Siehe, Gott steht mir bei, der HERR erhält meine Seele. (Psalm 54, 6 LUT)
O der schändlichen Untreue, Mißtreue und verdammten Unglaubens, daß wir solchen reichen, mächtigen, tröstlichen Zusagungen Gottes nicht glauben, und zappeln so gar leichtlich in geringen Anstößen, so wir nur böse Worte von den Gottlosen hören. Hilf Gott, daß wir einmal rechten Glauben überkommen, den wir sehen, daß er in aller Schrift gefordert werde.
Amen.
Mag Saul noch so stolz und trotzig sein und sich nichts aus Gott machen, David soll er doch nicht antasten, denn Gott hilft ihm und erhört ihn. Und das weiß er so gewiß, daß er sagt „Siehe“, – als ob er es schon mit den Augen sieht -, „Siehe, Gott steht mir bei“. Nachdem er so im Glauben gebetet hat, da kann es nicht anders sein, er muß erhört werden; denn wann ist es geschehen, daß Gott ein gläubiges Gebet unerhört gelassen hat? Als Elias betete, da verschloß Gott den Himmel und es regnete drei Jahr und sechs Monate nicht (1. Kön. 17, 1); und als er wiederum betet?, da gab Gott Regen (1. Kön. 18, 41-46). Gott erhört Gebete, das ist gewiß; es kommt nur darauf an, daß man im Glauben betet.
Darum sagt David: Siehe, Gott steht mir bei, der HErr erhält meine Seele; und setzt hinzu: Er wird die Bosheit meiner Feinde bezahlen. Er wird meinen Feinden den Lohn geben, den sie verdient haben. Ja, Du wirst sie verstören in Deiner Treue. Und gerade so hat es Gott getan: Saul hat Er verstört, David hat Er errettet, Saul hat Er verstört, denn nachdem Saul von den Philistern verwundet war, stürzte er sich selbst in sein Schwert und starb (1. Sam. 31, 3-5). Wohin ist seine Seele gefahren? In die Hölle. Aber der fromme David ist erhöhet worden auf den Thron Sauls (2. Sam. 5, 1 u. ff). Sehet, so hat Gott die Feinde bezahlt, gerade wie sie es verdient haben, und das Gebet Davids hat Er erhört.
(Ludwig Harms)
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