Jesaja

Der Prophet Jesaja

Der Prophet trug einen zusammengesetzten Personennamen, der ungekürzt Jeschajahu lautete. Je nach der Feststellung der Wurzel bedeutete er entweder: „Heil Jahves“ oder „Heil schafft Jahve“.

Der Prophet Jesaja wird näher als der Sohn Amoz‘ bezeichnet. Die schon den Kirchenvätern bekannte altjüdische Überlieferung, daß der Prophet bereits einen Propheten zum Vater hatte, trifft jedenfalls nicht zu. Amoz, der Vater Jesajas, ist nicht der erste uns bekannte Schriftprophet der Bibel. Ebensowenig kann jene Überlieferung als sicher gelten, „daß Amoz der Bruder Amazjas, des Vaters und Vorgängers Usias war“.

(Aus: Das lebendige Wort„, Bd. 5)

Jesaja 1

Jesaja 2

Jesaja 3

Jesaja 9, 1

Jesaja 9, 6

Jesaja 24

Jesaja 25, 9

Jesaja 26, 3 (Keller)

Jesaja 26, 9 (Busch)

Jesaja 26, 9 (Spurgeon)

Jesaja 29, 19

Jesaja 35, 4 (Hofacker)

Jesaja 40

Jesaja 41, 4

Jesaja 41, 8

Jesaja 43, 25

Jesaja 45, 7 (M.Fr. Roos)

Jesaja 48

Jesaja 49

Jesaja 50, 2

Jesaja 50, 10

Jesaja 54

Jesaja 55

Jesaja 57

Jesaja 60

Jesaja 61

Jesaja 62, 6

Jesaja 65

Nennt man Jesaja den Fürsten der Propheten, so verdient er diesen Beinamen im vollsten Maße. Von keinem Propheten haben wir herrlichere Weissagung, keiner ist gedankenreicher oder sprachgewaltiger. Sein Flug, wenn er weissagt, ist der des Adlers. Er reißt uns allgewaltig fort, und erfüllt uns unwiderstehlich bald mit dem Schrecken der göttlichen Gerichte, bald mit den Wonnen des irdischen und himmlischen Paradieses. Kein Prophet malt so den Messias vor die Augen in seiner Hoheit und Niedrigkeit, im Anfang, Fortgang und Ausgang seines Laufes, in seinem königlichen, prophetischen und hohepriesterlichen Amte. Aber er zeichnet auch schon deutlich Wesen und Gang der Gemeinde Gottes und die Beschaffenheit der zu erlangenden inneren und äußeren Heilsgüter. Er steht auf der Mittagshöhe, da ihm ein umfassender Ueberblick über das ganze Gebiet der Weissagung und ein tiefer Einblick in dasselbe verliehen ist.

Dem entspricht auch der lange Zeitraum, in welchem er weissagte; er erstreckt sich nach der Ueberschrift (Vers 1, 1) vom Todesjahr Usia’s über die Regierungszeiten des Jotham, Ahas und Hiskia, also etwa von 759-699 v. Chr. Was die Anordnung seines Buches betrifft, so müssen wir davon ausgehen, daß die ganze Weissagung des Propheten an zwei geschichtliche Ereignisse sich anschließt, die er erlebte, und bei denen er selbst entscheidend einzugreifen berufen war. Das erste war die Gefahr, die dem Reich Juda unter Ahas durch die Könige von Israel und Syrien drohte, das zweite der Einfall Sanherib’s unter Hiskia. Beidemal hatte der Prophet zum Vertrauen auf Gott zu ermuntern und die göttliche Hilfe zu verheißen, aber es geschah mit verschiedenem Erfolg.

Von Ahas und seinem Volk wurde die Ermahnung im Unglauben zurückgewiesen und dagegen die Hilfe der assyrischen Weltmacht gesucht; darum mußte ihm verkündigt werden, daß zwar die verheißene Verschonung für jetzt eintreten, aber hernach dem Volke durch die vermeintlichen Helfer viel größeres Unheil widerfahren werde, als zuvor durch die näheren Feinde. Hiskia dagegen geht seinem Volk als leuchtendes Vorbild des Gottvertrauens voran, darum erfährt er dann auch mit seinem Volk eine wunderbare Errettung, doch so, daß dem Könige, der selbst auch durch Anlehnung an die menschliche Macht sich verfehlt, angekündigt wird, das vorausgesagte Strafgericht sei nur aufgeschoben, nicht aufgehoben und werde durch ein anderes Werkzeug vollzogen werden.

An jenes Ereignis schließt sich der erste, an dieses der zweite Hauptteil des Buches. Nach der Einleitung, welche Kap. 1-6 Weissagungen allgemeineren Inhalts aus verschiedenen Zeiten enthaltend, mit der Berufung des Propheten schließt, beginnt der erste Hauptteil mit Kap. 7 und geht bis Kap. 27. Anschließend an die geschichtliche Veranlassung verkündigt der Prophet zuerst Kap. 7, 12 seinem Volk das Gericht durch die assyrische Weltmacht, weist aber zugleich auch auf den Heilbringer, den Messias hin. Kap. 13, 23 hält er dann Umschau über verschiedene fremde Völker, denen er das Gericht, teilweise auch Heil verkündigt, reiht aber unter dieselben auch das Zehnstämmereich und Jerusalem ein. Kap. 24-27 endlich blickt er hinaus auf Gericht und Heil, wie es sich zuletzt für die ganze Erde und Menschheit verwirklichen soll. Kap. 28-35 beginnen den zweiten Hauptteil; sie bereiten auf die Kap. 36-39 erzählten geschichtlichen Ereignisse vor, indem sie ermahnen, nicht auf Menschenhilfe, sondern auf Gottes Eingreifen zu vertrauen und den schließlichen Ausgang nach beiden Seiten schildern. Kap. 40-66 schließen sich wieder an jene geschichtlichen Ereignisse an, indem auf Grund der Kap. 39 verkündigten Wegführung nach Babel hauptsächlich die Erlösung aus dem Strafgericht geweissagt wird, und zwar Kap. 40-48 vornehmlich die nächste äußere Erlösung von Babel durch Kores, Kap. 49-57 hauptsächlich das innerlich und geistlich begründete Heilswerk des Messias als des Knechtes Gottes. Kap. 58-66 die Vollendung des Gerichts und Heils vornehmlich in der Jetztzeit.

Der erste Hauptteil enthält also entsprechend dem strafbaren Verhalten des Ahas mehr Gerichtsverkündigung, der zweite entsprechend dem in der Hauptsache gottgefälligen Verhalten des Hiskia mehr Heilsverkündigung. Viele Schrifterklärer nehmen an, daß der Abschnitt Kap. 40-66 einem ungenannten späteren, in der Zeit der babylonischen Gefangenschaft lebenden Propheten zuzuschreiben sei, hauptsächlich aus dem Grunde, weil sich hier die Weissagung ganz in die Zeit jener Gefangenschaft hineinversetze und aus jener Zeit wie aus einer gegenwärtigen heraus rede und von da aus dann noch in eine fernere Zukunft blicke, während doch sonst die Propheten nur aus den Verhältnissen ihrer Zeit heraus weissagen.

Indessen wird man, wenn man den biblischen Begriff der Weissagung festhält, zugestehen müssen, daß eine solche völlige Hineinversetzung in eine zukünftige Zeit, so daß sie fast zur Gegenwart wird, von welcher aus dann wieder weiter hinausgeblickt wird, in der Prophetie zwar etwas Außergewöhnliches, aber nichts an sich Unmögliches ist. Und gerade einem Manne von so außerordentlich tiefem und weitem Geistesblick, wie Jesaja jedenfalls war, könnte sie am ehesten zugeschrieben werden, auch hat sie ihre wirklichen Vorgānge im ersten Teil, besonders Kap. 13-21. Für die Abfassung der Kap. 40-66 durch Jesaja spricht aber stark die große Uebereinstimmung des Gedankeninhalts, die zwischen diesem Abschnitt und den früheren bei allen Unterschieden stattfindet, denn es ist zugestanden, daß jener Abschnitt mit keinem andern Buch nach dem Inhalt und auch nach der Sprache bei allen Verschiedenheiten so nahe übereinkommt als mit dem ersten Teil des Jesaja.  Er scheint einmal die nicht wohl entbehrliche Fortentwicklung desselben zu bilden.

Unseres Erachtens hat Jesaja diese letzten Weissagungen vornehmlich als ein Vermächtnis für die in jener Zeit Lebenden betrachtet, was sich um so leichter annehmen läßt, wenn – wie es wahrscheinlich ist – Jesaja sich die Zeit jener Gefangenschaft viel näher dachte, als sie wirklich war, was auch dem Zweck der Prophetie, die öfter ebensosehr, wenn nicht mehr auf spätere Zeiten als auf die Zeitgenossen es absieht, nicht widerspricht.

Uebrigens finden wir daneben doch auch eine Bedeutung dieser Weissagungen für die Zeitgenossen Jesaja’s, einmal insofern als denselben hiedurch die trostvolle Aussicht auf die Erlösung neu versichert und weitere Blicke in die Entwicklung des Heils eröffnet wurden, was nach der Ankündigung 39, 6 nicht überflüssig erscheint, und dann insofern als der Prophet bei den Rügen der Sünden (bes. Kap. 56-59) wohl nicht nur auf die spätere Sündenentwicklung, sondern auch auf die Sünden seiner Zeitgenossen spezielle Rücksicht genommen hat. Eine andere Ansicht wird später zur Aeußerung kommen.

Quelle: Handbuch der Bibelerklärung, Erster Band. Das Alte Testament, S. 770f. Mit zwei Karten. Fünfte umgearbeitete Auflage. Calw und Stuttgart. Verlag der Vereinsbuchhandlung, 1878 [Digitalisat]

Weblinks und Verweise

Kommentare zu Jesaja (externer Link zu bibelkommentare.de)

Jakob Kroeker/Hans Brandenburg: Das lebendige Wort. Eine Einführung in die göttlichen Gedankengänge und Lebensprinzipien des Alten Testaments
in 15 Bänden:

Band 5: Jesaja Teil 1 (Jesaja 1-39)

  • Immanuel und die Völker

[Digitalisat als pdf-, epub- oder Word-Datei, externe Links zu sermon-online.de]

Band 6: Jesaja – Teil 2 (Jesaja 40-66)

  • Das Trostbuch Gottes

[Digitalisat als pdf-, epub- oder Word-Datei, externe Links zu sermon-online.de]


Eingestellt am 13. Mai 2020 – Letzte Überarbeitung am 1. Januar 2024