Siebzehnte Bibelstunde.
Kapitel 13, 11-18: Die beiden Tiere
1 Und ich trat an den Sand des Meeres und sah ein Tier aus dem Meer steigen, das hatte sieben Häupter und zehn Hörner und auf seinen Hörnern zehn Kronen und auf seinen Häuptern Namen der Lästerung. (Daniel 7. 3-7)
2 Und das Tier, das ich sah, war gleich einem Parder und seine Füße wie Bärenfüße und sein Mund wie eines Löwen Mund. Und der Drache gab ihm seine Kraft und seinen Stuhl und große Macht.
3 Und ich sah seiner Häupter eines, als wäre es tödlich wund; und seine tödliche Wunde ward heil. Und der ganze Erdboden verwunderte sich des Tieres
4 und sie beteten den Drachen an, der dem Tier die Macht gab, und beteten das Tier an und sprachen: Wer ist dem Tier gleich, und wer kann mit ihm kriegen?
5 Und es ward ihm gegeben ein Mund, zu reden große Dinge und Lästerungen, und ward ihm gegeben, daß es mit ihm währte zweiundvierzig Monate lang. (Offenbarung 11. 2)
6 und es tat seinen Mund auf zur Lästerung gegen Gott, zu lästern seinen Namen und seine Hütte und die im Himmel wohnen.
7 Und ward ihm gegeben, zu streiten mit den Heiligen und sie zu überwinden; und ward ihm gegeben Macht über alle Geschlechter und Sprachen und Heiden. (Daniel 7. 21) (Offenbarung 11. 7)
8 Und alle, die auf Erden wohnen, beten es an, deren Namen nicht geschrieben sind in dem Lebensbuch des Lammes, das erwürgt ist, von Anfang der Welt.
9 Hat jemand Ohren, der höre!
10 So jemand in das Gefängnis führt, der wird in das Gefängnis gehen; so jemand mit dem Schwert tötet, der muß mit dem Schwert getötet werden. Hier ist Geduld und Glaube der Heiligen. (Matthäus 26. 52) (Offenbarung 14. 12)
11 Und ich sah ein anderes Tier aufsteigen aus der Erde; das hatte zwei Hörner gleichwie ein Lamm und redete wie ein Drache.
12 Und es übt alle Macht des ersten Tiers vor ihm; und es macht, daß die Erde und die darauf wohnen, anbeten das erste Tier, dessen tödliche Wunde heil geworden war;
13 und tut große Zeichen, daß es auch macht Feuer vom Himmel fallen vor den Menschen; (Matthäus 24. 24) (2. Thessalonicher 2, 9)
14 und verführt, die auf Erden wohnen, um der Zeichen willen, die ihm gegeben sind zu tun vor dem Tier; und sagt denen, die auf Erden wohnen, daß sie ein Bild machen sollen dem Tier, das die Wunde vom Schwert hatte und lebendig geworden war.
15 Und es ward ihm gegeben, daß es dem Bilde des Tiers den Geist gab, daß des Tiers Bild redete und machte, daß alle, welche nicht des Tiers Bild anbeteten, getötet würden.
16 Und es macht, daß die Kleinen und die Großen, die Reichen und die Armen, die Freien und die Knechte allesamt sich ein Malzeichen geben an ihre rechte Hand oder an ihre Stirn, (Offenbarung 19, 20)
17 daß niemand kaufen oder verkaufen kann, er habe denn das Malzeichen, nämlich den Namen des Tiers oder die Zahl seines Namens. 18 Hier ist Weisheit! Wer Verstand hat, der überlege die Zahl des Tiers; denn es ist eines Menschen Zahl, und seine Zahl ist sechshundertsechsundsechzig. (Offenbarung 15, 2)
Das gottfeindliche Weltreich der Endzeit wird mit ungeheuren und übermenschlichen Machtmitteln und Erfolgen seinen himmelstürmenden Hochmut in alle Weiten hinaus und bis ins Privatleben der Einzelnen hinein durchsetzen, teils durch blendenden Glanz, teils durch schreckenden Zwang. Aber so mächtig der äußere Glanz eines gewaltig herrschenden Staatswesens und der Druck eines tyrannischen Staatswillens zusammenwirken, so reicht, was Staat und Reich vermögen, noch nicht durch, um einen Volksgeist und Volkswillen zu schaffen und so zur Herrschaft zu bringen, daß das Volk im Wirken der Staatsgewalt seinen eigenen Geist und Willen begeistert wirksam sieht und daß es im Staatsoberhaupt sein innerstes Streben, sein höchstes Ideal verkörpert schaut.
Macht und Kultur: in diesen zwei Worten zusammen liegt, was die Völker bezaubert. Übermenschliche Herrschaft hat das „Tier“ , der widerchristliche Weltstaat und sein Herrscher, im vollen Besitz, da es die dem Meere gleich bewegten Völkermassen unter sein Zepter gezwungen hat. Nun tritt ihm „ein anderes Tier“ zur Seite, um das Werk der Macht des ersten Tiers zur Grundlage einer neuen Geisteskultur zu machen:
Weltreich und Weltkultur, wer sollte diesem Hochziel nicht mit Leib und Seele zufallen? Ist doch mitten unter uns Christen der Gegenwart eine Menge edler und ernster Leute betäubt und berauscht von dem Wahn, die Menschheit werde aus ihrem Geist und Willen heraus ein großes und herrliches Friedensreich geistiger und materieller Idealkultur noch schaffen!
Der falsche Prophet
Sie wird’s ja niemals aus sich heraus zuwege bringen, aber Satan gaukelt es ihr vor und wird sie am Ende der Zeit damit beschwindeln. Und der den Schwindelgeist unter der Menschheit zur Herrschaft bringen soll, das ist das andere Tier, das nicht in den wildbewegten Stürmen des Völkerlebens seinen Heimatboden hat, sondern in dem ruhigen Elemente der „Erde“, aus der Gesetz und Sitte, Bildung und alles, was man Kultur nennt, hervorsprossen kann. Auch dieses „Tier“ stellt zunächst eine Macht dar, die als geistige Macht neben die politische Gewalt tritt.
Aber auch das „Reich des Geistes“ hat seine Fürsten und Führer, die den Zeitgeist und Volksgeist und Weltgeist bestimmen, befruchten und gestalten. So gewinnt auch dieses „andere Tier“ für den Seher eine persönliche Gestalt. „Lügenpropheten“ in Menge gab es, gibt es und wird es in der Endzeit geben (Matth. 7, 15; 24, 11).
Johannes hat schon seine Zeitgenossen vor den „Widerchristen“ und „falschen Propheten“ in seinem Brief (2, 18; 4, 1) gewarnt. Aber am Ende wird das Treiben der vielen in e i n e m Antichrist und e i n e m Lügenpropheten gipfeln, die beide unmittelbar unter höllischem Einfluß und im Dienste des „Drachen“ [also Satan selbst] stehen.
Jesus hat von den falschen Propheten gesagt, sie kommen in Schafskleidern daher und seien doch inwendig reißende Wölfe. So gleicht auch „das andere Tier“ nicht wie das erste einem Pardel [Panther], Bären oder Löwen, sondern seine Macht scheint ganz harmlos, wie die Hörner eines „kleinen Lammes“, vor denen gewiß niemand meint sich fürchten zu müssen. Aber sein Mund geht über von hinterlistiger, verführerischer Lüge, die Tod und Verderben bringt, wie das Wüten eines „Drachen“. Und was der politische Machthaber, der weltbeherrschende Widerchrist auf seine Weise vermag und übt, das übt auch der falsche Prophet als der mit aller Vollmacht seines Herrn ausgerüstete Diener, der vor dem Weltherrscher seines Winks gewärtig steht. Wir haben schon gehört (V. 3f.), daß der tödliche Schlag, der in die Weltherrschaft des Tieres Bresche zu legen schien, völlig überwunden wurde, daß die tödliche Wunde zum Staunen aller Welt heil geworden war; jetzt hören wir, daß der falsche Prophet den Herold dieser ungeahnten „Glückswendung“ macht und die Menschheit dahin bringt, den Weltstaat als das Größte und Höchste, was es gibt, zu verehren. Hier im einigen, weltumspannenden Staatswesen sollen die Menschen die Verwirklichung aller Ideale und den lebendigen „Quellort aller Herrlichkeit“ erkennen, und den, der dieses Reich geschaffen und hochgebracht hat, und der dessen sichtbares, persönliches Haupt ist, als den Träger alles wahrhaft Göttlichen anbeten. Einen überweltlichen Gott, der Wunder tut, kennt man in diesem Staat nicht, ihn höhnt und lästert man (V. 6); aber Wunder zu tun, das kann nun die Menschheit selbst besorgen durch ihre mächtigen schöpferischen Geister, durch die sie ungeahnte, wunderbare Höhen der Erkenntnis und des Könnens erklimmt. Der Prophet kann dem Himmel den Blitz entwinden, und läßt die Welt zusehen bei dieser großen Kunst, ja er kann ein Bild mit Geist begaben, daß es redet.
Unser Zeitalter hat es hochgebracht und vermag, was des Blitzes Wesen und Kraft ist, die Elektrizität zu erzeugen und in ihren Dienst zu zwingen; sie vermag Bildern Bewegung und Sprache vor aller Augen und Ohren zu leihen im Kinophon oder wie wir es nennen wollen. Sie vermag die atmosphärische Luft in ihre Grundstoffe zu zerlegen und so neue Gebilde für der Menschen Dienst zu schaffen; sie kann in Flugmaschienen über die Wolken emporsteigen; aber Gott hat dem menschlichen Können eine Grenze gesetzt, und auch für die menschlichen Kulturwunder gilt: „Bis hierher sollst du kommen und nicht weiter; hier sollen sich legen deine stolzen Wellen!“ (Hiob 38, 11). Jedoch wird eine Zeit kommen, da es scheinen wird, als ob der Mensch das Unbegrenzte erreichen, das Übernatürliche natürlich machen könne; denn Gott wird der übermenschlichen, aber widergöttlichen Macht aus dem Abgrund gestatten, daß sie ein Gaukelspiel vor den Menschen aufführe zum Gericht über die, welche zur Offenbarung des lebendigen Gottes den Kopf schütteln und ohne Gott das Licht der Wahrheit zu finden meinen. Über sie, die sich frei und in sich selbst weise und sicher dünken, daß die die Wahrheit aus dem Jenseits nicht brauchen, wird Gott die Macht des Irrtums senden, daß sie die Lüge und dem Vater der Lüge in die Hände laufen (2. Thess. 2).
Das Bild und das Malzeichen des Tieres
Ein sichtbares Sinnbild der herrlichen Reichsgewalt werden sie sich schaffen, ein Riesendenkmal der Menschheitsgröße, und wie sollte dieses Bild denn andere Züge tragen als die des großen Herrschers des Reichs, und man wird dessen Stimme draus vernehmen, und wer dran vorübergeht, ohne niederzufallen, den wird ein tödlicher Schlag treffen, der vom Bilde ausgeht. Das menschlich Große, das uns schon jetzt vorstellbar ist, wird durch widergöttliche Mächte ins Übermenschliche gesteigert in tatsächlicher Wirklichkeit vor aller Augen stehen.
Und wie sollte da nicht alle Welt, von den Hohen und Weisen an bis herab zum niedrigsten Volk, zu dem Wunder des Weltstaats und seines Herrschers sich bekennen wollen, daß man dessen Wappen oder Namenszug in Stirnbändern oder Armspangen an sich trägt, oder vielleicht gar sich diese Zeichen eintätowiert, wie Soldaten sich mit dem Namen ihres Feldherrn auf der rechten Hand zu zeichnen pflegten, wie Sklaven mit dem Namen ihres Herrn an der Stirne gezeichnet wurden. Wer nicht mittut, der ist in Verruf erklärt, er verfällt dem Boykott und kann „weder kaufen noch verkaufen“, er ist als ein „unmöglicher Mensch“ aus der „Gesellschaft“ und aus allem Verkehr ausgeschlossen.
Wie wird man durchkommen, ohne auch bezaubert und hingerissen zu werden oder dem Zwang zu erliegen, dem doch niemand entgehen zu können scheint? Irdische Machtmittel helfen nicht und bleiben, wenn man sie versucht, ungesegnet. So lasen wir V. 9f. Nur „Geduld und Glaube“ derer, die Gott gehören, helfe durch, hieß es dort. Und hier heißt es, eines sei not: „Hier gilt es die Weisheit!“ Nicht menschliche Klugheit kann raten oder helfen, sondern nur die Weisheit, die von oben herab kommt und von der geschrieben steht: „So jemand Weisheit mangelt, der bitte von Gott, der da gibt einfältiglich jedermann, und rücket’s niemand auf, so wird sie ihm gegeben werden. Er bitte aber im Glauben und zweifle nicht!“ (Jak. 3, 15; 1, 5).
Und ein Merkzeichen, dran man erkennen kann, daß man sich nicht blenden lassen darf, als gelte es doch noch nicht die alles entscheidende Entscheidung, gibt der Seher denen auf den Weg, die „Verstand“ haben, d.h. überlegen wollen und können, was die Zeichen der Zeit ihnen sagen werden. Das Merkzeichen ist das: „Man berechne Zahl des Tieres; es ist nämlich die Zahl eines Menschen und seine Zahl ist 666.“
Damit stehen wir vor einem dunkeln Rätsel. Die erste Frage ist: war es des Johannes Meinung, daß seine ersten Leser und daaß wir die Zahl berechnen und so den Namen des Antichrists finden sollen? Nach dem Zusammenhang ist dies zu verneinen. Denen, die es erleben werden, ist das Merkzeichen, das uns wie eine unlösbare Rätselaufgabe ansieht, als helles Signal gegeben. Die Zahl gehört hinein in das, was Johannes im Gesicht geschaut und gehört hat; und wie er es hörte, so hat er’s weitergegeben, ähnlich wie Jesus Matth. 24, 15 „den Greuel der Verwüstung an heiliger Stätte“ ohne nähere Deutung denen zum Signal der Flucht zum Voraus gab, die ein Menschenalter später davor bewahrt werden sollten, in den Untergang Jerusalems mit hineingezogen zu werden.
Aber den Wortsinn zu verstehen, müssen dennoch auch wir uns bemühen. Das ist nun für uns Heutige nicht ganz einfach, und niemand heutzutage sieht mit völliger Klarheit und Sicherheit in das hinein, was der Text sagen will. Wir werden aber davon auszugehen haben: In den alten Sprachen wurden die Zahlen mit Buchstaben geschrieben, sowohl bei den Römern als bei den Griechen, als bei den Hebräern. Johannes schrieb sein Buch griechisch und so wollen wir zur Veranschaulichung vom griechischen ABC ausgehen. Da bedeutete z.B. der Buchstabe a soviel wie 1; b = 2; d = 4; sodann l = 30, r = 100 usw. So konnte man, wenn man ein Wort vor sich hatte, die Buchstaben zusammenzählen und dadurch für jedes Wort einen bestimmten Zahlenwert ermitteln. In dieser Weise, meint man, habe Johannes sich die Zahl des Antichrists, 666 enttehend gedacht, ubd man hat daran allerlei Erwägungen über die sinnbildliche Bedeutung dieser merkwürdigen Zahl geknüpft, die Jesum nachäffen wollte, und die es trotz aller Anläufe nicht zur Vollendung bringe, ob mn nun „Sieben“ als Vollendung nimmt, oder 1000, von dem 666 nur zwei Drittel sind. Wir lassen diese versuchsweisen Vermutungen dahingestellt, weil die Grundlage dazu nicht sichergestellt ist, und wenn sie sicher wäre, kaum ausreichte, weitere Klarheit zu geben.
So viel ist gewiß: zur Zeit, da die Offenbarung des Johannes geschrieben wurde, hat man diese Umsetzung von Wörtern, insbesondere von Namen und Titeln im Gebiet der Sprachen geübt, die für die Leser in Betracht kommen konnten. In Italien wurde sie nachweislich sogar im Volke als Spielerei betrieben, und gleichzeitig schon haben die Schriftgelehrten Jerusalems mit Ernst erwogen, ob etwa der Zahlenwert eines Namens eine geheime Bedeutung haben möchte. Im Judentum der nachfolgenden Jahrhunderte; aber erst recht im Mittelalter hat sich diese sogenannte Gematrie zu einer förmlichen Geheimwissenschaft ausgebildet.
Begreiflicherweise hat sich Neugier und Scharfsinn darauf geworfen, zu entdecken, welchen Namen Johannes wohl gemeint haben könne. Dabei ging man natürlich davon aus, es müsse ein Name sein, den die ersten Leser schon finden konnten. Selbstverständlich lag es am nächsten, einen griechisch geschriebenen Namen zu vermuten; denn Johannes schrieb ja sein Buch in griechischer Sprache. Aber dies führte zu keinem befriedigende Ergebnis. Daher versuchten es die Gelehrten mit hebräischen Buchstaben und Zahlen. Hiebei ist vornweg bedenklich, daß Johannes seine Leser nicht darauf aufmerksam macht, sie sollen ihre griechische Sprache und deren Zahlzeichen diesmal beiseite lassen, auch nicht an die lateinische Amtssprache des Kaiserreichs denken, sondern an die althebräische, wenigstens im jüdischen Gottesdienst auch damals noch (wie heute) gebrauchte Sprache. Dann kam man auf den Namen des ersten Christenverfolgers, des römischen Kaisers Nero.
Aber macht schon die nicht sehr naheliegende Flucht ins Althebräische bedenklich, so kommt dazu, daß die Leser das Wort für „Kaiser“ nicht in der eigentlich vollständigen Form, sondern mit erlaubter Abkürzung („defektiv“) geschrieben denken mußten, sonst käme 676 statt 666 heraus. Daß ein Schriftsteller, der griechisch kaisar schrieb, das „j“ des Hebräischen gerade hier ausfallen lasse, wo es für die Zählung auf jeden Buchstaben ankam, mag ihm zwar ein Grammatiklehrer „erlauben“, aber ob es ihm das Gefühl für die Sprache seines Volks erlaubte, ist eine andere Frage. Auch die Vermutung, der Schriftsteller habe sich die Worte weder griechisch noch lateinisch, noch hebräisch, sondern aramäisch geschrieben gedacht, hat ihre Schwierigkeit und zeigt, wie sehr man sich aufs Herumraten angewiesen sieht. Wollte man deshalb sich auch entschließen, in Nero den „Antichrist“ oder dessen „Urbild“ zu vermuten, was geschichtlich nicht geringe Schwierigkeiten in sich schlöße, so bliebe auch dann noch die Berechnung 666 = „Kaiser Nero“ ein zweifelhafter und unbefriedigender Notbehelf nicht des Johannes, sondern der Ausleger.
Wir müssen aber bekennen, daß wir nicht einmal darüber recht klar sind, wie Johannes die Berechnung meinte. Es liegt sehr nahe, an eine bestimmte Art der Berechnung zu denken, die wir aus dem griechischen Altertum kennen, Isopsephie oder Berechnung der Gleichwertigkeit zweier Wörter. Dann wäre anzunehmen: der Name des Weltreichs und der Name des Weltherrschers werden gleichen Zahlenwert ergeben, beide nämlich 666, und gerade dieses Zusammentreffen würde ein wesentliches Merkmal sein, auf das zu achten wäre.
Alles in allem steht alle Auslegung immer noch trotz alles Hin- und Herratens ratlos dem Rätsel gegenüber, und diese Ratlosigkeit vor allem macht es erklärlich, daß man sich außerhalb des Kreises der Fachgelehrten ziemlich allgemein in den Notbehelf als in „ein gesichertes Resultat der Wissenschaft“ schickt. Aber „der Tag wird’s klar machen!“ Auch wenn man in der Endzeit weder griechische noch andere Zahlzeichen der Vergangenheit haben wird, so wird es sich dennoch fügen, daß aus dem Namen des Reichs und seines Herrschers, dem der aufmerkt, die Zahl, die den Christgläubigen zur Warnung gegeben ist, erkennbar herausleuchtet. Über die s a c h l i c h e Schwierigkeit, den Kaiser Nero und den Antichrist der Offenbarung in Beziehung zu einander zu bringen, wird bei Kap. 17 zu reden sein (S. 178f.).
Wenn einst das letzte Reich der Welt
Dem Völkermeer entsteigt,
Wenn zu der Seinen bitt’rer Not
Der Herr der Welten schweigt,
Dann schreitet fest des Lammes Schar
Wie Esther zu dem Brandaltar.
Dräut dann der Tod, so sei es! –
Drum Sei doch der Schritt gewagt.
Und komm ich um, so komm ich um!
Ich bin des Herren Magd;
Entschlossen will zum Herrn ich stehn,
Ihm nach durch Tod zum Leben gehn. (S. L.)
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Quellen:
Auslegung: Christian Römer, weil. Prälat und Stiftsprediger zu Stuttgart: Die Offenbarung des Johannes, in Bibelstunden erläutert, S. 135-142 (Verlag von D. Gundert, Stuttgart 1916)
Bibeltext: Luther 1912, aus: bibel-online.net
Verweise zu den angegebenen Bibelstellen: bibeltext.com
Bild: pixabay.com/de
Weblinks und Verweise
Hartenstein, Karl: Der wiederkommende Herr – Eine Auslegung der Offenbarung des Johannes für die Gemeinde. Evangelischer Missionsverlag, Stuttgart. 1. Auflage 1939 (in Heftform, 1940 (als Buch); 2. unveränd. Auflage 1948; 3. völlig neu bearb. Auflage 1954; 4. korrigierte Auflage 1969; 4. überarb. Auflage 1983; 5. Auflage 2021 im Brunnen-Verlag (ISBN 978-3-767531697)
Aus dem Vorwort zur 2. Auflage:
»Die Zeichen des Antichrist an dem Angesicht unserer Welt sind in den vergangenen acht Jahren, seitdem das Buch zum erstenmal erschienen ist, nur deutlicher geworden. Die Gemeinde Jesu hat allen Grund, wachend und wartend die Zeichen der Zeit zu verstehen und über dem furchtbatren Dunkel, das über den Völkern liegt, und den großen, kommenden Auseinandersetzungen der Weltmächte ihr Haupt freudig zu erheben, weil der Tag der Erlösung sich naht. Ich darf mit tiefer Dankbarkeit feststellen, daß sowohl in der englischen als auch in der amerikanischen Christenheit das Verständnis für das Geheimnis des letzten Buches und für die kommenden Dinge im Heilsplan Gottes sehr im Wachsen begriffen ist.«
Kauffmann, Karl-Hermann: Manuskript Offenbarung 13, 11-18 (externer Link zu predigten-und-vortraege.ch)
Strauch, Michael: Bibelarbeit zu Offenbarung 13 (externer Link)
Bücher über die Offenbarung des Johannes