Die Vollendung des Gerichts am Hause Sauls
Tilgung einer Blutschuld in Saul’s Hause − 2. Samuel 21, 1 – 14
Vers 1: Es war auch eine Teuerung zu Davids Zeiten drei Jahre aneinander. Und David suchte das Angesicht des HERRN; und der HERR sprach: Um Sauls willen und um des Bluthauses willen, daß er die Gibeoniter getötet hat.
Vers 2: Da ließ der König die Gibeoniter rufen und sprach zu ihnen. (Die Gibeoniter aber waren nicht von den Kindern Israel, sondern übrig von den Amoritern; aber die Kinder Israel hatten ihnen geschworen, und Saul suchte sie zu schlagen in seinem Eifer für die Kinder Israel und Juda).
Vers 3: So sprach nun David zu den Gibeonitern: Was soll ich euch tun? und womit soll ich sühnen, daß ihr das Erbteil des HERRN segnet?
Vers 4: Die Gibeoniter sprachen zu ihm: Es ist uns nicht um Gold noch Silber zu tun an Saul und seinem Hause und steht uns nicht zu, jemand zu töten in Israel. Er sprach: Was sprecht ihr denn, daß ich euch tun soll?
Vers 5: Sie sprachen zum König: Den Mann, der uns verderbt und zunichte gemacht hat, sollen wir vertilgen, daß ihm nichts bleibe in allen Grenzen Israels.
Vers 6: Gebt uns sieben Männer aus seinem Hause, daß wir sie aufhängen dem HERRN zu Gibea Sauls, des Erwählten des HERRN. Der König sprach: Ich will sie geben.
Vers 7 : Aber der König verschonte Mephiboseth, den Sohn Jonathans, des Sohnes Sauls, um des Eides willen des HERRN, der zwischen ihnen war, zwischen David und Jonathan, dem Sohn Sauls.
Vers 8: Aber die zwei Söhne Rizpas, der Tochter Ajas, die sie Saul geboren hatte, Armoni und Mephiboseth, dazu die fünf Söhne Merabs, der Tochter Sauls, die sie dem Adriel geboren hatte, dem Sohn Barsillais, des Meholathiters, nahm der König
Vers 9: und gab sie in die Hand der Gibeoniter; die hingen sie auf dem Berge vor dem HERRN. Also fielen diese sieben auf einmal und starben zur Zeit der ersten Ernte, wann die Gerstenernte angeht.
Vers 10: Da nahm Rizpa, die Tochter Ajas, einen Sack und breitete ihn auf den Fels am Anfang der Ernte, bis daß Wasser von Himmel über sie troff, und ließ des Tages die Vögel des Himmels nicht auf ihnen ruhen noch des Nachts die Tiere des Feldes.
Vers 11: Und es ward David angesagt, was Rizpa, die Tochter Ajas, Sauls Kebsweib, getan hatte.
Vers 12: Und David ging hin und nahm die Gebeine Sauls und die Gebeine Jonathans, seines Sohnes, von den Bürgern zu Jabes in Gilead (die sie vom Platz am Tor Beth-Seans gestohlen hatten, dahin sie die Philister gehängt hatten zu der Zeit, da die Philister Saul schlugen auf dem Berge Gilboa),
Vers 13: und brachte sie von da herauf; und sie sammelten sie zuhauf mit den Gebeinen der Gehängten
Vers 14: und begruben die Gebeine Sauls und seines Sohnes Jonathan im Lande Benjamin zu Zela im Grabe seines Vaters Kis und taten alles, wie der König geboten hatte. Also ward Gott nach diesem dem Lande wieder versöhnt.
Zum Verständnis dieser Erzählung ist auf Folgendes zu achten:
1) der Treubruch Saul’s gegen die Gibeoniter hatte eine Verpflichtung, die auf dem ganzen Volke lag, verletzt; darum hatte auch David als Vertreter des ganzen für dessen Sühnung einzutreten, und wurde von Gott durch die Teuerung daran gemahnt.
2) Daß nun aber die Gibeoniter den Tod der offenbar unschuldigen Nachkommen Saul’s als Sühne verlangen, und David dies Verlangen erfüllt, ist eine Ungerechtigkeit, die zwar bei jenen als Heiden weniger auffällt, um so mehr bei David. Denn das Wort:
„Ich will die Sünde der Väter heimsuchen an den Kindern“ (2. Mose 20, 5) gilt nur als Regel unmittelbar göttlicher Gerichtsheimsuchung, und nur für den Fall, daß die Kinder in den Wegen ihrer Väter bleiben; dagegen ist es (5. Mose 24, 16) der menschlichen Rechtspflege ausdrücklich vorgehalten, die Kinder sollen nicht um der Väter willen sterben. Man kann also hier nur ein Beispiel davon sehen, wie schwer auch bei frommen Männern des Alten Testaments manche heidnische Vorurteile durch die reine Erkenntnis des göttlichen Willens überwunden wurden.
3) Daß endlich Gott durch diese in seinen Augen gewiß nicht wohlgefällige Tat sich doch versöhnen ließ, ist nur daraus zu begreifen, daß eben Gott bei wirklich redlichem Wollen mit der Schwachheit der Menschen Geduld hatte und sich damit genügen ließ, daß die unverbrüchliche Heiligkeit des Eides auch einem heidnischen Volke gegenüber wieder sicher gestellt war. Wer diese großartige Geduld und Herablassung Gottes, der eben nur das Herz ansieht, nicht fassen kann, dem muß vieles, was von Gott im Alten Testament erzählt ist, aber auch viele, was Gott sonst in der Welt tut, ein Anstoß bleiben.
4) Daß an Saul’s Hause für den fürchterlichen Mord der Priesterfamilien ein Strafgericht erfolgte, wird manchem Israeliten den rätselhaften Vorgang erklärlicher gemacht haben.
Weblinks und Verweise
Handbuch der Bibelerklärung, Erster Band. Das Alte Testament, S. 387ff. Mit zwei Karten. Fünfte, umgearbeitete Auflage. Calw und Stuttgart, Verlag der Vereinsbuchhandlung, 1878 [Digitalisat]
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