1. Könige 17, 1

Und es sprach Elia, der Thisbiter, aus den Bürgern Gileads, zu Ahab: So wahr der Herr, der Gott Israels, lebt, vor dem ich stehe, es soll diese Jahre weder Tau noch Regen kommen, ich sage es denn.

Dankvart Dreyer (1816-1852), Der Prophet Elia in der Wüste

Das Geheimnis des erhörlichen Gebets

Viele Christen bewegt die Frage: „Wie kann man erhörlich beten?“ Elias Gebet um Aufhören des Regens gibt uns eine wichtige Antwort auf diese Frage. Sein Gebet hatte wunderbare Wirkung. Es griff hinein in die Geschichte eines Volkes, und kein König konnte etwas gegen die Gewalt dieses gläubigen Gebets machen. Worin lag aber ein wichtiges Geheimnis jenes erhörlichen Gebets? Es lag darin, daß sein Gebet mit dem Willen Gottes, der im geschriebenen Worte offenbart war, übereinstimmte. Nicht aus seinem Herzen hatte Elia den Gedanken genommen, daß für das gottlose Israel eine Zeit der Dürre heilsam wäre, sondern aus dem göttlichen Gesetze. Gott hatte durch Mose vorausgesagt, daß, wenn Israel von Jahwe abfalle, der „Himmel zugeschlossen werden solle, daß kein Regen komme und die Erde ihr Gewächs nicht gebe“ (5. Mo. 11, 17). Gott wollte bei fortgesetztem, anhaltendem Ungehorsam des Volkes „den Himmel wie Eisen und die Erde wie Erz machen“ (3. Mo. 26, 19). Nun lag zur Zeit des gottlosen Königs Ahab solch schlimmer andauernder Abfall von Gott in Israel vor. Der Beter Elia, dem der Zustand seines Volkes zu Herzen ging, und der um jeden Preis die Rückkehr desselben zum Herrn ersehnte, durfte sich also auf dieses Wort stützen und es seinem Gott vorhalten. Der Glaube an die Wahrheit des göttlichen Wortes gab ihm Erlaubnis und Vollmacht, zu beten, „daß es nicht regnete“. Wenn wir erhörlich beten wollen, so laßt uns doch nicht versäumen, in dem geschriebenen Wort mit dem Willen Gottes vertraut zu werden. Laßt uns forschen, welche Verheißungen Gott für unsere Zeit und Lage gegeben hat, und mit diesen Verheißungen zum Gnadenthron gehen (Ps. 27, 8).

Das Geheimnis des machtvollen Zeugnisses

Es gibt Menschen, welche die Kunst der Beredsamkeit in hohem Maße besitzen, und doch macht ihr Wort keinen Eindruck. Wiederum gibt es andere, die keine Spur von glänzender Rednergabe habe, und doch haften ihre Worte wie Spieße und Nägel. Woran liegt dies? Bei Elia können wir das Geheimnis der Vollmacht im Zeugen erfahren. Sein Wort drang mit Macht durch, obgleich es nur ganz einfach und ohne jedes rednerische Beiwerk war. Aber eines hatte Elias: er hatte eine unumstößlich, über jeden Zweifel erhabene Gewißheit von dem, was er verkündigte. Er kam mit einer Tatsache vor Ahab, die ihm felsenfest stand, an der niemand rütteln konnte. Solche Klarheit und Gewißheit war ihm vom Herrn gegeben, vor dem er stand. Er erschien nicht als ein kluger, geschickter Redner, sondern er kam aus dem Heiligtum als ein Mensch, der von Gott etwas empfangen hatte. Das ist das Geheimnis seiner Vollmacht im Zeugnis.

Wenn unsere Aufgabe auch von der Elias noch so verschieden ist, so ist auch im tiefsten Grunde das Geheimnis des wirkungsvollen Zeugnisses dasselbe. Wenn wir selbst von unerschütterlichem Glauben an das, was wir reden, durchdrungen sind, wenn wir uns vom Herrn Klarheit und Gewißheit über sein Wort haben schenken lassen, so wird das verkündigte Wort seinen Eindruck bei anderen nicht verfehlen. Gott mehre die Zahl der Boten, die etwas von Elias Glaubenskraft und Zeugengeist besitzen (vgl. Jona 3, 1-5).

(Alfred Christlieb: Bilder aus Elias Leben)

Schriftstellen:

Hütet euch aber, daß sich euer Herz nicht überreden lasse, daß ihr abweichet und dienet andern Göttern und betet sie an, und daß dann der Zorn des HERRN ergrimme über euch und schließe den Himmel zu, daß kein Regen komme und die Erde ihr Gewächs nicht gebe und ihr bald umkommt von dem guten Lande, das euch der HERR gegeben hat. (5. Mo. 11, 16 und 17)

So ihr aber über das noch nicht mir gehorcht, so will ich’s noch siebenmal mehr machen, euch zu strafen um eure Sünden, daß ich euren Stolz und eure Halsstarrigkeit breche; und will euren Himmel wie Eisen und eure Erde wie Erz machen. Und eure Mühe und Arbeit soll verloren sein, daß euer Land sein Gewächs nicht gebe und die Bäume des Landes ihre Früchte nicht bringen. (3. Mo. 26, 18-20)

Mein Herz hält dir vor dein Wort: „Ihr sollt mein Antlitz suchen.“ Darum suche ich auch, HERR, dein Antlitz. (Psalm 27, 8)

Elia war ein Mensch gleich wie wir; und er betete ein Gebet, daß es nicht regnen sollte, und es regnete nicht auf Erden drei Jahre und sechs Monate. (Jak. 5, 17)

Bildnachweise:

Der Prophet Elia in der Wüste: Dankvart Dreyer / Public domain
Pastor Alfred Christlieb: Galerie christlicher Männer und Frauen / Glaubensstimme

Eingestellt am 19. Mai 2020