Und da das Jahr um kam, zur Zeit, wann die Könige pflegen auszuziehen, sandte David Joab und seine Knechte mit ihm das ganze Israel, daß sie die Kinder Ammon verderbten und Rabba belagerten. David aber blieb zu Jerusalem. (2. Samuel 11, 1)
Ich möchte eure besondere Aufmerksamkeit auf die Zeit richten, in der diese Versuchung zur Trägheit über David kam. David weigerte sich nie, in den Kampf zu ziehen, solange er von seinem Gegner Saul verfolgt wurde. Solange er wie ein Rebhuhn auf den Bergen gejagt wurde, war sein Charakter fast fleckenlos und sein Eifer unvergleichlich. Sein Glaubensleben war voller Kraft, solange in seinem Leben großes Leid war. Aber jetzt ist eine Stunde der Prüfung da: Saul ist tot, und der letzte seiner Nachkommen ißt demütig das Gnadenbrot an Davids Tisch. Der Sohn Isais ist nicht mehr gezwungen, auf den Pfaden wilder Ziegen zu wandeln oder sich in den Höhlen von En Gedi zu verbergen. Sein großer Gegner ist schon lange durch die Pfeile der Philister auf den Bergen Gilboas gefallen. Aber ein verstohlener Feind lauert im Hinterhalt – wehe dir, David, wenn er dich besiegt!
Oh Brüder, es ist eine gefährliche Zeit für dich, wenn die Versuchung aufgehört hat, dich zu plagen, wenn dich der Satan in Frieden lässt und an die Stelle des furchtbaren Orkans eine Totenstille getreten ist. Habe acht, daß deine Seele nicht ihre frühere Kraft und Wachsamkeit verliert und du in laodizäische Lauheit und Gleichgültigkeit herabsinkst. Solange dich der Teufel rechts und links angreift, wirst du schwerlich imstande sein, auf dem Lager fleischlicher Sicherheit zu ruhen. Der Höllenhund hält dich dadurch wach, daß er dir in die Ohren bellt. Aber wenn er mit dem Heulen aufhört, werden deine Augenlider schwer, falls die Gnade Gottes es nicht verhindert. Wenn du nicht mehr durch wütende Angriffe der Hölle auf deine Knie getrieben wirst, so hast du vielleicht weit schrecklichere Prüfungen zu bestehen und wirst Ursache genug haben auszurufen: „Herr, laß mich nicht schlafen wie die übrigen, sondern laß mich wachen und nüchtern sein.“