Johann Friederich Starcks dritte Fortsetzung schrifftmäßiger Gründe die Freudigkeit…

Johann Friederich Starcks, Evangelischen Predigers und Consistorialis zu Franckfurt am Mayn: Dritte Fortsetzung schrifftmäßiger Gründe die Freudigkeit zu Sterben bey dem Angedencken des Todes zu erwecken. In dreyßig Sterbens=Andachten abgefasset, auf alle Tage im Monath eingerichtet. Nůrnberg, zu finden bey Christoph Riegels seel. Wittib, unter der Vesten, 1752. [Digitalisat]

Vorrede.

Was Hiob von dem Ende des Lebens aller Menschen spricht: der Mensch hat seine bestimmte Zeit, die Zahl seiner Monden stehet bey GOtt, der hat ihm ein Ziel gesetzt, das wird er nicht übergehen, Hiob XIV, 5. das wird auch einen jeden treffen. Nur ist zu bedauren, daß die wenigsten an solche Zeit und an solches Ziel gedencken, dann, wann sie meynen, es seie noch weit hinaus, so bricht es zuweilen in einen Tag oder in einer Nacht an. Wir erleben offt Exempel, daß die Person, mit welcher des Montags gesprochen, mit ihr ausgegangen, den Sonntag darauf schon begraben ist, ja andere haben nicht einmahl acht Tage Zeit gehabt, wie wehe muß nicht aber solchen armen Seelen seyn, wenn sie unbereitet, und ausser dem Stand der Gnaden hingerissen werden.

Hingegen erschrecken Kinder GOttes vor dem Ziel ihres Lebens nicht, weil es ihnen ist ein Hingang zum Vater, zur Ruhe, zur Hochzeit, zur Freude. Wann nun die Frau Verlegerin noch eine Fortsetzung der Gründe die Freudigkeit zu sterben bey dem Angedencken des Todes zu erwecken, von mir verlanget, so erkenne daraus, daß diese Art der Arbeit noch vielen Seelen muß angenehm seyn.

Gewiß, von dem Tode reden, daran gedencken, eine Todes=Betrachtung lesen, beschleuniget und befördert unser Lebens=Ziel nicht, wie viele meynen: es haben sich Personen lassen ihr Toden=Geräth machen, andere haben ihr Testament verfertiget und sind deswegen nicht einen Augenblick früher gestorben, dahingegen, die gar nicht daran gedencken, auf keinen Kirchhof gehen, keine Leiche sehen wollen, ehe sie es sich vermuthet aus ihren Häusern, Glück, Ehren, Reichthum und Wollust weggeraffet werden.

Es erinnert demnach Tertullianus gar recht, nihil utilius esse quam meditari mortem, es seye nichts nützlichers, als an den Tod zu gedencken, denn dadurch stirbt man den Sünden ab, fliehet die vergängliche Lust der Welt, hält sich beständig an JEsu Blut und Wunden, und verbleibet in der Vereinigung mit GOtt, und hat bey dem Sterben keine andere Veränderung zu erwarten, als daß er durch den Tod von Leiden befreyet, in die Herrlichkeit der Kinder GOttes aufgenommen wird. Was die Bitterkeit des Todes anbelangt, dafür sich manche fürchten, so wird Jesus dieselbe versüssen, weil die Glaubige dem HErrn gelebet, so werden sie auch dem HErrn und in den Armen JEsu sterben, ja er wird ihnen desto näher mit seiner Gnaden=Gegenwart seyn, desto hefftiger die Kranckheits=Stürme auf das Herz loßdringen, daß es endlich ein sanffter und süsser Schlaf werden wird, darauf der fröliche und seelige Anblick Gottes und der Himmels=Freude folgen wird. Ach HErr JEsu! erquicke alle Sterbende mit dem Trost, daß du durch deinen Tod, Leben und Seeligkeit hast erworben. Lege auch in dieser Arbeit deinen Seegen zur Verherrlichung deines grossen Namens und zur Erbauung vieler Seelen. Amen.

Eingestellt am 12. März 2022