10. August

Der Herr wird kein Gutes mangeln lassen den Frommen. (Ps. 84, 12)

Die wahren Christen besitzen alles. Sie sind vollendet, sie sind gestorben, begraben, auferstanden und sogar in das himmlische Wesen versetzt; haben es aber doch noch nicht ergriffen, sondern jagen ihm nach, ob sie’s ergreifen mögen, nachdem sie von Christo Jesu ergriffen sind. Ihr Besitztum ist gewiß. Es sind gewisse Gnaden Davids. Es ist ein Salzbund. Die Pforten der Hölle können sie nicht überwältigen. Alle Verheißungen sind
in Christo Ja und sind Amen in ihm. Es kommt Alles und fehlt an keinem,weder Kleinem noch Großem.

Jedoch haben sie’s zuweilen oder oft und fortwährend zum süßen Genuß. Der Geist gibt auf eine nachdrückliche Weise Zeugnis ihrem Geist, daß sie Gottes Kinder sind. Die Liebe Gottes wird durch den heiligen Geist ausgegossen in ihr Herz. Sie sind überschwänglich in Freuden. Sie sind sich ihres Gnadenstandes mit Zuversicht bewußt. Es bestrahlet sie das helle Licht des Evangeliums, daß sie bekennen können: Wir sind vollkommen in Ihm. Sie feiern einen lustigen Sabbath, wo sie auf eine höchst erquickliche Weise ruhen von aller Arbeit und sagen können: Dein Geist tut’s, was ich tue – mein Beten ist Genießen.
Mit Einem Wort: es geht ihnen ungemein wohl. Der Herr tut, was sie begehren, ja antwortet, ehe sie rufen. Er geht mit ihnen nach Nazareth und ist ihnen untertan. Nichts wird ihnen schwer, sondern Alles kommt wie von selbst.

Du Ursprung alles Lichts,
Von dir muß deinen Frommen
Ja alles Gute kommen;
Wir selber haben nichts.

Betrachtung zum 10. August, aus: Tägliches Manna für Pilger durch die Wüste. Schatzkästlein aus Gottfried Daniel Krummachers Predigten. Neu herausgegeben von J. Haarbeck, Pastor in Elberfeld, 1899, S. 224 (im Verlag der Buchhandlung des Erziehungsvereins, Neukirchen, Kreis Mörs)

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