Dir, Dir Jehova, will ich singen (Crasselius, Württ. Gesangbuch 1912 #23)

1) Dir, Dir Jehova, will ich singen;
denn wo ist doch ein solcher Gott wie Du?
Dir will ich meine Lieder bringen,
ach, gib mir Deines Geistes Kraft dazu,
daß ich es tu im Namen Jesu Christ,
so wie es Dir durch Ihn gefällig ist.

2) Zieh mich, o Vater, zu dem Sohne,
damit Dein Sohn mich wieder zieh zu Dir;
Dein Geist in meinem Herzen wohne
und meine Sinne und Verstand regier,
daß ich den Frieden Gottes schmeck und fühl
und Dir darob im Herzen sing und spiel.

3) Verleih mir, Höchster, solche Güte,
so wird gewiß mein Singen recht getan,
so klingt es schön in meinem Liede,
und ich bet‘ dich im Geist und Wahrheit an;
so hebt dein Geist mein Herz zu dir empor,
daß ich dir Psalmen sing‘ im höhern Chor.

4) Denn der kann mich bei Dir vertreten
mit Seufzern, die ganz unaussprechlich sind;
der lehret mich recht gläubig beten,
gibt Zeugnis meinem Geist, daß ich Dein Kind
und ein Miterbe Jesu Christi sei,
daher ich: Abba, lieber Vater! schrei.

5) Was mich dein Geist selbst bitten lehret,
das ist nach deinem Willen eingericht’t,
und wird gewiß von dir erhöret,
weil es im Namen deines Sohns geschicht,
durch welchen ich dein Kind und Erbe bin,
und nehme von dir Gnad um Gnade hin.

6) Wohl mir, daß ich dies Zeugnis habe!
Drum bin ich voller Trost und Freudigkeit
und weiß, daß alle gute Gabe,
die ich von Dir verlange jederzeit,
die gibst Du und tust überschwenglich mehr,
als ich verstehe, bitte und begehr.

7) Wohl mir, ich bitt‘ in Jesu Namen *,
der mich zu deiner Rechten selbst vertritt.
In ihm ist alles Ja und Amen,
was ich von dir im Geist und Glauben bitt **.
Wohl mir, Lob dir, jetzt und in Ewigkeit,
daß du mir schenkest solche Seligkeit!

Liedtext: 1695, Bartholomäus Crasselius (1667-1724)
Melodie: Musikalisches Handbuch, Hamburg 1690;
bei Johann Anastasius Freylinghausen (1670-1839), Halle 1704

* „Im Namen Jesu beten, heißt erstens: so beten, daß die Person des Beters durch Ihn vertreten wird, zweitens: so beten, daß Sein Geist den Inhalt des Gebets eingibt, drittens: so beten, daß Seine Sache und Ehre des Beters Anliegen ist“ (Besser).
Wenn der Herr seinen Jüngern zuläßt, in seinem Namen zu beten, so legt er auf sie alle seine Würdigkeit, sein Verdienst, seine Herrlichkeit kleidet sie in seine hohenpriesterliche Zier und gibt ihnen die Versicherung, der Vater im Himmel werde sie ebenso ansehen, als käme er selbst, der wahre ewige Hohepriester, der Sohn Gottes und der Menschen – werde auch ihre Gebete als eitel Gebete seines eignen Mundes als hohepriesterliche ansehen (Löhe).
** 2. Kor. 1, 20: Denn alle Gottesverheißungen sind ja in ihm – uns.

Bartholomäus Crasselius (Crasselt) wurde am 21. Februar 1667 in Wernsdorf im Königreich Sachsen geboren und war ein lutherischer Pastor und Kirchenlieddichter.

Crasselius studierte an der Universität Halle. Hier gehört er zum Kreis um August Hermann Francke. Nach seinem Examen war er, wie damals üblich, zuerst als Hauslehrer tätig, so beim Grafen von Schönburg auf Schloß Glauchau. 1693/94 war er Hauslehrer in der Familie des Kaufmanns Franz Julius Pfeiffer in Lauenburg/Elbe. Wegen seiner pietistischen Anschauungen kam es zu theologischen Auseinandersetzungen mit dem Lauenburger Pastor und Superintendenten Severin Walther Slüter. Anfang Juni 1694 veranlaßte Slüter, daß Crasselius des Landes verwiesen wurde. Danach war er in Kursachsen tätig. Auch von der sächsischen Landeskirche wegen seiner pietistischen Haltung gemaßregelt, ging er 1701 als Pfarrer nach Nidda (Wetterau) und schließlich 1708 nach Düsseldorf, wo er bis zu seinem Tod am 10. November 1724 wirkte.

Crasselius hat eine Fülle von Kirchenliedern geschaffen; zehn von ihnen hat Johann Anastasius Freylinghausen 1704 in sein „Geist-reiches Gesang-Buch“ aufgenommen. Im neuen Evangelischen Gesangbuch ist sein 1695 entstandenes Lied als „Dir, dir, o Höchster, will ich singen“ (als EG 328) enthalten. Ursprünglich lautete die Anfangszeile dieses Liedes: „Dir, dir Jehova, will ich singen“. Im Zuge einer Überarbeitung wurde der im Deutschen gebräuchliche Gottesname durch die Bezeichnung „Höchster“ ersetzt.

(nach Wikipedia)

Schriftstellen

Es kann niemand zu mir kommen, es sei denn, daß ihn ziehe der Vater, der mich gesandt hat; und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage. (Johannes 6, 44)

Und von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade. (Johannes 1, 16)

Denn ihr habt nicht einen knechtischen Geist empfangen, daß ihr euch abermals fürchten müßtet; sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch welchen wir rufen: Abba, lieber Vater! (Römer 8, 15)

Weil ihr denn Kinder seid, hat Gott gesandt den Geist seines Sohnes in eure Herzen, der schreit: Abba, lieber Vater! (Galater 4, 6)

Desgleichen auch der Geist hilft unsrer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich’s gebührt; sondern der Geist selbst vertritt uns aufs beste mit unaussprechlichem Seufzen. (Römer 8, 26)

Weblinks und Verweise

Lied Nr. 328 im Evangelischen Gesangbuch, als „Dir, dir, o Höchster, will ich singen“

Lied Nr. 23, in: Gesangbuch für die evangelische Kirche in Württemberg, Schmuckausgabe, S. 37f. (Verlagskontor des evangelischen Gesangbuchs, Stuttgart 1912)

Lied Nr. 24, in: Evangelisches Gesangbuch. Nach Zustimmung der Provinzialsynode vom Jahre 1884 zur Einführung in der Provinz Brandenburg, mit Genehmigung des Evangelischen Oberkirchenrats. Königliches Konsistorium, Berlin, 1911 [Digitalisat]
Dieses Gesangbuch enthält zusätzlich den folgenden Vers als Strophe 5:

Wenn dies aus meinem Herzen schallet
durch deines heil’gen Geistes Kraft und Trieb
so bricht dein Vaterherz und wallet
ganz brünstig gegen mich vor heißer Lieb‘,
daß mir’s die Bitte nicht versagen kann,
die ich nach deinem Willen hab getan.

Notensatz, 1stimmig (pdf, externer Link zu Hymnary.org)

Audiofiles (midi und mp3, externe Links zu Hymnary.org)

Lied Nr. 52: Kleines Gesang- und Gebetbuch, Issued by the Lutheran Commission for Prisoners of War (Lutherische Kommission für Kriegsgefangene). Concordia Publishing House, St. Louis, Mo./U.S.A., 1940. [Digitalisat bei Hymnary.org]

Bildnachweis: Evangelisches Gesangbuch. Nach Zustimmung der Provinzialsynode vom Jahre 1884 zur Einführung in der Provinz Brandenburg, S. VIII (Quelle: Internet Archive, 2017)
Erstellt am 19. Juni 2021 – Letzte Überarbeitung am 27. Juli 2022