehen, ob es auch am Leben bleiben wird? Wenn es stark genug ist und das Leben behält, können wir es ja nachher nach dem Stall bringen.“ Der Vater fühlte die Wahrheit, die in diesen Worten lag. Sie drang ihm ins Herz, und er sagte: „Nein, wir wollen das Lamm doch heimtragen, und ich will nichts dagegen einwenden, wenn du dich um Aufnahme in des Herrn Herde melden willst.“ –

„Laßt die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn solcher ist das Reich Gottes.“

(Charles Haddon Spurgeon)