Merkt auf, ihr Himmel, ich will reden, und die Erde höre die Rede meines Mundes. (5. Mose 32, 1)
Moses prophetischer Abschiedspsalm
Mose stand als Knecht des Herrn am Feierabend seines Lebens und seiner prophetischen Aufgaben. Er hatte nicht vergeblich gelebt, sein Werk war nicht umsonst getan worden. Konnte er es auch nicht mehr selbst zu Ende führen, so hatte er doch das Ziel schauen dürfen, zu dem es andere nach ihm führen würden. Aber bevor sich sein Mund für immer schloß, mußte er noch einmal reden: reden über den Gott, der Gewaltiges vollbracht und Unmögliches möglich gemacht hatte, reden von dem Volk, das trotz seines Versagens und seiner Gerichte zu einem Wunder unter den Völkern geworden war, reden über jene kommenden Gerichtsheimsuchungen, denen alle Irrenden und dem Gesetze Gottes Widerstrebenden auch in Zukunft nicht entfliehen können, reden aber auch von jener kommenden Mission der Völkerwelt, die diese im Auftrag des Allmächtigen in den zukünftigen Zeitaltern übernehmen sollte.
Denn Mose wandte sich mit seinem Plan nicht nur an sein Volk, das er als eine schwere Last die Jahre hindurch auf priesterlichem Herzen getragen hatte, sondern an Gottes Gesamtreich: an die Himmel und an die Erde, an die Gegenwart und an die Zukunft, an
Israel und an die Völkerwelt. Sie alle sollen Zeugen dessen sein, was sein Mund als letzten Gruß noch zu künden hat. Ihm sind die Himmel und die Erde nur getrennte Schauplätze des göttlichen Wirkens, aber nicht getrennte Reiche. Ihm ist Israel nicht ein Wunderkind an sich, das weit erhaben über den Irrungen und Sünden seiner Zeitgenossen stünde, sondern nur ein Wunder auf Grund der göttliehen Eingriffe in dessen Leben. Ihm wirken alle Gerichte nicht wahl- und ziellos, sie sind ihm keine Zufälligkeiten innerhalb der Geschichte, keine Willkürakte der Völker, sondern die Früchte der menschlichen Aussaat und die letzten Mittel der göttlichen Heimsuchung.
(Jakob Kroeker: Das lebendige Wort)