Carl Eichhorn jun. (1855-1934)

Dr. Carl Samuel Maximilian Eichhorn (* 5. Juli 1855 in Durlach; † 22. Januar 1934 in Hahnhof) war ein deutscher evangelischer Pfarrer und Führer der landeskirchlichen Gemeinschaftsbewegung in Bayern.

Leben

Carl Eichhorn jun. war der Sohn des badischen Pfarrers Carl Eichhorn (1810-1890), der aufgrund seiner streng lutherischen Haltung im Jahr 1850 aus der unierten badischen Landeskirche ausgetreten war. Im Alter von 12 Jahren zog Carl jun. mit Eltern und Schwester nach Korbach im Fürstentum Waldeck, wohin sein Vater [im Jahre 1867*] einen Ruf als Pfarrer angenommen hatte.

*) siehe dazu Stolle, Prof. emer. Dr. Volker: Vereinstätigkeit im Dienst kirchlicher Erneuerung – Eine Fallstudie über den Waldeckischen Missionsverein als Problemanzeige, S. 5 [pdf] und Eichhorn, Carl: Aus dem Fürstenthum Waldeck, KB 1867, S. 137-142.

Eichhorn studierte Theologie in Erlangen und Leipzig. Nach der Studienzeit war er zwei Jahre lang Hauslehrer im gräflichen Schloss zu Castell. Von 1880 bis 1881 war er Pfarrvikar in den lutherischen Pfarrgemeinden in Pyrmont und Elberfeld, danach theologischer Lehrer am Missionshaus in Leipzig. Im Anschluss daran verfasste er seine Doktorarbeit mit dem philosophischen Thema „Die Persönlichkeit Gottes. Eine religionsphilosophische Untersuchung“.

Eichhorn war seit 1896 verheiratet mit Franziska (Fanny) Meyer, einer Tochter des Präsidenten des Oberkonsistoriums in München, Matthias Meyer. Er hatte sie bereits 1883 kennengelernt, aber da Oberkonsistorialrat Meyer der Verbindung ablehnend gegenüberstand, mußte er dreizehn Jahre auf die Heirat warten.

Tätigkeit als Pfarrer

Evang. Kirche St. Gumbertus in Ansbach

1883 legte Eichhorn die theologische Anstellungsprüfung ab und wurde im selben Jahr als bayerischer Pfarrer ordiniert. Danach war er als Vikar und Pfarramtsverweser in Bayreuth, Kissingen, Marktsteft und Altenschönbach tätig. Zum 1. Oktober 1884 wurde ihm die Pfarrstelle in Abtswind verliehen. 1893 wurde er nach Ansbach berufen, wo er zunächst 3. Pfarrer an der St. Gumbertuskirche wurde. 1899 übernahm er die 2. Pfarrstelle und 1902 wechselte er zur 3. Pfarrstelle in der St. Johannisgemeinde. Dort verblieb er bis zum Eintritt in den Ruhestand 1923.

Anschließend wurde Eichhorn Leiter des Bibelheims „Flensungerhof“ in Mücke/Hessen. 1926 übernahm er die geistliche Betreuung im Erholungsheim „Hahnhof“ bei Altdorf in Bayern. Dort starb er am 22. Januar 1934; bestattet wurde er im nahen Rummelsberg.

Führer der Gemeinschaftsbewegung in Bayern

Eichhorn war der Mitbegründer der Gemeinschaftsbewegung in Bayern. Als er 1893 nach Ansbach kam, übernahm er die Betreuung des von seinem Vorgänger Ferdinand Herbst ins Leben gerufenen Gemeinschaftskreises. Im Laufe der folgenden Jahre gelangte er in der bayerischen Gemeinschaftsbewegung in eine führende Position. Daß die bayerische Kirchenleitung 1906 die bis dahin ohne rechtliche Grundlage bestehenden landeskirchlichen Gemeinschaften zu kirchlichen Einrichtungen erklärte und damit legalisierte, war maßgeblich seinem Einsatz zu verdanken. Ebenfalls 1906 wurde unter seiner Führung der „Brüderrat der bayerischen Gemeinschaften“ gebildet. Dieser war der Vorläufer des Ansbacher Gemeinschaftsverbands. Eichhorn war lange Zeit Vorsitzender dieses Verbands, bis er dieses Amt 1920 niederlegte. Zeitweise fungierte er zusätzlich als Vorsitzender des Nürnberger Gemeinschaftskreises.

Literatur

  • Friedrich Wilhelm Kantzenbach: Die Anfänge der Gemeinschaftsbewegung in Bayern. Zugleich ein Beitrag zur Biographie Dr. Carl Eichhorns. In: Zeitschrift für bayerische Kirchengeschichte, Bd. 39 (1970), S. 184–206.
  • Siegfried Wild: Entfaltung. Die Geschichte des Landeskirchlichen Gemeinschaftsverbandes in Bayern. Teil 1: Der Ansbacher Kreis. Puschendorf 2006.
Quelle: Seite Carl Eichhorn (Pfarrer, 1855). In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 17. August 2023, 23:10 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Carl_Eichhorn_(Pfarrer,_1855)&oldid=236511957 (Abgerufen: 26. Oktober 2023, 22:00 UTC)
Bildquellen:
Portrait Dr. Carl Eichhorn: Photograph unbek., in: 100 Jahre Kirche Haag (1923-2023) – Festabend am 13.5.2023 in Haag [pdf-Format]
Evangelische Kirche St. Gumbertus in Ansbach: AlexanderRahm, CC-BY 3.0, via Wikimedia Commons

Weitere Quellen

  • Maximilian Kappler: Pfarrer Dr. Carl Eichhorn, ein Schriftgelehrter und Seelsorger von Gottes Gnaden. (Deutsch) Broschiert – 1. Januar 1934.

Werke

Die Persönlichkeit Gottes. Eine religionsphilosophische Untersuchung. Inaugural-Dissertation, 1883. Classic Reprint (Forgotten Books, 2018, ISBN-10: 0484925989)

Das Werk Gottes an der Seele. Tägliche Andachten von Pfarrer Dr. Carl Eichhorn, 2. Auflage. Brunnen-Verlag, Gießen und Basel 1928. Neu bearbeitet und herausgegeben von Thomas Karker, Bremen 2018. [Download im pdf-Format möglich bei karker.de]

Betrachtungen und Auslegungen von Dr. Carl Eichhorn

Die Achtsamkeit auf sich selbst (Sprüche 4, 23)

Die Notwendigkeit der Proben (2) (5. Mose 13, 4)

Die Rechtfertigung oder Begnadigung (Psalm 32, 1)

Ein Grundgesetz im Leben mit Gott (2. Chronika 15, 2b)

Notwendigkeit der göttlichen Erleuchtung (Psalm 139, 23+24)

Menschliche Blindheit und göttlicher Gnadenwille (Hesekiel 33, 11)

Völliger Sieg in Jesus (Römer 8, 1)

Welche der Geist Gottes treibt (Römer 8, 14)

Trachtet nicht nach hohen Dingen (Römer 12, 16)

Der Zug des Vaters zum Sohne (Johannes 6, 44)

Die geistliche Wachsamkeit – Die geistliche Trunkenheit (1. Thess. 5, 6.7)

Ein heiliges Leben entspringt dem Heiligen Geist (Galater 5, 16)

Wache auf, der du schläfst (Epheser 5, 14)

Die erziehende Gnade (Titus 2, 11)

Das Wort wirkt eine Neugeburt (1. Petrus 1, 23)

In alle Ewigkeit derselbe (Hebräer 13, 8)


Eingestellt am 27. Oktober 2023 – Letzte Überarbeitung am 1o. April 2024