2. Thessalonicher 2, 16 (Roos/Spurgeon)

Er aber, unser HERR Jesus Christus, und Gott, unser Vater, der uns hat geliebt und uns gegeben einen ewigen Trost und eine gute Hoffnung durch Gnade, (2. Thessalonicher 2, 16)

Unglücklich ist derjenige, der sich zur Welt hält, die im Argen liegt, und von ihr deswegen geliebt wird, weil er sie lieb hat: glückselig aber ist derjenige, der von dem HErrn Jesu Christo, und von dem Gott, der auch unser Vater ist, geliebt wird. Wehe demjenigen, der zu dem Goldklumpen sagt: Mein Trost (Hiob 31, 24), und sich überhaupt des gegenwärtigen guten Lebens, welches doch kurz ist, tröstet! (Ps. 49, 19). Wohl aber demjenigen, dem Gott einen ewigen Trost gegeben hat, welchen auch der Tod und das Ende der Welt nicht zernichtet! Wehe dem, der keine Hoffnung hat (1. Thess. 4, 13), oder sich selbst eine Hoffnung macht, die zuletzt wie eine Spinnwebe, und verloren ist (Hiob 8,13.14.). Wohl aber demjenigen, dem Gott eine gute, gegründete und auf ewige Güter gerichtete Hoffnung durch die Gnade gegeben hat, oder der aus der Gnade, die ihm widerfahren ist, den wohlbefugten Schluß machen darf, daß er ein Erbe Gottes und Miterbe Christi sei, und bei dem HErrn ewiglich leben werde!

Unser HErr Jesus Christus und der Gott, der unser Vater ist, kann uns allein dieses Alles geben: Sein ist die Liebe, welche das Herz eines armen Sünders erquicken und sättigen kann. Er hat uns Sein Wort gegeben, welches, wenn man es glaubt, einen ewigen Trost und eine gute Hoffnung gewähren kann. Er ist’s aber auch, der durch Seinen Geist diesen Trost der Schrift uns in’s Herz geben, und diese Hoffnung in’s Herz pflanzen will. Er ist’s auch, der bußfertige Sünder, die sich durch’s Evangelium zum Glauben bringen lassen, begnadigt, und sie durch Seine Gnade des ewigen Trostes und der guten Hoffnung fähig macht. Trost hat der Mensch nötig wegen vieler Trübsale, die auf ihm liegen, und seine Seele traurig machen. Ungeachtet aber sein Leben nur einer Hand breit ist, so hat er doch einen ewigen Trost nötig, das ist einen Trost, der ewiglich in seiner Seele haftet, und von einer ewigen Seligkeit handelt. Ein wahrer Christ nimmt den Trost, womit ihn Gott in diesem Leben getröstet hat, in seinem Sterben mit, und wird, wie Lazarus, in der seligen Ewigkeit noch weiter getröstet: weil aber der Tröster ewig und Seine Liebe unveränderlich, und das Gute, welches Er dem Leidtragenden zum überschwenglichen Ersatz seines Verlustes und Leidens, folglich zu seinem Trost schenkt, unvergänglich ist: so ist auch der Trost ewig.

Hoffnung hat ein Christ ebenfalls sehr nötig, weil er sein Gutes nicht in diesem Leben, wie der reiche Mann, empfangen will und soll, und weil auch die Gabe des Geistes, die ihm hier durch den Glauben gegeben wird, sein Herz nicht ganz ausfüllt, sondern nur ein Erstling und Angeld ist, welches ihn auf eine künftige Vollkommenheit vertröstet. Er hofft also diese Vollkommenheit, oder die völlige Sättigung seines Hungers und Durstes, die Abwischung aller Tränen von seinen Augen, den Besitz eines unvergänglichen, unbefleckten und unverwelklichen Erbes, und daß endlich Gott, wie in Allen, also auch in ihm Alles sein werde. Diese Hoffnung ist eine gute Hoffnung, weil dasjenige, worauf sie gerichtet ist, im höchsten Verstand gut ist; und weil sie auch von Gott, der allein gut ist, durch Seinen guten Geist im Herzen gepflanzt, auf dem guten Weg des Glaubens und der Geduld geläutert und vermehrt wird, und das herbe Leben auf Erden als ein guter Zucker versüßet.

(Magnus Friedrich Roos)

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Der Herr schenkt den Seinen ein bleibendes Gefühl von der Kindschaft in Christo Jesu. Der Christ weiß, daß Gott ihn ansieht als einen Angehörigen seines Sohnes. Das ist aber etwas Köstliches, wenn wir wissen, daß wir Gott angenehm sind, und mit herzlicher Freude singen können: „Christi Blut und Gerechtigkeit, das ist mein Schmuck und Ehrenkleid, damit kann ich vor Gott besteh‘n, wenn ich zum Himmel werd‘ eingeh‘n.“ Gemeinschaft mit dem auferstandenen Herrn ist ein Trost von unverwüstlicher Dauer; er ist in Wahrheit ewig. Wenn Krankheit uns aufs Lager wirft, was tut‘s? Haben wir nicht Hunderte gläubiger Seelen gesehen, die mitten im Schmerz der Leiden ebenso selig waren, wie wenn sie in der Fülle der Kraft und in blühender Gesundheit gewesen wären? Ob auch des Todes Pfeile unser Herz durchbohren, unser Trost stirbt nicht, denn zu unsern Ohren dringt immer wieder der Gesang der Heiligen, welche sich der lebendigen Liebe ihres Gottes freuen, die auch im Sterben ausgegossen wird in ihre Herzen. Ja, das ist ein ewiger Trost, daß wir fühlen: wir sind angenehm gemacht in dem Geliebten. Gott hat verheißen zu erretten alle, die auf Christum vertrauen: der Christ vertraut auf Christum, und er glaubt, daß Gott ebenso gütig ist, wie sein Wort und ihn selig macht. Darum fühlt er, was ihm auch widerfahren möge, und welches innerliche Verderben ihm auch noch anhafte, dass er dennoch geborgen sei kraft seiner Vereinigung mit der Person und dem Werk Jesu. Ist das nicht eine überströmende und wonnevolle Quelle des Trostes? Ja, die reichsten und größten Menschen gäben gern ihren Augapfel hin, wenn sie nur wüßten, daß sie selig wären, und ihr Verlust würde ihr Vorteil sein. Es wäre ein großer Gewinn für die Menschen, wenn sie zum Leben lahm oder als Krüppel eingingen, wenn sie nur überhaupt das Leben erlangten. Daß wir dies Leben haben und es nicht verlieren können, ist unser ewiger Trost.

Lieber Freund, willst du diesen Trost nun verschmähen und verwerfen? Ist das recht vor Gott? Muß solcher Trost nicht vielmehr in andern das Verlangen erwecken, Jesum kennen zu lernen? Ermuntere dich, Mensch! Wenn Jesus ewigen Trost schenkt, dann ist es Sünde zu trauern.

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Trost! In diesem Wort liegt ein lieblicher Wohllaut; gleich der Harfe Davids verscheucht es den bösen Geist der Niedergeschlagenheit. Es war eine besondere Ehre für Barnabas, daß er ein „Sohn des Trostes“ hieß; ja, so lautet auch einer der herrlichen Namen eines Größern denn Barnabas, denn der Herr Jesus ist „der Trost Israels.“ „Ewiger Trost“: das ist die Krone alles Köstlichen, der „köstliche Balsam,“ denn die Ewigkeit des Trostes ist sein Glanz und seine Herrlichkeit. Das ist ein beneidenswerter Besitz, wenn ein Mensch das Anrecht auf denselben in allen künftigen Zeiten gewiß und unbestreitbar sein eigen nennen darf. Ein Mensch müht sich ab, Geld zu verdienen, und nachdem er fleißig gearbeitet hat, ist er Besitzer einer Summe geworden, und das mag ihm zu einigem Trost gereichen; aber es ist kein „ewiger Trost“, denn er kann seinen Schatz wieder ausgeben oder verlieren; oder der Tod zwingt ihn, denselben zurückzulassen; das kann auch im besten Fall nur ein zeitlicher Trost sein. Ein Mensch strengt sich an, seine Kenntnisse zu erweitern; es gelingt ihm, und er wird ein ausgezeichneter Gelehrter, sein Name wird berühmt; das ist ihm ein Trost für alle seine Mühe und Arbeit; aber dieser Trost dauert nicht lange; denn wenn er sich unwohl oder seinen Kopf angegriffen fühlt, können ihm alle seine Titel und Ehrendiplome nicht helfen; oder wenn seine Seele der Verzweiflung zur Beute würde, so müßte er viele gelehrte Werke durchblättern, ehe er einen Balsam für sein zerbrochenes Herz fände. Alle erdgebornen Tröstungen sind nach ihrem Wesen flüchtig und haltlos in ihrem Bestande; sie sind so glänzend und vergänglich wie die Regenbogenfarben einer Seifenblase; aber der Trost, den Gott den Seinen gibt, schwindet nicht dahin und verliert seine Frische nie. Er besteht alle Proben: den Anprall der Trübsal, die Flamme der Verfolgung und überdauert den Strom der Jahre; ja, auch der Tod hat keine Macht über ihn.

Was ist denn das für ein „ewiger Trost?“ Er begreift in sich das Gefühl der Sündenvergebung. Ein Christ hat in seinem Herzen das Zeugnis des Geistes empfangen, daß seine Missetat vertilgt ist wie eine Wolke, und seine Sünde wie der Nebel. Ist das nicht ein „ewiger Trost“, wenn die Sünde vergeben ist?

(Charles Haddon Spurgeon)

Quelle: Glaubensstimme – Die Archive der Väter


Übersicht 2. Thessalonicherbrief

Eingestellt am 5. Januar 2022 – Letzte Überarbeitung am 30. Januar 2023