Mit den scharfen Teurungsruten (Starck)

Mel.: Zion klagt mit Angst und Schmerzen etc.

1) Mit den scharfen Teurungsruten
Machst du, o erzürnter Gott
Unser hartes Herze bluten.
Ach, die bitt’re Hungersnot
Drohet uns den Untergang,
Sie macht uns’ren Seelen bang.
Jammer hat uns ganz umgeben,
Da wir solche Not erleben.

2) Es ist fast nicht auszusprechen,
Wie der Mangel Alles drückt.
Es möcht dem sein Herze brechen,
Der die Tränenflut erblickt,
Welche diese Not auspreßt,
Darein Gott uns sinken läßt.
Schau, Erbarmer, auf die Armen;
Vater, denk an dein Erbarmen!

3) Mangel drücket Groß und Kleine,
Unser Vorrat ist dahin.
Mangel schwächt uns Mark und Beine,
Mangel quält uns immerhin,
Mangel ruft der Arme aus,
Mangel ist in’s Reichen Haus,
Mangel hat uns aufgerieben,
Daß uns Nichts ist übrig blieben.

4) Ach, das machen uns’re Sünden,
Diese steigen himmelan,
Daß man keine Hülf‘ kann finden,
Die dem Mangel steuern kann.
Frechheit und Halsstarrigkeit
Bringt uns dieses Herzeleid,
Ungehorsam und Wohlleben
Müssen diesen Lohn uns geben.

5) Schaue, wie die Kinder jammern,
Ach! wir sind ja noch nicht satt;
Auf dem Feld und in den Kammern
Liegen Viel‘ vor Hunger matt.
Dort sieht man viel Arme stehen,
Die um Brot und Hilfe flehen,
Ja, man hört das Vieh auch brüllen,
Es will seinen Hunger stillen.

6) HErr, du hast hinweggenommen
Deinen Segen von dem Brot,
Und ach! daher ist gekommen
Diese Teurung, diese Not!
Uns’re Speise sättigt nicht,
Welch ein schreckliches Gericht!
Hunger bleibt auch in dem Essen,
Und der Speis‘ ist bald vergessen.

7) HErr, wir fallen vor dir nieder,
Rette uns aus dieser Last!
Gib uns deinen Segen wieder,
Den du uns genommen hast!
Laß die Äcker wieder blüh’n,
Nach dem Säen und Bemüh’n
Laß sie reiche Früchte bringen,
Laß den Segen zu uns dringen!

8) Speis‘ uns nur mit deinem Worte,
Wenn es uns an Brot gebricht,
Wenn wir klopfen an die Pforte,
Vater, so verstoß‘ uns nicht!
Dieses wahre Lebensbrot
Stärke uns in dieser Not;
Auf der fetten Seelenweiden
Ist leicht leiblich Hunger leiden.

9) Laß uns wieder Gnade finden,
Laß durch deine Segensflut
Diese Teurungsnot verschwinden,
So wird Alles wieder gut.
Dann soll unser Herz und Mund
Alle Tag und alle Stund‘
Sprechen: Gott hat Brot und Leben
Uns aus Gnaden wieder geben!

Liedtext: Johann Friedrich Starck (1680-1756)
Melodie: Johann Crüger (1598-1662)
Geistliche Kirchen-Melodien (1649), Nr. 125
Andere Melodien: 1623, Johann Hermann Schein (1586-1630);
Anon. (circa 1510) / Louis Bourgeois (1551)
„Zion klagt mit Angst und Schmerzen“

Quelle:

Johann Friedrich Stark’s, weil. evang. Predigers und Konsistorialraths zu Frankfurt a. M., Tägliches Handbuch in guten und bösen Tagen, enthaltend Aufmunterungen, Gebete und Gesänge für Gesunde, Betrübte, Kranke und Sterbende; ferner Sprüche, Seufzer und Gebete, den Sterbenden vorzusprechen, mehrere Festandachten, Buß=, Beicht=, Communion= und Wetter=Gebete, Trost- und Erquickungs=Gebete und Gesänge, wie auch Kriegs=, Theurungs=, Pest= und Friedens=Gebete, nebst einem Gebetbüchlein für Schwangere, Gebärende, Wöchnerinnen und für Unfruchtbare. Neue wohlfeile Ausgabe in großem Druck. 31. Stereotypdruck. Mit dem Bildniß des sel. Verfassers und vier weiteren Bildern. Stuttgart. Druck und Verlag von J. F. Steinkopf, ca. 1870, Seiten 377-378. [Digitalisat]

Weblinks  und Verweise

Seite „Johann Friedrich Starck“ bei Wikipedia (DE)

Seite „Johann Hermann Schein“ bei Wikipedia (DE)

Johann Hermann Schein bei Bach Cantatas Website

Choraleintrag „Zion klagt mit Angst und Schmerzen“ bei Bach Cantatas Website

Notensatz, 4stimmig (pdf, J. Crueger, externer Link zu johann-crueger.de)

Melodieeintrag (J.H. Schein Zion klagt mit Angst und Schmerzen bei Hymnary.org)

Notensatz, 4stimmig (pdf, J.H. Schein, externer Link zu Hymnary.org)
Audiofile (midi, J.H. Schein, externer Link zu Hymnary.org)

Der gläubige Christ betet, wenn Gott mit Teurung und Hungersnot das Land heimsucht
(Aus Stark’s Täglichem Handbuch)

Bibelverse zum Thema: „Teuerung

Eingestellt am 4. Februar 2023 – Letzte Überarbeitung am 22. Juni 2023