Katharinenkirche Oppenheim

Evangelische Stadtkirche St. Katharinen Oppenheim

Die Katharinenkirche in Oppenheim (Rheinhessen) gilt als eine der bedeutendsten gotischen Kirchen am Rhein zwischen Straßburg und Köln. Ihre Errichtung erfolgte in Abschnitten im 13., 14. und 15. Jahrhundert. Sie hat Oppenheim den Zusatz „Stadt der Gotik eingebracht.

Katharinenkirche in Oppenheim
Bildnachweis: paddy (Patrick-Emil Zörner), CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Geschichte

Im Zuge der Bemühungen des Mainzer Erzbischofs, in Oppenheim Fuß zu fassen, beanspruchte er mit der Neustadt, die schon jetzt zum Bistum Mainz gehörte, auch das Patronatsrecht über die gerade fertiggestellte Katharinenkirche, die bisher vom Seelsorger von St. Sebastian betreut wurde. König Richard von Cornwall trennte 1258 die beiden Kirchen und legte die Diözesangrenzen von Mainz und Worms mitten durch die Stadt. Die Katharinenkirche wurde mainzisch und Pfarrkirche der mainzischen Neustadt. Die Sebastianskirche fiel dem Bistum Worms zu und blieb Pfarrkirche der wormsischen Altstadt.

Im Jahr 1317 hatte der Mainzer Erzbischof an der Katharinenkirche ein Stift, d. h. die Einrichtung wurde einer Gemeinschaft von Geistlichen zugewiesen, die regelmäßig Gottesdienst zu halten hatten (Kollegiatstift). Nach 1400 fügten die Stiftsherren einen eigenen Chor im Westen hinzu (1439 geweiht). Die Katharinenkirche war seit 1556 lutherische, seit 1565 reformierte Pfarrkirche Oppenheims. Nach dem Westfälischen Frieden von 1648 wurde die Kirche endgültig den Reformierten übergeben, bis sie seit 1822 als gemeinsames Gotteshaus für die unierten Lutheraner und Reformierten diente.

1873 regte der Notar Lippold die Bildung eines Bauvereins an, der eine Restaurierung vorbereitete. Die Bevölkerung brachte die notwendigen Mittel auf, und 1889 war die Kirche fertig. Diese ab 1879 begonnene zweite Renovierung erfolgte durch den Wiener Dombaumeister Friedrich von Schmidt und seinen Sohn Heinrich von Schmidt. Vier Glasfenster schuf Alexander Linnemann aus Frankfurt.

Die Wiedereinwölbung des Westchores konnte erst 1937 unter Paul Meißner abgeschlossen werden. Die Glasmalerei konzipierte Otto Linnemann aus Frankfurt, u. a. auch das Westrosenfenster. Umfangreiche Unterlagen dazu bewahrt das Linnemann-Archiv auf. 1959 wurden erneut umfangreiche Renovierungsarbeiten vorgenommen. Dabei erhielt die Kopfskulptur eines Obergaden-Wimpergs der Südseite, die erneuert werden musste, die Gesichtszüge des Bundespräsidenten Theodor Heuss. 1965 wurden die Nordfront der Kirche und die Galerie des Vierungsturms renoviert.

St. Katharinen Oppenheim
Bildnachweis: Patrick Müller (flickr, Liz. CC BY-NC-ND 2.0 Deed)

Literatur

  • Dehio, Georg: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Rheinland-Pfalz, Saarland. Deutscher Kunstverlag, München 1972, S. 686–691.
  • Hanschke, Julian: Oppenheim am Rhein. Baugeschichte, Baudenkmäler, Stadtgestalt (= Materialien zur Baugeschichte. 16). Karlsruhe, 2010. ISBN 978-3-941850-22-4.
  • Hanschke, Julian: Das spätgotische Gewölbe des Westchores der Oppenheimer Katharinenkirche. Rekonstruktion nach einem mittelalterlichen Bauplan. In: INSITU. Zeitschrift für Architekturgeschichte. 4 (1/2012), S. 69–76.
  • Held, Dorothea: Katharinenkirche Oppenheim. Ausgabe 2400 von Kleine Kunstführer. Schnell & Steiner, 3. Aufl. 2007. ISBN 9783795462338.
  • Hertel, C. (Hrsg.): Die Katharinen-Kirche zu Oppenheim und ihre Denkmäler. Mit erläuterndem Text von Friedrich Schneider. Mainz, Druck und Commissions-Verlag von Victor von Zabern, 1877. [Digitalisat/Faksimile in der Unibibliothek Heidelberg]
  • Gurlitt, Hildebrand: Die Katharinenkirche in Oppenheim a. Rh. Urban-Verlag, Freiburg i. Br. 1930 (unter dem Titel Baugeschichte der Katharinenkirche in Oppenheim a. Rh. – Dissertation, Universität Frankfurt 1924)
  • Möller, Walter: Die Grabdenkmäler der Kämmerer von Worms gen. von Dalberg in der Katharinenkirche in Oppenheim. In: Volk und Scholle. Heimatblätter für beide Hessen, Nassau und Frankfurt am Main, war die Verbandszeitschrift des Hessischen Verkehrsverbandes. 11 (1933), Heft 7/8, S. 189–191 (und 10 Tafeln).
  • Rauch, Ivo: Memoria und Macht. Die mittelalterlichen Glasmalereien der Oppenheimer Katharinenkirche und ihre Stifter. Gesellschaft für Mittelrheinische Kirchengeschichte, Mainz 1997, ISBN 3-929135-13-2.
  • Schütz, Bernhard: Die Katharinenkirche in Oppenheim. de Gruyter, Berlin 1982, ISBN 3-11-008349-3.
  • Villinger, Carl. J. H.: Die Kämmerer von Worms genannt von Dalberg und ihre Beziehungen zu Oppenheim. In: 1200 Jahre Oppenheim am Rhein. Stadt Oppenheim, Oppenheim 1965, S. 55–68.

Quellen:

Seite Katharinenkirche (Oppenheim)“ (auszugsweise) bei Wikipedia (DE)
Evangelische Kirchengemeinde Oppenheim St. Katharinen: Kurze Baugeschichte der Katharinenkirche / Die Katharinenkirche in Oppenheim, Aufsatz von Martin Held (im pdf-Format, mit Literaturhinweisen zur Baugeschichte)
Hertel, C. (Hrsg.): Die Katharinen-Kirche zu Oppenheim und ihre Denkmäler. Mit erläuterndem Text von Friedrich Schneider. Mainz, Druck und Commissions-Verlag von Victor von Zabern, 1877. [Digitalisat/Faksimile in der Unibibliothek Heidelberg]
Freiherr von Schmidt, Heinrich Christian August: Der Ausbau und die Wiederherstellung der St. Katharinenkirche zu Oppenheim a. Rh.: Festschrift zur Feier der Vollendung am 31. Mai 1889, zugleich dem 200-jährigen Erinnerungstage der Zerstörung Oppenheims. Verlag des Vereins zur Wiederherstellung der Katharinenkirche zu Oppenheim a. Rh., 1889. [Bibliographische Informationen]

Katharinenkirche, Wasserspeier
Bild: RomkeHoekstra, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons


Eingestellt am 30. März 2024 – Letzte Überarbeitung am 2. April 2024