Arthur Pink (1886-1952)

Arthur Walkington Pink (1. April 1886 – 15. Juli 1952) war ein englischer Bibellehrer, der ein neues Interesse an der Darstellung des Calvinismus bzw. der reformierten Theologie weckte. Zu seinen Lebzeiten wenig bekannt, wurde Pink „einer der einflussreichsten evangelikalen Autoren in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts“ [1].

Leben

Arthur Walkington Pink wurde in Nottingham (Vereinigtes Königreich) als Sohn eines Getreidehändlers geboren, eines gläubigen Nonkonformisten unklarer Konfession, wahrscheinlich war sein Vaters Kongregationalist [2]. Ansonsten ist fast nichts über Pinks Kindheit oder Ausbildung bekannt, abgesehen davon, daß er eine gewisse Begabung und Ausbildung in musikalischen Bereich hatte [3]. Als junger Mann schloß sich Pink der Theosophischen Gesellschaft an, einer okkulten gnostischen Gruppe im zeitgenössischen England, und er stieg in ihrer Mitte offenbar so weit auf, daß Annie Besant, die Leiterin der Gesellschaft, ihm anbot, in ihren Führungskreis aufgenommen zu werden [4]. Im Jahre 1908 schwor er der Theosophie zugunsten des evangelikalen Christentums ab [5].

Da er Pfarrer werden wollte, aber nicht bereit war, eine liberale theologische Hochschule in England zu besuchen, studierte Pink 1910 sehr kurz am Moody Bible Institute in Chicago, bevor er die Pfarrstelle der Congregational Church in Silverton, Colorado, antrat. Im Jahr 1912 verließ Pink Silverton, vermutlich in Richtung Kalifornien, und übernahm dann eine geteilte Pfarrstelle in den ländlichen Gemeinden von Burkesville und Albany, Kentucky [6]. 1916 heiratete er Vera E. Russell (1893-1962), die in Bowling Green, Kentucky, aufgewachsen war. Pinks nächste Pfarrstelle war die Scottsville Baptist Church in Scottsville, ebenfalls in Kentucky [7]. 1917 zog das frisch verheiratete Paar nach Spartanburg, South Carolina, wo Pink Pastor der Northside Baptist Church wurde [8].

Zu dieser Zeit hatte Pink prominente dispensationalistische Fundamentalisten wie Harry Ironside und Arno C. Gaebelein kennengelernt, und seine ersten beiden Buchveröffentlichungen, die 1917 und 1918 herauskamen, stimmten mit dieser theologischen Position überein [9]. Doch Pinks Ansichten änderten sich, und in diesen Jahren schrieb er auch die erste Ausgabe von The Sovereignity of God (1918), in der er behauptete, daß Gott Sünder, die nicht zur Errettung vorherbestimmt waren, nicht lieben würde und daß er diejenigen, die Christus nicht annehmen wollten, absichtlich „zur Verdammnis“ geschaffen hätte [10]. Ob es nun an seinen calvinistischen Ansichten, seinem fast unglaublichen Fleiß, seiner geschwächten Gesundheit oder seiner mangelnden Kontaktfreudigkeit lag, Pink verließ Spartanburg 1919 in dem Glauben, Gott wolle, wie er äußerte „daß ich mich der Schriftstellerei widme“ [11]. Doch Pink scheint in der Folgezeit in Kalifornien für einen Zeltevangelisten namens Thompson die Bibel gelehrt zu haben – dies mit einigem Erfolg – während er sein intensives Studium der puritanischen Schriften fortsetzte.

Im Januar 1922 veröffentlichte Pink die erste Ausgabe von „Studies in the Scriptures“, einer Publikation, die bis zum Ende des folgenden Jahres etwa eintausend Abonnenten hatte, und die für den Rest seines Lebens den größten Teil seiner Zeit in Anspruch nehmen und die Quelle für Dutzende von Büchern werden sollte, von denen einige nach seinem Tod aus Artikeln der „Studies“ zusammengestellt wurden [12]. Im Jahr 1923 erlitt Pink einen Nervenzusammenbruch, danach lebten er und seine Frau bei Freunden in Philadelphia, bis er wieder gesund war. Im Jahr 1925 reisten die Pinks nach Sydney (Australien), wo er als Evangelist und Bibellehrer am Ashfield Tabernacle wirkte. Seine unbotmäßige Verkündigung der calvinistischen Lehre führte jedoch dazu, daß die Baptistenbrüderschaft von New South Wales einstimmig beschloß, ihn nicht zu unterstützen. Von 1926 bis 1928 diente Pink als Pastor von zwei Gruppen strenger und partikularer Baptisten [13].

Nach seiner Rückkehr nach England wurde Pink eingeladen, in einer Gemeinde ohne Pastor in Seaton, Devon, zu predigen; obwohl er dort von einigen Mitgliedern willkommen geheißen wurde, kamen die Gemeindevorsteher zu der Überzeugung, daß seine Einsetzung als Pastor die Gemeinde spalten würde [14]. Im Frühjahr 1929 kehrten Pink und seine Frau in ihren Heimatstaat Kentucky zurück, wo er Pastor der Baptistengemeinde in Morton’s Gap werden wollte. Wieder einmal erfüllten sich seine Hoffnungen nicht. An einen Freund schrieb er: „Ich bin heute fester davon überzeugt als noch vor 14 Monaten, daß unser Platz außerhalb des Lagers ist“. Das ist der Ort der „Vorwürfe, der Einsamkeit und der Prüfung“ [15]. 1930 konnte Pink eine Bibelklasse in Glendale (Kalifornien) etablieren, lehnte aber Gelegenheiten ab, in einigen fundamentalistischen Kirchen zu sprechen [16]. Im nachfolgenden Jahr mieteten die Pinks ein Holzhaus in Union County, Pennsylvania, wo sich eine kleine Gemeinschaft traf; 1933 zogen sie dann nach York, Pennsylvania.

Pink beschloß zu dieser Zeit, daß er seinen Dienst, wenn er sich ganz dem Schreiben widmen wollte, genauso gut in England tun konnte. Im September 1934 zogen seine Frau und er nach Cheltenham, Gloucestershire, in die Nähe seiner ehrenamtlichen Vertreter von Studies in the Scriptures. Pink scheint schließlich einer innerlichen Verzweiflung nachgegeben zu haben. An einen Freund schrieb er, „daß diejenigen meiner Freunde, die mir gerne helfen würden, dazu nicht in der Lage sind; während diejenigen, die es könnten, es nicht tun werden. Und in ein paar Jahren wird es zu spät sein. Was ich in den letzten sieben Jahren durchgemacht habe, wirkt sich so stark auf meine körperliche und geistige Verfassung aus, dass ich bald nicht mehr in der Lage sein werde weiterzumachen, selbst wenn mir Türen geöffnet werden. Ich sehe jedoch nichts anderes, als zu versuchen, die Gnade zu erlangen, mich dem souveränen Willen des Herrn zu beugen und zu sagen: ‚Nicht mein, sondern dein Wille geschehe‘“ [17].

Pink scheint schließlich der Verzweiflung nachgegeben zu haben. An einen Freund schrieb er, „dass diejenigen meiner Freunde, die mir gerne helfen würden, dazu nicht in der Lage sind; während diejenigen, die es könnten, es nicht tun werden. Und in ein paar Jahren wird es zu spät sein. Was ich in den letzten sieben Jahren durchgemacht habe, wirkt sich so stark auf meine körperliche und geistige Verfassung aus, dass ich bald nicht mehr in der Lage sein werde, selbst wenn mir Türen geöffnet werden. Ich sehe jedoch nichts anderes, als zu versuchen, die Gnade zu erlangen, mich dem souveränen Willen des Herrn zu beugen und zu sagen: ‚Nicht mein, sondern dein Wille geschehe‘“ [17].

1936 zogen die Pinks nach Hove, an die Südküste Englands in die Nähe von Brighton. Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1933 erhielt Pink eine ausreichende Summe aus dem Nachlaß, die ihm und seiner Frau ein sehr einfaches Leben ohne finanzielle Sorgen ermöglichte. Von 1936 bis zu seinem Tod im Jahr 1952 widmete sich Pink ganz dem Studium der Heiligen Schrift. Vera hielt den fast unablässigen Arbeitsrhythmus ihres Mannes für ungesund, und es gelang ihr auf bemerkenswerte Weise, ihn dazu zu bringen, das Briefmarkensammeln als Hobby zu beginnen [18]. 1940 wurde Hove regelmäßig Ziel deutscher Luftangriffe, und die Pinks zogen sich nach Stornoway, Isle of Lewis (Äußere Hebriden, Schottland) zurück, wo sie für den Rest seines Lebens blieben. Die Insel war eine Bastion des Calvinismus, aber die Gottesdienste wurden meist in schottischem Gälisch abgehalten, und externe Besucher waren ohnehin nicht sonderlich willkommen [19]. Pink gestaltete seine Zeit für Studium und Schreiben mit „militärischer Präzision“. Einem Freund schrieb er, daß er an sechs Tagen in der Woche jeweils für eine Stunde zum Einkaufen und zur körperlichen Ertüchtigung ins Freie ginge, ansonsten aber sein Arbeitszimmer nur verlasse, wenn er in einem kleinen Garten arbeitete. Während dieser Zeit in Hove veröffentlichte er sogar eine Notiz in den Studies, in der er die Abonnenten darauf hinwies, daß es „uns nicht möglich ist, Besucher zu empfangen, und daß wir die Leser, die sich in dieser Gegend aufhalten, höflich bitten, uns nicht zu besuchen, daß wir uns aber immer freuen, von christlichen Freunden zu hören“ [20]. Anstatt in die Kirche zu gehen, verbrachte Pink seine Zeit damit, dem Leserkreis vermittels brieflicher Korrespondenz zu dienen [21].

Einfluß

Es wird behauptet, daß Pinks Persönlichkeit es ihm schwer machte, ein erfolgreiches pastorales Amt auszuüben. Ihm wurde vorgeworfen, er sei zu individualistisch und habe ein zu kritisches Temperament, dem es an der Fähigkeit zu gründlichen theologischen Diskussionen mit Männern mit ähnlichen Gaben fehle. Ein junger Pastor, Reverend Robert Harbach, der jahrelang mit Pink korrespondierte, erinnerte sich an einen ganz anderen Pink, der ein „Pastorenherz“ besaß. Pinks Korrespondenz mit Harbach (bis Pinks angeschlagene Gesundheit ihre Korrespondenz 1949 beendete) war warm, innig und väterlich. Zu Beginn ihrer Korrespondenz schrieb Pink: „Ich möchte, daß Sie sich völlig frei fühlen, mich um jede Hilfe zu bitten, die ich Ihnen geben kann. Ich stehe mit einer Reihe junger Pastoren in Kontakt, und ich betrachte es als Teil meiner Arbeit und als ein Privileg, Ihnen so viel Rat zu geben, wie ich nur kann.“ [24]

Pinks berühmter Zeitgenosse D. Martyn Lloyd-Jones empfing geistlichen Nutzen aus der Lektüre von Pink und empfahl ihn weiter. Einem jungen Pfarrer sagte er: „Verschwenden Sie Ihre Zeit nicht mit der Lektüre von Barth und Brunner. Sie werden Ihnen bei der Verkündigung nicht weiterhelfen. Lesen Sie Pink“ [25]. Doch Lloyd-Jones sagte auch: „Wenn ich mich so verhalten hätte wie Pink, hätte ich nichts erreicht. Überhaupt nichts… Ich mußte sehr geduldig sein und die Dinge sehr langfristig betrachten. Andernfalls wäre ich entlassen worden, und die ganze Sache wäre zu Ende gewesen“ [26]. Außerdem wäre Pink ohne die Unterstützung und Begleitung seiner Frau, die sich ihm und seiner Arbeit voll und ganz widmete (wie er freimütig zugab), „überfordert gewesen“ und hätte wahrscheinlich auch in seiner schriftlichen Arbeit wenig erreicht [27].

Theologisch wurde Pink zu seinen Lebzeiten wegen seiner Gegnerschaft zum Arminianismus abgelehnt, doch nach seinem Tod kam es zu einem starken Meinungsumschwung unter den Evangelikalen hin zur calvinistischen Theologie. Bis 1982 hatte Baker Book House 22 von Pinks Büchern veröffentlicht und insgesamt 350.000 Exemplare verkauft. Dennoch war es Pinks Souveränität Gottes, die „mehr als jedes andere Buch dazu beitrug, das Denken einer jüngeren Generation neu auszurichten“. Nachdem der Banner of Truth Trust das Buch im Jahr 1961 neu aufgelegt hatte – mit einer Änderung, um Pinks vermeintlichen Hyper-Calvinismus zu entfernen -, wurden bis 2004 177.000 Exemplare verkauft [28].

Publikationen (englischsprachig)

  • The Sovereignty of God [Web Archive]
  • Satan and His Gospel [pdf/epub]
  • Gleanings in Genesis
  • Gleanings in Exodus
  • Gleanings in Joshua
  • Gleanings from Elisha
  • Gleanings from Paul
  • Practical Christianity
  • The Divine Inspiration of the Bible
  • Interpretation of the Scriptures
  • Profiting from the Word
  • The Antichrist [Web Archive]
  • The Beatitudes and the Lord’s Prayer
  • The Seven Sayings of the Saviour on the Cross

Bibliographie

  • Iain Hamish Murray (2004). Arthur W. Pink: His Life and Thought. Banner of Truth. ISBN 0851518834.
  • Richard P. Belcher (1993). Arthur W. Pink – Born to Write. ISBN 978-1-883265-01-4.
  • Rev. Ronald Hanko (1997). The Forgotten Pink. British Reformed Journal No. 17.
  • Rev. Robert Harbach (1994). Letters to a Young Pastor. The Evangelism Committee of the Grandville Protestant Reformed Church.

Referenzen

  1. Murray, xiii.
  2. Murray, 1-5, 15.
  3. Murray, 6.
  4. Murray, 9–10.
  5. Murray, 12–13.
  6. Murray, 16-28.
  7. „NEW LIGHT ON THE EARLY MINISTRY OF A. W. PINK (PART 2)“. The Arthur W. Pink Archive. Retrieved 27 June 2020.
  8. Murray, 35.
  9. Murray, 39-42.
  10. Murray, 45
  11. Murray, 43-56.
  12. Murray, 72-76.
  13. Murray argues that Pink left the first of these two groups because he was not Calvinistic enough for them because he asserted belief in the „free offer of the gospel and in human responsibility to receive the gospel.“, 77-123; R. P. Belcher, „Pink, Arthur Walkington,“ Timothy Larson, ed., Biographical Dictionary of Evangelicals (Downers Grove, IL: IVP, 2003), 529. Ronald Hanko argues that „Pink never taught that God loves everyone or desires to save everyone, or promises salvation to everyone in the gospel, as the Banner does.“ Ronald Hanko, „The Forgotten Pink,“ British Reformed Journal No. 17 (Jan-March 1997), 4, http://www.prca.org/pamphlets/pamphlet_106.pdf.
  14. Murray, 126-29
  15. Quoted in Murray, 134.
  16. Murray, 138-42.
  17. Quoted in Murray, 154.
  18. Murray, 239-42.
  19. Murray, 245-49.
  20. Murray, 249, 250, 254.
  21. Belcher, 529.
  22. Murray, 270-75.
  23. Murray, 283. She was remembered by one of these friends as „an elegant and gracious lady with a radiant expression and a loving and lively interest in people.“
  24. Harbach, 10.
  25. Murray, 166, 211, 304.
  26. Murray, D. Martyn Lloyd-Jones: The Fight of Faith, 1939–1981 (Edinburgh: Banner of Truth, 1990), 232.
  27. Murray, 304.
  28. Murray, 314–15. The Banner of Truth Trust edition has been criticized for omitting nearly half the original work, including three entire chapters. Hanko, „The Forgotten Pink.“

Externe Links

Quelle: Wikipedia contributors. (2022, July 26). Page Arthur Pink. In Wikipedia, The Free Encyclopedia. Retrieved 21:14, October 19, 2022
Eingestellt am 19. Oktober 2022 – Letzte Überarbeitung am 28. Dezember 2022