Jakobus 4, 4

„Wer der Welt Freund sein will, der wird Gottes Feind sein.“

Kann man wirklich Jesum beliebt machen? Kann man sich selbst durch Jesus in der Welt beliebt machen? Früher habe ich das geglaubt und manche schmerzliche Enttäuschung erlitten. Was uns zeitweise bei der Welt beliebt machte, war unsere Eigenart: Begabung, Witz, Leidenschaftlichkeit und Begeisterungsfähigkeit. Sobald Jesus an irgend einer Stelle mit seiner Eigenart in unserm Leben zum Durchbruch kam, gab es lange Gesichter oder man machte kurzen Prozeß und schloß die Herzen zu. Bei vielen Unterhaltungen in der Eisenbahn oder in der Gesellschaft konnte ich ganz genau die Grenze bestimmen, bis wohin die Welt mich liebte und lobte und wo die Verstimmung anfing. Für schwache Herzen, die gern ihrer Umgebung nach dem Munde reden, liegt hier eine große Gefahr vor: einen gefälschten Jesus zum Vorzeigen bei sich zu tragen. Der echte Jesus stößt die Unbußfertigen heute noch wie damals vor den Kopf. Daher kommt man allmählich dahin, auf die Freundschaft der Welt zu verzichten. Wenn wir nur nicht zu gleicher Zeit diese feindselige Welt lieben müßten, um sie retten zu können. Da sind Grenzen, die man fühlen, aber nicht bestimmen kann.

Herr, mach uns frei von aller Welt, damit wir ihr recht dienen können als scharfes Salz und süßes Lieht! Entschädige du uns durch deine Liebe für alles, was wir durch die Feindschaft der Welt verloren haben. Wir sind dein. Amen.

(Samuel Keller)

Quelle: S. Keller, Betrachtungen zum Neuen Testament, aus: Glaubensstimme – Christliche Texte aus 2000 Jahren
Bildnachweis: Keller, Samuel, Pfarrer in Düsseldorf; aus Bestand: AEKR Bibliothek BK3005