Am 8. Sonntage nach Trinitatis (Matthäus 7, 15-23)

Von den falschen Propheten.

Evang. Matth. 7, 15-23.

„Prüfet die Geister, ob sie aus Gott sind“, heißt es: 1. Joh. 4.1ff., denn es sind viele falsche Propheten ausgegangen in die Welt. Glaubet nicht jedem Geist. Die Leichtgläubigkeit, die ohne Prüfung jedem Schwätzer, jeder geläufigen Zunge, die fromm und viel spricht, glaubt, hat schon Tausende betrogen und in Irrtum und Verderben gestürzt. Wie Gott wahre Propheten und Lehrer sendet, und mit Seinem heiligen Geiste erfüllt, daß sie die Menschen den Weg der Wahrheit lehren und von der Sünde zur Gerechtigkeit, von der Finsterniß zum Lichte führen sollen, so sendet der Satan und die Welt falsche Propheten in Lichtengelsgestalt, daß sie die Menschen unter dem Schein der Wahrheit und Gottseligkeit in Irrtum und in’s Verderben stürzen sollen. Darum ruft der Heiland im heutigen Evangelio:

Sehet euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen; inwendig aber sind sie reißende Wölfe.

Wie verschieden ist das Innere vom Aeußern eines falschen Propheten und Lehrers! Schaf und Wolf! inwendig ein Wolf, und von außen den Schein eines Schafes anzunehmen, ist wahrhaft teuflischer Natur, der sich auch gern in einen Engel des Lichtes verstellt – und gerade so seine Apostel. Das Äußere soll uns also nicht sogleich für einen Lehrer einnehmen; sondern vielmehr, wenn einer äußerlich gar so freundlich, süß und schmeichelhaft, einnehmend und anziehend erscheint, an des Heilands Warnung erinnern: Sehet euch vor – und ehe man sein Inneres erkannt hat, soll man nicht trauen. Der Schafpelz, den falsche Lehrer umhängen, soll dich nicht einnehmen; sieh zu, was unter dem Pelze verborgen ist – ob kein Wolf dahinter steckt, der nur listig die Schafe an sich lockt, um sie zu zerreißen oder irre zu führen, von der Wahrheit ab auf Nebenwege, von den Hauptlehren des Evangelii auf Nebenlehren und Sekten-Meinungen, die von der Kirche trennen, alle anders Denkende verdammen, gewisse Unterscheidungslehren zur Bedingnis der Seligkeit machen, vom Innern in’s Äußere, vom Geist in den Buchstaben, von der wahren Gottseligkeit auf die Formen und Formeln führen. So werden sie reißende Wölfe, die die Kirche zerreißen, die Sekten und Spaltungen nebeneinführen, sich Anhang verschaffen und die Leute an sich fesseln. Sie zeigen den größten Eifer dabei, als wenn ihnen nur um das Heil der Seelen zu tun wäre, und im Grunde ist es nichts als Parteigeist, der sich zu vermehren und zu vergrößern sucht durch blinden Anhang; die Seele mag dann leben oder tot sein, wenn man nur gewisse Lehren, Bekenntnisse, Formen und Formeln annimmt. Christus Alles und in Allem, Christus für uns unsere Gerechtigkeit, Christus in uns unsere Heiligung, das ist die Hauptsache, und wer diese hat, nicht nur im Munde, sondern im Herzen, Leben und Wandel – in der Wahrheit und im Werke, der hat, was allein not tut. Wer nicht dahin führt, darauf Alles zurückführt, dieses bei allen Lehren zum Hauptpunkt und zur Summe macht, sondern auf andere Lehren und Gebräuche größeres Gewicht legt und die Seligkeit davon abhängig macht, der ist gewiß ein Wolf im Schafpelz, ein falscher Lehrer, wenn er noch so eifrig und heilig scheint.

An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Kann man auch Trauben lesen von den Dornen oder Feigen von den Disteln? Also ein jeglicher guter Baum bringt gute Früchte; aber ein fauler Baum bringt arge Früchte.

Die Frucht offenbart unfehlbar die Güte, Echtheit und Nutzbarkeit, oder die Schlechtigkeit, Wildheit und Unbrauchbarkeit des Baumes. Die Blätter und Blüten sind es nicht, an denen man die innere Güte und den Wert des Baumes erkennt; denn manche wilde Frucht hat schöne Blüten, und mancher unfruchtbare Baum herrliche Blätter – ein schönes Ansehn.

Die Früchte eines Lehrers sind:

Erstens: Die rechte wahre, evangelische, biblische Lehre, die aus seinem Munde geht, und aus dem Herzen und der Erfahrung kommen muß, die heilsamen Worte Jesu Christi und der Apostel, das seligmachende Evangelium, das eine Kraft Gottes ist, die Sünder zu bekehren und selig zu machen. Wenn sein Zeugnis nicht nur dem Worte Gottes gemäß ist, sondern auch wirklich zündet wie ein Feuer, und Felsen zerschmettert wie ein Hammer, verwundet und heilt, Geruch des Lebens zum Leben oder des Todes zum Tode ist, daß Viele von Satans Gewalt zu Gott, und von der Finsternis zum Lichte, vom Tode zum Leben erweckt und wiedergeboren werden, so ist das eine schöne echte Frucht seiner Lehre und Predigt, ein Siegel seines Apostelamts, ein lebendiger Brief, allen Augen lesbar, ein Zeugnis für ihn, daß der Herr und Sein Geist mit ihm, und er ein echter Zeuge Jesu und der Wahrheit ist.

Zweitens: Sein Leben und Wandel, seine Werke und Taten sind ebenso, wie bei jedem Christen, eine Frucht, die die Echtheit seines Glaubens, die Reinheit seiner Lehre, so wie der wahren Jüngerschaft Jesu beweist. Wenn seine Werke und sein Leben seiner Lehre nicht widerspricht, und er mit dem Wandel nicht widerlegt, was sein Mund bezeugt, so ist kein Zweifel, daß er kein Wolf, kein falscher Prophet, kein Irrlehrer ist. Indes kann doch mancher Heuchler sich verstellen, und sehr scheinheilig in seinem Äußern sein, und sich alle Mühe geben, mit falscher Freundlichkeit und geheuchelter Tugend sich einzuschmeicheln, und so seinem Irrtum Eingang zu verschaffen suchen.

Man muß daher recht bitten um den Geist der Prüfung und Unterscheidung der Geister, muß warten, denn lange kann sich ein Heuchler nicht verstellen; es wird immer offenbar werden, was echte und was falsche Frucht ist. Denn es gibt Früchte, die von außen schön aussehen, aber innerlich doch faul sind oder wurmstichig. Das läßt sich aber bald erkennen; und wer aufrichtig Gott bittet, dem wird es der Herr wohl zeigen. Man merke sich nur dieses: Wer besondere, neue Lehren vorträgt, die von der bekannten evangelischen Wahrheit abweichen, und eigene Meinungen aufdringen will, dem muß man nicht sogleich trauen, und wenn er auch wie ein Engel wandelte, eingedenk des Spruches Pauli: Und wenn ein Engel vom Himmel käme und euch ein anderes Evangelium predigte, als wir – der sei verflucht. Wer den schmalen Weg breiter machen, und die enge Türe weit auftut, daß alle wilden Tiere hineinkommen können, ohne Buße und Glauben, der ist kein Prophet des Herrn, sondern ein Wegweiser zur Hölle. Der untrügliche Prüfstein ist unstreitig der: Lehre und Leben eines Lehrers, Predigers und Zeugen, muß der Lehre und dem Leben Jesu und der Apostel ähnlich seyn, muß uns Christo näher bringen, demütiger, kindlicher, gläubiger, gottseliger machen.

Wenn Aufgeblasenheit, Eigennutz, Eitelkeit, Ruhmsucht, Parteigeist und Sektiererei an einem Lehrer zu spüren sind, da ist die Wahrheit nicht. Ein echter Zeuge Jesu will und sucht nichts, als die Seele zu Jesu zu führen, nicht von einer Kirche zur andern, von andern Parteien oder Sekten zu der seinigen zu bereden; nicht sie an sich, sondern zum Kreuze Jesu, zur Liebe und Nachfolge Christi zu reizen, daß sie die Welt überwinden, sich selbst verleugnen, Christi Kreuz auf sich nehmen und sich ganz ihrem Heiland ergeben; daß sie Vergebung der Sünden, Friede mit Gott und ein reines Herz durch’s Blut Christi erlangen, täglich der Heiligung nachjagen, ohne welche Niemand Gott schauen wird.

Ein guter Baum kann nicht arge Früchte bringen, und ein fauler Baum kann nicht gute Früchte bringen. Wer in Christo ist, wie ein Rebe im Weinstock, muß gute Früchte bringen – wie der Herr sagt: „Bleibet in mir und ich in euch, so werdet ihr viel Frucht bringen; gleichwie ein Rebe kann keine Frucht bringen von ihm selber, er bleibe denn im Weinstock, also auch ihr nicht, ihr bleibet denn in mir; denn ohne mich könnt ihr nichts thun. Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen, wie ein Rebe, und verdorret, und man sammelt sie und wirft sie in’s Feuer und müssen brennen“, Joh. 15. Wir sind von Natur Alle faule Bäume, und können so wenig gute Früchte bringen, als Disteln und Dornen Feigen und Trauben tragen können. Wir müssen erst in Christum eingepropft und eingewurzelt und mit Ihm verbunden werden, wie ein Rebe mit dem Weinstock, dann können wir gute Früchte bringen, und werden es auch; denn wenn wir in Ihm bleiben, können wir nicht sündigen; Seine Gnade und Gegenwart bewahrt uns; und Sein Geist treibt uns zu allem Guten; wir werden voll Früchte der Gerechtigkeit. Aber so wie außer dem Weinstock keine Rebe Trauben bringen kann, eben so wenig wir außer Christo gute Früchte.

Ein jeglicher Baum, der nicht gute Früchte bringt, wird abgehauen und in’s Feuer geworfen. Ein Christ ohne Christus, also ohne Gerechtigkeit des Glaubens und des Lebens, ein Glaube ohne Tat der Liebe ist bloßes Brennholz, zu nichts nütze, als zum Feuer, zum Verbrennen. Aber einen fruchtbaren Baum wird Niemand umhauen in seinem Garten und verbrennen; er ist zu gut dazu; Brennholz gibt es ohnehin genug. Brennen muß der Mensch immerhin; brennt er nicht vor Liebe Christi und Dankbarkeit in guten Taten, so muß er brennen im Feuer der rächenden und strafenden Gerechtigkeit Gottes, die einem Jeden vergilt nach seinen Werken; denn mit Feuerflammen wird Gott Rache nehmen an denen, die Seinem Evangelio nicht gehorchten, die wohl mit dem Munde bekannten, aber mit den Werken verleugneten.

Darum an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Darauf müssen wir sehen – nicht bloß auf den Mund, sondern auf die Werke und Handlungen, auf den Wandel. Und gute Früchte müssen es sein. Mancher wirkt viel, bringt viel Frucht, aber es ist die Frage, ob die Früchte gut, echt, schmackhaft, gottgefällig, in Gott getan sind. Mancher tut viel Gutes, aber nur aus Ehrgeiz oder Eigennutz, um gesehen, gelobt, geachtet, gerühmt oder sonst belohnt zu werden – Und der hat denn seinen Lohn dahin. Er hat das Gute nicht gut getan, sondern übel getan, und ist doch bei all seinem Gutesthun ein Übeltäter, wie der Heiland im Folgenden es selbst sagt. Vor Allem aber muß Jeder auf sich selbst sehen, und nicht nur Andere aus ihren Früchten kennen zu lernen suchen, sondern auch sich selbst. – Prüfe dich selbst nach deiner Hände Werk, nicht nach deinem Mundwerk. Dieses mag sehr gut sein, das macht’s noch nicht – sieh auf deine Handlungen, auf dein Herzenswerk, deinen innern Sinn, deine Begierden, Neigungen, Leidenschaften; ob Liebe Christi dich treibt, Liebe des Nächsten dich beseelt, Geduld, Sanftmut, Demut dein Herz erfüllt; ob du dich selbst verleugnen kannst, um dich für Andere zu opfern. Sieh dich doch um in deinem eignen Garten, was deine Bäume für Früchte bringen, ob dein Glaube in Liebe tätig ist, ob du erfüllt bist mit Früchten der Gerechtigkeit, oder ob bloß dein Mund und Kopf voll Worte des Glaubens ist, ohne dich in der Tat als einen Christen zu beweisen. Wenn du dich selbst recht geprüft hast, dann kannst du auch Andere prüfen, und wahre und falsche Propheten leicht unterscheiden. Wenn du an dir selbst echte und falsche Früchte, Schein vom Sein unterscheiden gelernt hast, wirst du den Teufel in Lichtengelsgestalt von einem wahren Engel, den Wolf im Schafspelz wohl vom echten Schafe, die Dornhecken vom Weinstock unterscheiden können.

Es werden nicht Alle, die zu mir sagen: Herr, Herr! in’s Himmelreich eingehen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel. Es giebt viele Namen-Christen, aber wenige Nachfolger, echte Jünger Christi. Es giebt Viele, die das Christentum von Eltern erben, auswendig lernen, weil sie darin geboren und erzogen, mechanisch unterrichtet und dazu gezwungen sind, die dann wohl Christum bekennen, und sich Christen nennen – Herr, Herr! zu Christus sagen, aber um die Lehre und Nachfolge Jesu, um den lebendigen Glauben und die Liebe Christi sich nicht bekümmern, und, wie Paulus sagt, doch Feinde des Kreuzes Christi sind, die Schmach Christi nicht lieben, sondern scheuen und ihr ausweichen. Herr! Herr! schreit der ganze, große Haufe. Herr Jesus! ruft die Welt bei jedem Schreck, ja bei jeder Kleinigkeit, ohne an Ihn weiter zu glauben oder Ihn zu lieben; ja sie verachtet außerdem Seinen Namen, und spottet Seiner Jünger und Seiner Lehre. Herr! Herr! sagen Alle, die bloß beten, singen, Gottesdienste halten, äußerliche Religionsübungen mitmachen, Glaubensbekenntnisse im Munde und Kopfe haben, aber innerlich Christo nicht von Herzen anhangen, nicht in Christo wandeln, und der Heiligung nicht nachjagen, sondern sich übrigens der Welt gleichstellen, im alten Wesen des Fleisches und ihrer Natur bleiben, und wenig oder gar nichts nach dem Willen des Vaters im Himmel fragen.

Christus aber sagt hier: Wer zu mir Herr! Herr! sagt, mich seinen Herrn nennt, der muß auch meinen Vater ehren und Ihm folgen – wer nach mir fragt, muß auch nach meinem Vater fragen; ich und der Vater sind Eins. Wer da sagt, er glaube an mich, der muß auch den Willen meines Vaters tun. Dem Glauben muß das Tun folgen, wie die Hitze dem Feuer, wie das Licht und die Wärme der Sonne. Das Tun kann nicht dem Glauben voran gehn, aber es muß folgen. Was ist denn aber der Wille des Vaters im Himmel? Das ist der Wille des Vaters, daß, wer den Sohn sieht und glaubt an Ihn, das ewige Leben habe; Joh. 6, 40, also so glauben, daß er Leben, ewiges Leben habe. Es sei denn, daß Jemand wiedergeboren sei, daß ihr umkehret und werdet wie die Kinder – so könnt ihr nicht in’s Himmelreich eingehen. Das ist der Wille Gottes, eure Heiligung, 1. Thess. 4, 3., daß wir dem Ebenbilde Seines Sohnes gleichförmig werden. Röm. 8, 29. Darum sollen wir prüfen, welches da sei der gute, der wohlgefällige und der vollkommene Wille Gottes. Röm. 12, 2. Und das hat so große Verheißung, daß der Heiland bekennt: Wer den Willen tut meines Vaters im Himmel, der ist mein Bruder etc., Matth. 12, 50. Das macht Verwandtschaft Gottes und Christi. Darum werdet nicht unverständig, sondern verständig, was da sei des Herrn Wille, Eph. 5, 17. Der Vater will ja nichts von uns fordern, sondern nur geben und schenken, und zwar das Allerteuerste und Köstlichste – Seinen eingebornen Sohn und mit Ihm Alles, so daß Christus durch Seinen Geist Alles in uns wirket und tut – und nicht wir es eigentlich sind, die den Willen des Vaters tun, sondern Christus in uns und Sein Geist.

Es werden Viele zu mir sagen an jenem Tage: Herr, Herr, haben wir nicht in Deinem Namen geweissagt? haben wir nicht in Deinem Namen Teufel ausgetrieben? haben wir nicht in Deinem Namen viele Taten getan? Dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch noch nie erkannt; weichet Alle von mir, ihr Übeltäter! Sie sagen: wir haben Gutes gethan, ja Wunder gewirkt; und Er sagt: ihr seyd Übeltäter. Wenn nun Wundertäter Uebeltäter sein können, und nicht bestehen vor Ihm, wie wird es den Andern gehen, die offenbar übel getan haben? Wenn der Gerechte (gerecht Scheinende) nicht besteht, wo will der Gottlose bleiben? Man kann also die Heuchelei so weit treiben, daß man es bis zum Wundertun und Teufelaustreiben bringt – und doch nichts taugt. Nicht Wundergaben und große Taten sind es, die Gott gefallen, sondern die Treue im Kleinen, die reine, lautere Liebe, die nicht sich selber, sondern nur den Herrn und Seine Ehre, und Seinen Willen zu tun sucht. Die demütige, aufrichtige, herzliche Nachfolge Jesu gilt in Gottes Augen. Es ist wahrscheinlich, daß Judas auch Teufel ausgetrieben und Wunder gewirkt hat, denn die Apostel sagten ohne Ausnahme: Herr, wir haben Teufel ausgetrieben etc. Aber Er sagte ihnen gleich: Darauf verlasset euch nicht, und bildet euch nichts darauf ein; denn ich sah den Satan, der noch höher stand, als ihr, wie einen Blitz vom Himmel fallen, weil er sich erhob und stolz wurde auf seine schönen Gaben und Eigenschaften. Wenn es Einer auch noch so weit bringt, daß ihm die Teufel untertan sind und er im Glauben Berge versetzen kann, wenn er aber nicht in der Demut bleibt, und im Kleinen untreu wird, wie Judas und andere vom Himmel gefallene Sterne, so verliert er alle Gnade und Beifall Gottes. Das größte Wunder, das ewig gilt vor Gott, ist demnach der demütige Glaube, der in Liebe, reiner Liebe tätig ist, und Gott alle Ehre giebt, indem er, wenn er Alles getan hat, bekennt: „Ich bin ein unnützer Knecht“.

O wie viele solche falsche Propheten, Wahrsager, Berechner und Zeichendeuter der Zeit, Teufelsbanner und Wundertäter werden in der Hölle liegen, und wie der reiche Mann sehen müssen, daß die armen Lazarusse, die demüthigen Knechte und Mägde des Herrn im Schooße Gottes sitzen, die unscheinbar in den Wegen des Herrn dahin wandelten, und es für lauter Gnade hielten, daß sie dem Herrn im Kleinen treu sein und dienen durften.

Danken wir dem Herrn, Er hat sich so ziemlich deutlich in diesem Evangelio ausgesprochen, jedes Kind kann’s verstehen; wir haben keine Entschuldigung; wir wissen, wie Er’s meint und was Er haben will. Wir sollen auch auf den Vater sehen, und Seinen Willen unsere Richtschnur sein lassen. Wer recht tut, der ist gerecht, sagt Johannes, und das ist die Liebe zu Gott, daß wir Seine Gebote halten. Wer da sagt, er glaube und liebe, und hält doch Gottes Gebote nicht, achtet den Willen des Vaters nicht, der ist ein Lügner, und die Wahrheit ist nicht in ihm, er hat Ihn nicht gesehen noch erkannt. Kindlein, sündiget nicht – lasset uns Ihn lieben, Er hat uns zuvor geliebt; wenn aber Jemand sündiget, so haben wir einen Fürsprecher beim Vater, Jesum Christum den Gerechten; der ist die Versöhnung für unsere Sünde. Amen.

O daß wir täglich recht bedächten,
Was uns zum wahren Frieden dient;
O daß wir dem ganz leben möchten,
Der uns mit Seinem Blut versühnt.
O daß ein jedes Herz entbrennte
Zu Dank und Liebe gegen Ihn!
O daß Er uns erfüllen könnte
Durchaus mit Seinem Geist und Sinn!

Herr Jesu! Thu‘ nach Deiner Gnade
Mehr als wir bitten und verstehn!
Gieb, daß wir Deine Lebenspfade
In Einfalt und mit Freuden gehn,
Nach Deinem Wort und nach den Sitten
Des Hauses Gottes, der Gemein ;
Deswegen bleib in unsrer Mitten,
Und laß kein Herz Dir ferne sein!

Goßner, Johannes: Evangelische Hauskanzel

Quelle: Glaubensstimme

Verweise

Bibelverse zum Thema: Warnung vor Verführung

Eingestellt am 24. Juli 2021