1. Könige 17, 21-24

Elias erweckt den Sohn der Witwe von Zarpath vom Tode

Und er maß sich über dem Kinde dreimal und rief den HERRN an und sprach: HERR, mein Gott, laß die Seele dieses Kindes wieder zu ihm kommen! Und der HERR erhörte die Stimme Elia’s; und die Seele des Kindes kam wieder zu ihm, und es ward lebendig. Und Elia nahm das Kind und brachte es hinab vom Söller ins Haus und gab’s seiner Mutter und sprach: Siehe da, dein Sohn lebt! Und das Weib sprach zu Elia: Nun erkenne ich, daß du ein Mann Gottes bist, und des HERRN Wort in deinem Munde ist Wahrheit. (1. Könige 17, 21-24)

Als die Witwe in Zarpath die unmutigen Worte sprach: „Was habe ich mit dir zu schaffen,…, du bist hereingekommen, daß mein Sohn getötet würde,“ da hätte Elia empfindlich werden und dies als Andeutung auffassen können, das Haus der Witwe lieber zu verlassen! Wie viel mußte sich doch der treue Gottesknecht gefallen lassen! Er sollte Schuld sein an dem Tode des Knaben! So sprach die Frau, die ihm so viel äußeren und inneren Segen verdankte! Wie leicht hätte Elia aufbrausen können und sagen: „Nein, du sagst mir doch zuviel! Das lasse ich mir nicht gefallen!“

Der ungerechte Vorwurf, der in den Worten der Mutter lag, hätte zum Jubel der Welt und der Hölle zu einer Entfremdung und einem Zwiespalt zwischen Elia und ihr führen können. Aber dazu kam es nicht. Statt sich gekränkt zu fühlen und den Beleidigten zu spielen, antwortete Elia in voller Ruhe: „Gib mir deinen Sohn,“ und dann betete er für ihn, bis Gott ihn wieder zum Leben brachte! Das war die beste Antwort auf die erregten Worte der Witwe. Wir bewundern Elia wegen seines Mutes auf dem Karmel. Laßt uns die kleinen häuslichen Auftritte nicht geringer anschlagen, wo Elia sich als Gottesknecht erwies durch Geduld und Sanftmut, als er heftig angeredet wurde.

Als die Witwe die schwere Zeit überstanden und ihren Sohn wieder lebendig empfangen hatte, sagte sie: „Nun erkenne ich, daß du ein Mann Gottes bist, und des Herrn Wort in seinem Munde ist Wahrheit“. Damit gab sie zu erkennen, daß sie erst jetzt ganzen, unbedingten Glauben an das Wort Gottes durch Elia habe. Bis dahin steckten also – ob bewußt oder unbewußt – noch Unglaubens- und Zweifelsreste in dem Herzen dieser Mutter. Dieselben wurden durch jenes Ereignis entfernt.

So kann es auch bei uns gehen. Gott schickt uns oft zu dem Zweck Trübsal, damit durch seine züchtigende und heilende Hand unsere Herzen bis auf den Grund gereinigt und geläutert werden und wir aus innerster Herzenserfahrung heraus sprechen können:

Des Herrn Wort ist Wahrheit.

(Alfred Christlieb)

Quelle: Glaubensstimme – Die Archive der Väter

Abbildung: Zeitgenössische Spruchkarte von 1890 (priv. Archiv)
Eingestellt am 29. April 2022