Offenbarung 3, 19

Welche ich liebhabe, die strafe und züchtige ich. So sei nun fleißig und tue Buße! (Offenbarung 3, 19)

Es gibt Krankheiten, die einen erziehenden und bewahrenden Zweck haben. Solche Leiden nimmt der Herr nicht weg, aber er ist sehr freundlich, wenn wir Ihn anrufen. „Laß dir an Meiner Gnade genügen“, sagte der Herr zu Paulus. Er hatte ein sehr schweres Leiden. Nimm es hinweg! flehte er; aber Christus wollte es nicht, denn es war ein erziehendes und bewahrendes, ein läuterndes und schmelzendes Leiden. Es diente einem hohen Zweck. Das 12. Kapitel im zweiten Korintherbrief sei vielen Kranken zur Beherzigung warm empfohlen. Gewisse Dinge lassen sich nicht nur so wegbeten. Der Christ muss sie tragen. In solchen Fällen schaden Mediziner mehr als sie nützen. Du kannst da wohl aus einer Krankheit zwei oder gar drei machen, aber du kannst sie nicht hinwegbringen. Zum Himmelreich Berufene sollten sich klar darüber werden, welchen Zweck ihre Krankheit hat. Es liegt in ihrer Jüngerpflicht, die Sache dem Meister darzulegen und Ihn ernstlich und aufrichtig um den Grund des Übels zu fragen. Ohne seinen Willen fällt kein Haar von unserm Haupte. Sei nur lauter und kindlich; denen, die Gott lieben, müssen alle Dinge zum besten dienen. Meine sehr schwachen Augen sind auch ein erziehendes und bewahrendes Mittel in der Liebeshand meines Herrn. Dringend bat ich Ihn um Sehkraft; aber Er hat mir gesagt, ich will dir geben, was du von mir erbittest, dieses Übel aber sollst du tragen. So habe ich einen klaren Boden, ich weiß, woran ich bin. Unzählige Bitten hat mir Jesus gewährt, das Augenleiden aber soll fort und fort seinen erziehenden und bewahrenden Zweck behalten. So will es der Herr haben.

(Markus Hauser)

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Durch die Überführung bringt er uns zur Erkenntnis unsres seitherigen Übelstandes, und durch die Züchtigung bringt er uns künftighin in einen besseren Zustand. Beides zusammen ist eine große Wohltat und ein wichtiges Liebeswerk.

Wenn einer im süßen Schlaf liegt, während Feuer ausbricht im Haus oder gar in dem Zimmer, in dem er schläft, so daß er in Gefahr ist umzukommen, ohne daß er davon weiß, und ein anderer wollte ihn wecken und mit Gewalt aus dem Feuer reißen; ein dritter aber sagte: Ei, er schläft so sanft, du mußt ihn nicht aufwecken und erschrecken; er dauert mich – wäre das ein Werk der Barmherzigkeit und der Liebe? Doch die sicheren Sünder wollen immer haben, daß man ihre Ruhe und ihr eingebildetes Wohlsein nicht stören soll. Wir aber wollen vielmehr den Heiland bitten, er möchte unsrer nur nicht schonen und damit fortfahren, auch wenn wir uns seiner Überführung und Züchtigung entziehen wollten.

(Johann Albrecht Bengel)

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Wer glauben kann, daß ihn Jesus liebt, der hat nicht Ursache sich zu betrüben über irgend ein Unglück oder Leiden, die Sünde ausgenommen, die das größte Unglück und Leiden ist, die allerdings Betrübnis verdient. Doch auch darüber soll die Betrübnis nicht zum Verzagen, sondern zum Glauben, zum Trost, zur Freude führen: weil auch der Sünder, so bald er betrübt ist über seine Sünde, gewiß sein darf, Jesus, der Sünder Freund, liebt mich, sucht mich, will mich auf- und annehmen, begnadigen und beseligen. Soll das nicht Freude machen? Außerdem aber kommt gewiß nichts Betrübendes über uns, das uns nicht aus lauter Liebe und Weisheit von dem zugeschickt ist, der uns nur schlägt, um uns zu heilen, nur tötet, um uns lebendig zu machen. Es sind lauter Liebesschläge, die uns näher zu ihm hintreiben, inniger mit ihm vereinigen sollen. Wir sind böse Kinder, wir folgen Gott nicht aufs Wort; darum muß er uns mit der Rute oder Peitsche heimholen. Kommen wir bald, verstehen wir seine Liebe, so weicht auch die Zucht bald. Deine Betrübnis soll dir also nicht die Liebe Jesu verdunkeln, sonst ist sie eine schwarze Wolke aus der Hölle. Bist du betrübt, so denke: Jesus liebt mich, sucht mich, darum betrübt er mich; weil ich ihm noch nicht nahe genug bin, er will mich näher haben, er will mich mehr lieben, als ich mich bisher habe lieben lassen.

(Johannes Goßner)

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Wieviel Trost und Erbarmen liegt doch in diesem Worte! Wir sehen daran, daß die Züchtigung nicht ein Beweis seines Zornes, sondern vielmehr seiner väterlichen Liebe ist. Ist unser Weg steil und mühsam, so brauchen wir nicht zu fürchten, wir seien auf falschem Wege; denn eben der schmale Pfad zum Himmel geht durch viele Trübsale (Apg. 14, 22). Die Demut kann alle Bitterkeit aus dem Leidensbecher nehmen, und der Glaube kann ihn mit göttlichem Troste versüßen. Mancher Heilige hat sich schon seiner Trübsal rühmen können, weil er erfahren hatte, daß „die Trübsal Geduld wirket, die Geduld aber wirket Erfahrung, die Erfahrung aber wirket Hoffnung, Hoffnung aber läßt nicht zuschanden werden, denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist.

Ist unser Herz im Glauben an Jesus Christus gewurzelt, so ist der Stachel der Trübsal, wie der des Todes, abgestumpft und kraftlos. Wissen wir, daß Gott für uns ist, so werden wir uns niemals trost- und hilflos fühlen. Wer seinen Teil im Himmel hat, kann die Leiden der Erde wohl tragen. Sind wir Kinder Gottes, so müssen alle Dinge zu unserem Besten dienen.

„Unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, wirket eine ewige und über alles Maß wichtige Herrlichkeit, indem wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare.“

Wohl dem, der sagen kann: „Wäre dein Gesetz nicht meine Freude gewesen, ich wäre vergangen in meinem Elend„Wohl dem Manne, welcher die Anfechtung erduldet, denn nachdem er bewährt ist, wird er die Krone des Lebens empfangen.“

(Hermann Heinrich Grafe)

Quelle: Glaubensstimme – Die Archive der Väter / Offenbarung, Kapitel 3

Paulus und Barnabas… …stärkten die Seelen der Jünger und ermahnten sie, daß sie im Glauben blieben, und daß wir durch viel Trübsale [θλίψεων – thlipseōn müssen in das Reich Gottes gehen. (Apostelgesch. 14, 22)


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Eingestellt am 1. August 2024