Zueignung.

Ihrer Majestät
der Kaiserin von Rußland Alexandra Feodorowna
in tiefster Ehrfurcht zugeeignet

Es war in Landecks schattenreichen Hainen,
Wo, in der Jugend anmuthsvollem Glanze,
Ich Dich erblickt in Deiner Frauen Kranze,
So hoch, so hehr, wie Engel uns erscheinen.

Kaum wagť‘ ich schüchtern zu Dir aufzublicken;
Nur eine Blume warf ich still und leise
Auf Deinen Pfad, bemüht, nach meiner Weise
Des Herzens Huldigung Dir auszudrücken.

Da stand Dein Thron im Schatten duft’ger Lauben;
Wetteifernd sah ich Flora’s Kinder prangen,
Erglühend All in heimlichem Verlangen,
Der süßen Huldin einen Blick zu rauben.

Jetzt liegen Völker huld’gend Dir zu Füßen,
Vom höchsten Thron schau’st Du gebietend nieder;
Und dennoch darf ein Herz voll Ehrfurcht wieder
Vertrauend, liebend Dich, wie sonst, begrüßen.

Denn, wie die Sterne gleichen Seegen spenden,
Ob sie die Hohen, ob die nied’ren Thale
Erleuchten mit dem süßen Friedensstrahle:
So willst auch Du den milden Blick nicht wenden!

Drum darf ich froh die Huldigung erneuen,
Und, wenn Du einst vom fernen Newa=Strande
Hinüberblickst zu Deinem Vaterlande,
Ein Blumen=Opfer Dir, Erhab’ne! streuen.

Silesia’s Düfte hat ihr Kelch gesogen!
Dieß möge freundlich für die Blüthen sprechen!
Die Blume, die von theurem Land wir brechen,
Wird, wenn auch werthlos, still an’s Herz gezogen.

Schweidnitz, den 24. Januar 1826.

Agnes Franz.

Quelle: Gedichte von Agnes Franz. Erster Theil, Hirschberg, gedruckt und im Verlage bei C.W.J. Krahn (Bayerische Staatsbibliothek, München)
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Eingestellt am 26.12.2021