Buße – ein himmlisches Geschenk (Georg Steinberger)

Der Ruf Jesu ist ein Ruf zum Heil. Dieses Heil beginnt mit der Buße. Er sagt: „Ich bin gekommen, die Sünder zur Buße zu rufen!“  (Matthäus 9, 13), und der Apostel sagt: „Er ist erhöht, zu geben Buße“. Der „Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohne Gottes“, ist: Tut Buße! So lesen wir Markus 1, 1-15. In allen vier Evangelien geht Johannes, der Bußprediger, dem Herrn Jesus voraus. Und dies muß eine praktische Erfahrung in der Seele eines jeden sein, zu dem Jesus kommen soll. Die Pharisäer und Jesus konnten aus diesem Grunde nicht zusammenkommen, weil die Pharisäer nicht bei Johannes gewesen waren. Wir lesen in Lukas 7, 30: „Sie verachteten Gottes Rat gegen sich selbst“. Und Gottes Rat war durch Johannes: „Tut Buße!“

Freilich hat auch die Buße ihre Stufen wie jede andere christliche Erfahrung. Die Tiefe der Buße wird zum größten Teil sich richten nach der Tiefe des Blickes, den man hat. Denn die Buße hält immer Schritt mit der geoffenbarten und erkannten Wahrheit. Darum predigte Jesus auf eine tiefere Weise Buße als Johannes, und die Apostel predigten auf eine tiefere Weise Buße, als Jesus es vor Seinem vollbrachten Erlösungswerk tun konnte. Die weiter geoffenbarte Wahrheit forderte auch eine weiter- und tiefergehende Buße. Und so ist es auch heute in der Erfahrung des einzelnen: tiefere Erleuchtung wird immer als erste Frucht tiefere Buße haben.

Wir finden im Neuen Testament sieben verschiedene Seiten der Buße:

  1. Die Buße, wie Johannes sie predigte, die das Gewissen trifft und aufweckt.
  2. Die Buße, wie Jesus sie predigte, die das Herz entdeckt und reinigt.
  3. Die Buße, wie die Apostel sie predigten, die das eigene Ich entthront und Christus Raum macht.
  4. „Die Buße zu Gott“, die uns Gott näher und näher bringt.
  5. Die Buße für andere, wie Jesus und alle Heiligen sie taten.
  6. Die Buße, wie der Gläubige sie tun muß nach jeder begangenen Sünde.
  7. Die Buße, wie der erhöhte Christus sie fordert von den Rückfälligen.

Bis zum fünften Punkt ist das Werk der Buße fortschreitend, immer tiefer lotend und höher erhebend. in den letzten zwei Punkten hingegen ist es mehr zurückbringend und wiederherstellend.

1. Die Buße, wie Johannes sie predigte,

berührte zuerst mehr den äußeren Kreis des Lebens. Er sprach: „Wer zwei Röcke hat, gebe dem, der keinen hat… und wer Speise hat, tue auch also… fordert nicht mehr, als recht ist … tut niemand Gewalt noch Unrecht“ (Lukas 3). Mit unseren Worten würde das heißen:

Bring deine „Kleidung“, deinen „Tisch“, dein „Geschäft“, deinen „Umgang mit Menschen“ in das göttliche Licht, und laß die rechtschaffene Frucht deiner Buße darin gesehen werden, daß du diese vier Lebensgebiete nach dem Wohlgefallen Gottes und zum Heil deiner Mitmenschen einrichtest.

O, wie viele Kinder Gottes von heute haben das nicht getan! Darum erregen sie beständig Anstoß vor der Welt und müssen wie ungezogene Kinder fortwährend zurechtgewiesen werden von ihren Seelsorgern. Es dünkt sie fast lächerlich und scheint ihnen kleinlich, daß die Buße beim Kleiderschrank anfangen soll, und daß die Buße sich kümmert um das Essen, und daß sie die Rechnungen des Geschäftes prüft und den Umgang mit Menschen ordnet. Und doch, wenn Buße nicht diesen Kreis unseres Lebens göttlich geordnet hat, wird immer Unordnung und Gelegenheit zum Fallen sein, und wir werden nie ein Zeugnis vor der Welt sein können von dem Wort unseres Herrn: Siehe, Ich mache alles neu!

Aber Johannes ging noch tiefer. Er wußte, wo bei jedem Menschen der tiefste Schaden sitzt. Die tiefste Not liegt bei allen Menschen in dem durch die Sünde verwundeten und befleckten Gewissen. Hierher legte vor allem Johannes seinen Finger. Wir lesen: „Sie bekannten ihre Sünden“ (Markus 1, 5). Und das ist ein Beweis, daß er ihre Sünden aufgedeckt hat. Unser Gewissen ist ein Stück der Gerechtigkeit Gottes, der heilige Rest von dem nach Gottes Bild geschaffenen Menschen. Gottes Autorität in unserem Inneren. Jeder, der zur Ruhe kommen will, muß sich vor ihm beugen, muß auf Seine Stimme hören und auf Seine Forderungen eingehen. Und jeder, der sich bekehrt hat, hat vor allem sein Gewissen zu seinem Recht kommen zu lassen. Darum richtet sich die Buße immer zuerst an das Gewissen. Eine Bußpredigt, die nicht das Gewissen als Beihilfe hat, bleibt wirkungslos. Aber wo die Predigt von außen dem gefangenen Gewissen zu seinem Recht und zu seiner Autorität verhilft, da ist der Mensch, diese gewesene Festung Satans, überwunden; das frei gemachte Gewissen öffnet von innen die Tore dem außenstehenden Helfer, und so wird der Mensch besiegt, er bricht zusammen. Die Festung kommt sozusagen zwischen zwei Feuer; von außen die Predigt der Buße, von innen der mächtige Widerhall des Gewissens. So stehen zwei Zeugen gegen den Sünder, und er ist überführt. Und so kommt es nun zum Bußetun oder doch zum ersten Schritt in der Buße.

Was ist der erste Schritt in der Buße? Vielleicht sagt jemand: Brechen mit der Sünde; denn „nimmer tun“ ist ja die beste Buße. Das ist wahr, wenn etwas anderes vorausgegangen ist, nämlich das Bekennen der Sünde. In Sprüche 28, 13 lesen wir: „Wer seine Missetat leugnet, dem wird es nicht gelingen; wer sie aber bekennt und läßt, der wird Barmherzigkeit erlangen“. Also bekennen und lassen ist der biblische Weg. In vielen Fällen kann man gar nicht brechen mit der Sünde – oder besser gesagt, sie bricht nicht mit uns -, bis wir sie bekannt haben.

Kürzlich erzählte mir ein Kaufmann: „Ich war zehn Jahre bekehrt; aber etwas ließ mich des Heils nicht froh werden und brachte immer von Zeit zu Zeit Umdunklungen über mich, und einmal war ich sogar drauf und dran, den Weg der Nachfolge Jesu wieder zu verlassen. Die Ursache war ein Betrug, den ich in der Lehrzeit begangen und nie gutgemacht hatte. Mein Lehrmeister hielt mich für durch und durch aufrichtig, und darum wurde es mir so schwer, ihm zu sagen, daß ich ihn betrogen habe. Aber als die Unruhe ihren Höhepunkt erreicht hatte, entschloß ich mich, um jeden Preis dieses Unrecht zu bekennen und gutzumachen. Und ich wurde von da ab meines Heils nicht nur völlig gewiß, sondern erlebte in der Versammlung, die in meinem Hause stattfand, eine Erweckung“. Dieser Mann hat das Stehlen gehaßt und mit dieser Sünde gebrochen bis aufs äußerste. Aber die Sünde hatte nicht mit ihm gebrochen, bis er sie bekannt hatte.

Die Sünde, die wir tun, geht als Lust aus unserem Herzen, und wenn wir sie getan haben, geht sie als Last zurück in unser Gewissen. Und wenn sie dann mit Vorsatz zugedeckt wird, so wird sie zum dunklen Punkt, an dem der Feind in schweren Stunden seinen Zweifelshebel ansetzt und alles ins Schwanken bringt und unsere ganze Heilserfahrung in Frage stellt. Die Brüder Josephs hielten viele Jahre mit Bewußtsein eine Lüge aufrecht zwischen sich und ihrem Vater. Sie sagten: „Ein wildes Tier hat Joseph zerrissen“ – und sie hatten ihn doch verkauft. Und diese Lüge wurde zum Gespenst für sie, das sie fortwährend verfolgte. Als sie nach langen Jahren nach Ägypten kamen und der unbekannte Landesherr so hart mit ihnen redete und ihnen so tief ins Herz sah, als ob er sie alle kannte, da stand das Gespenst wieder da, und sie sagten: „Das haben wir an unserem Bruder Joseph verschuldet“ (1. Mose 42, 21). Aber das war nicht genug, daß sie sich untereinander als schuldig bekannten, sie mußten bekennen und Buße tun, und so wich das Gespenst von ihnen. Hiob sagt (Kapitel 42, 6): „Ich spreche mich schuldig und tue Buße“.

O wie viele sprechen sich in ihrem Herzen schuldig und verfluchen sich sogar wegen irgendeiner Sünde; sie bekennen sich auch vor Gott als schuldig und sagen Ihm, daß sie die allerschlechtesten seien- aber Buße tun sie erst dann, wenn sie dies auch den Menschen bekennen, an denen sie gesündigt haben. Denn zu einer ganzen Vergebung gehört auch die Vergebung der Menschen, an denen wir gesündigt haben. Auch in ihrem Herzen muß die Erinnerung an unsere Sünden getilgt werden. Und dies geschieht durch Bekenntnis. In Jesaja 62, 10.11 lesen wir: „Räumet die Steine aus dem Wege… Siehe, dein Heil kommt!“ Vielleicht hast du neunundneunzig Steine aus dem Wege geräumt; aber einen Stein, den schwersten und größten, gerade den, den du zuerst hättest wegtun sollen, hast du liegenlassen und zugedeckt. Aber das ist nicht rechtschaffene Buße. Und so ist das Heil gehindert, zu dir zu kommen.

Als Israel hinüber in das Land der Ruhe geführt wurde, war das erste, daß sie an der Grenze des Landes haltmachten, das Lager aufschlugen und die Beschneidung vornahmen. Und erst nachdem Gott ihnen Zeugnis geben konnte: „Heute habe ich die Schande Ägyptens von euch gewälzt“, konnten sie das Passah halten, das Korn des Landes essen und den Kampf aufnehmen mit den sieben Nationen des Landes (Josua 5). Du hast vielleicht mit der „Schande Ägyptens“ den heiligen Boden der Nachfolge Jesu betreten; aber du wirst dich nicht des Blutes des Lammes freuen können, nicht Jesus, das Brot des Lebens, genießen können, nicht über deine angeborenen Leidenschaften den Sieg haben, wenn nicht die Sünden, mit denen du dich in deinem früheren Weltleben befleckt hast, von dir gewälzt sind. Und dies geschieht durch Bekenntnis dieser Sünden und durch Gutmachen des begangenen Unrechts. Wenn wir es wagen, zu unseren Sünden zu stehen, werden wir es bald erfahren, daß auch Gott zu Seiner Vergebung steht. (1. Johannes 1, 9; Sprüche 28, 1å; 3. Mose 5, 20-26). Das Hindernis, warum viele nicht zum Frieden kommen können, liegt vor allem darin, daß das Böse aus der Vergangenheit oder das Böse, mit dem sie noch gegenwärtig verknüpft sind, nicht herausgegeben und aufgegeben worden ist.

2. Die Buße, wie Jesus sie predigte,

traf das Herz. Legte Johannes seinen Finger auf das Gewissen, wo die begangenen Sünden niedergeschrieben sind, so legte Jesus Seinen Finger auf das Herz, in dem die Sünde entsteht und ihre Vorgeschichte sich abspielt. Denn jede Sünde, die nach außen zum Vorschein kommt, hat ihre Vorgeschichte im Herzen gehabt; die eine vielleicht nur minutenlange, die andere vielleicht Jahrelange. Jede Sünde, die wir tun nach außen, haben wir zuvor im Herzen getan. Darum setzte Jesus mit Seiner Predigt hier ein und stellte die unreinen Bewegungen, Absichten und Begierden des Herzens ins Licht und machte sie zur Sünde. Die ganze Bergpredigt ist eine große Bußpredigt mit dem einschneidenden Thema: Daß selig sind, die reines Herzens sind! Hier konnte man sich nicht mehr entschuldigen mit dem: „Ich habe das nicht getan!“ – Jesus ging weiter und sagte: „Wer ein Weib ansieht, ihrer zu begehren, der hat schon die Ehe gebrochen mit ihr in seinem Herzen“. So drang das lebendige Wort hinein und wurde Richter der Gedanken und der Gesinnung des Herzens. Es deckte das Herz mit seinen unordentlichen Lüsten und Begierden auf.

Wir hören oft den Ausdruck: Wir sind nicht tief genug geschieden von der Sünde. Richtiger gesagt hieße es: Wir sind nicht tief genug geschieden von der Lust. Die Lust ist der Mutterleib der Sünde, in dem die Sünde empfangen und geboren wird. Jakobus sagt, daß die Lust von innen und Versuchung von außen die Sünde zur Entstehung bringe (Jakobus 1, 13-15). Darum sollte im Leben eines jeden Bekehrten „Reinigung von der Sünde“ eine ebenso bestimmte Erfahrung sein wie „Vergebung der Sünde“. Petrus sagt von den Neubekehrten, daß Gott ihre Herzen gereinigt habe durch den Glauben (Apostelgeschichte 15, 9). Und von Hiskia lesen wir 2. Chronik 29, daß er im ersten Jahr seiner Regierung im ersten Monat die Türen des Hauses Jehovas öffnete und das ganze Haus reinigte und inwendig im Heiligtum damit anfing. Das sollte die Erfahrung einer jeden bekehrten Seele sein. Gleich im Anfang ihrer Bekehrung, sobald sie ein entlastetes Gewissen hat, sollte sie auch zu erfahren versuchen, was Paulus in Römer 6, 14 sagt: „Die Sünde kann nicht herrschen über euch“. Aber wie viele werden beherrscht von der Sünde, getrieben, geplagt und verzehrt von ihren Leidenschaften und bleiben ihr ganzes Leben darin stecken, ja bleiben nicht einmal mehr auf jenem Boden, auf dem man in Aufrichtigkeit seufzt: „Ich elender Mensch“, sondern bei manchen tritt sogar an die Stelle des Seufzers über die Sünde ein Sich-Darüber-Hinwegsetzen, ja sogar ein Scherzen über die Sünde! Und so ist nicht einmal mehr Raum in ihnen für die Gerichte Gottes, viel weniger für die Worte Gottes und den Geist Gottes. Alles ist immer wieder gescheitert, besudelt und verschlungen worden durch die grausame Grube des unreinen Herzens (Psalm 40, 3). Die Buße hat das Herz nicht erreicht, und so ist es eine Mördergrube geblieben (Matthäus 15, 18-20), eine Bildkammer voll Schrecken und Greuel (Hesekiel 8, 7-12), ein salziger Teich und eine stinkende Lache, wie der Prophet sagt (Hesekiel 47), noch nicht durchflutet von dem Blute und dem Geiste Jesu Christi. Und das macht den Kampf so bitter und den Sieg unmöglich.

Der Kampf ist vielleicht darum so bitter, weil wir die Sünde, die wir nach außen bekämpfen, noch bis auf einen gewissen Grad lieben und zu gewissen Zeiten ihr noch einen Platz im Herzen geben. So gleicht unser Herz einer Festung, die von außen und innen hart bedrängt wird: von außen drängt die Versuchung, und von innen drängt die Lust. Und um den Sieg zu haben, müssen wir vor allem mit den inneren Feinden aufräumen, wie Jesus sie aufgezählt hat in der Bergpredigt: Unversöhnlichkeit, Unreinigkeit, Unlauterkeit, Rachsucht, einseitige Liebe, Geldgier, Sorgen, Richtgeist, Menschengefälligkeit usw. Du sagst: „Ich kann diese Feinde nicht überwinden!“

Das glauben wir. Aber herausgeben kannst du sie ans Licht, damit sie im Licht sterben. Josua sagte zu den Männern, welche die fünf Könige in der Höhle Makkeda bewachten: „Macht auf das Loch der Höhle und bringt die fünf Könige zu mir!“ ( Josua 10, 22.) Und sie gaben sie heraus und setzten ihre Füße auf ihre Hälse, und Josua tötete sie.

Hab nur Mut: Jesus, dein himmlischer Josua, wird schon fertig mit deinen Feinden, die du Ihm ausgeliefert hast! Gib sie nur heraus und sprich mit David: „Siehe, Herr, Deine Feinde, siehe, Deine Feinde müssen umkommen!“ (Psalm 92)

Nicht eingeschlossene Feinde, nicht tributpflichtige Feinde, sondern umgekommene Feinde mußt du haben. Du mußt von deinen Leidenschaften sagen können wie Josaphat von dem großen Heer der Mohren: „Die Menge unserer Feinde ist zu Leichnamen geworden, und keiner ist entronnen“. Aber viele Kinder Gottes machen es mit der Erlösung, die in Christus uns gegeben ist, wie die Kinder Israel es machten mit dem Lande Kanaan, das Gott ihnen gegeben hatte. Wir lesen in Richter 1 und 2, wo die Einnahme der verschiedenen Landesteile beschrieben ist, daß die Kinder Israel ihre Feinde nicht ausrotteten, sondern bei ihnen wohnten und sie tributpflichtig machten. Und weil Israel seine Feinde nicht ausrottete. hat auch Gott sie nicht ausgerottet (Richter 2, 2o- 23). Und so sind die tributpflichtigen Feinde wieder erstarkt und sind ihnen zum Stachel in ihrer Seite geworden, wie Gott es vorausgesagt hatte.

Wenn die rechtschaffene Frucht der Buße, die Johannes forderte, darin bestand, daß die Dinge, die mit dem äußeren Leben zusammenhingen, göttlich geordnet wurden, so bestand die rechtschaffene Frucht der Buße, die Jesus forderte, doch gewiß darin, daß das Innere und Innerste der Menschen, die Ihm folgen wollten, gradlinig und wahr, lauter und durchsichtig würde, wie David es ausdrückte in Psalm 38, so: „Herr, vor Dir sind alle meine Begierden“. Dann ist auch der Kampf um ein großes leichter. Denn unsere Begierden, mit denen wir, Fühlhörnern gleich, alles um uns her betastet haben, sind nun auf Gott gerichtet. Wir nehmen Licht auf, und Licht geht wieder von uns aus.

Vorher nahmen wir Finsternis auf, und Finsternis und Unreinigkeit mußte wieder aus uns herauskommen. Nach 2. Korinther 7, 1 gibt es nicht nur eine „Befleckung des Fleisches“, sondern auch eine „Befleckung des Geistes“. Und die Befleckung des Geistes ist der Vollendung der Heiligung ebenso hinderlich wie die Befleckung des Fleisches.

Wenn so viele unserer bekehrten Männer keine Lust haben zum Worte Gottes, keine Einsicht in Gottes Wege und keine Freudigkeit zum Gebet, so hat das seinen Grund in den meisten Fällen nicht in der vielen Arbeit und in den Geschäftssorgen, wie etliche sagen, sondern vor allem in der Unreinheit des Herzens. Denn ein unreines Herz hat keinen Geschmack an dem reinen Wort. Hier ist die Hauptursache zu suchen, warum so viele eine verschlossene Bibel haben. Denn nach Römer 12, 1-3 geht Übergabe des Leibes und Erleuchtung Hand in Hand: Niemand hat Freudigkeit zum Gebet oder zum Wort oder zum Dienst, der zuvor seinen Geist befleckt hat und sein Herz verunreinigt hat mit Gefühlen des Zornes, des Neides, der Unreinheit usw. – Und wenn unsere Schwestern mit dem Alter wieder zurücksinken ins eigene Wesen hinein, kommt es nicht daher, daß sie sich nicht gereinigt haben von den Befleckungen des Geistes, womit sie sich und andere befleckt haben? Liebe Schwester, sooft du mit deiner Schwester lieblos geredet hast über andere, sooft hast du ihren Geist befleckt, hast du Gift in ihr Inneres gelegt. Mirjam redete zu ihrem Bruder Aaron über Mose und sein Weib, und Gott schlug sie mit Aussatz, ihr und uns zum Zeichen, wie Er das Reden und Richten über andere ansieht.

O welch ein schauerliches Gebiet von den Belastungen des Geistes! Und wer sich da nicht Licht geben läßt und Buße tut, der kann an ein Leben in der Heiligung und an ein Vollenden der Heiligung nicht denken.

3. Die Buße, wie die Apostel sie predigten,

traf das „eigene Ich“. Sie blieb nicht stehen bei dem belasteten Gewissen oder bei dem befleckten Herzen, sondern griff die Person an. Und das ist gut begreiflich. Es war mehr Licht gegeben, es waren größere Dinge geschehen: Jesus war gestorben am Kreuz. Das Kreuz gibt die eigentliche Buße. Denn das Kreuz offenbart nicht nur Gottes Liebe in ihrem Höhepunkt, sondern offenbart auch des Menschen Verderben in seinem Tiefpunkt. Erst am Kreuze wurde offenbar, und erst vom Kreuze aus konnte gesagt werden, wie schlecht der Mensch ist. Dort hat der Mensch seine ganze Verderbtheit besiegelt in dem, daß er seine Hand an seinen Gott gelegt hat, Ihn zu verderben. Darum faßt Petrus, als er an Pfingsten predigte, alle Sünden des Volkes zusammen in die Tat: „Den habt ihr durch die Hand der Gesetzlosen ans Kreuz geheftet und umgebracht!“ Er wollte sagen: Sehet, welch ein Zeugnis habt ihr euch ausgestellt von eurem Verderben und von eurer Gottesfeindschaft. daß ihr Den, der unter euch erwiesen war durch Zeichen und Wunder als ein Mann von Gott und den Gott anerkannt und auferweckt und als Seinen Sohn gesetzt hat zu Seiner Rechten, daß ihr Den gekreuzigt und wie einen Verfluchten beiseite gesetzt habt! Da sie das hörten, drang es ihnen durchs Herz, und sie sprachen: „Was sollen wir tun?“ (Apostelgeschichte 2) Und Petrus antwortete ihnen: „Tut Buße!“, das heißt, ändert eure Stellung Jesus gegenüber. Ihr habt Ihn getötet, nun sprecht das Todesurteil über euch selbst; ihr habt den Stab über Ihn gebrochen, nun brecht ihn über euch selbst. Das ist Buße, wie das Kreuz sie predigt und fordert.

Darum ist unter dem Kreuz auch kein Unterschied zwischen großen und kleinen Sündern; das Kreuz stellt alle auf einen Boden als Verfluchte. Es kann nach dem sittlichen Urteil der Menschen ein Unterschied sein zwischen Sünder und Sünder; aber unter dem Kreuz fällt dieser Unterschied dahin. Da ist Johannes so schuldig wie der sterbende Schächer. Es handelt sich hier nicht um einige Taten, die der eine getan und der andere nicht getan hat, sondern es handelt sich hier darum, was der Mensch ist. Wenn ein Mensch wissen will, wie schlecht er ist, so muß er nicht in sein Gewissen schauen, auch nicht sein Herz fragen, sondern er muß sich unter das Kreuz stellen und das Kreuz fragen. Und das Kreuz sagt ihm: Du bist so schlecht, daß der Sohn Gottes für Dich sterben mußte, sterben mußte eines so schmählichen Todes, weil du ein so schmählicher Sünder bist. So bricht das Kreuz über jeden ohne Ausnahme den Stab und schreibt auf alles, was aus der Natur des Menschen stammt, den Fluch. O wie wenig haben wir das Kreuz verstanden! Wir wollten das Kreuz brauchen, damit es uns helfe; aber das Kreuz will uns nicht helfen, sondern das Kreuz richtet uns in unserer Natur und setzt uns in unserem alten Wesen beiseite. Viele Kinder Gottes, die im Anfang ihrer Bekehrung einen gewissen Frieden und eine teilweise Heilsgewißheit hatten, haben diese wieder verloren, weil sie das Kreuz nicht so brauchten, wie es uns von Gott gegeben ist. Sie suchten beim Kreuz nur Vergebung; sie brachten dorthin nur ihre Sünden. Aber das Kreuz will mehr als unsere Sünden; es will vor allem unser Selbst, unser Sündliches Ich, unseren „alten Menschen“. Wer nur Vergebung sucht beim Kreuz, ohne sich selbst dem Kreuze hinzugeben als ein Gerichteter und Mitgekreuzigter, der sucht etwas aus dem Zusammenhang des Kreuzes herauszureißen, was der Heilige Geist nie versiegeln wird in seinem Innern. Und so bleibt es ihm trotz aller Versicherungen von anderen Menschen und trotz aller seiner Glaubensanstrengungen unklar und wird nicht sein Besitz.

Es ist ein Unterschied, ob der Mensch in seiner Bekehrung nur zu einzelnen dunklen Punkten kommt in seinem Leben und dafür Vergebung sucht, oder ob er zu sich selbst kommt. Wir lesen von dem verlorenen Sohn. „Als er aber zu sich selber kam…“ Da wurde es ganz neu mit ihm. Viele sind bei ihrer Bekehrung nicht zu sich selbst gekommen, darum sind sie auch nicht von sich weggekommen. Sie sind wie Kain, der versuchte, Gott sein Eigenes zu bringen und damit sagte, daß noch etwas Gutes in ihm sei, das Gott anerkennen müsse und das imstande sei, Gott zu versöhnen. Er nahm sein eigenes Leben in Schutz und ist ein Vater aller derer geworden, die durch ihre eigenen Anstrengungen und Erfindungen sich Gott angenehm machen wollen und die nicht begreifen können, daß ihr Leben gänzlich verwirkt sein soll. So ist auch die Buße vieler nichts anderes als ein verletztes Gerechtigkeitsgefühl, und ihre Tränen sind nichts anderes als Wirkung ihres gekränkten Selbst. Sie können es sich nicht verzeihen, daß sie sich da und dort so bloßgestellt haben. Und so beweisen sie, daß sie noch nicht im Lichte des Kreuzes gesehen haben, wer sie sind. Denn wer im Lichte des Kreuzes sich erkannt und Buße getan hat, der sagt mit Paulus: „Hinfort kennen wir niemand nach dem Fleisch“, das heißt, wir kennen uns weder in dem, was wir in der „Herrlichkeit des Fleisches“, noch in dem, was wir in der „Schande des Fleisches“ gewesen sind (2. Korinther 5, 16). Wir kennen nur noch den am Kreuz neugeschaffenen Menschen (Epheser 2, 15).

Buße tun heißt nun: über sich selbst den Stab brechen, sich als einen Verfluchten beiseite setzen lassen und den Platz, den unser eigenes Ich bis jetzt eingenommen hat, dem Gekreuzigten einräumen, Ihm den höchsten Platz in unserem Leben geben, wie Gott Ihm den höchsten Platz gegeben hat zu Seiner Rechten. Unser Ich kann nur beiseite gesetzt werden durch das Ich des Gekreuzigten. Nur wenn Christus die Stelle deines Ichs einnehmen darf, wirst du befreit bleiben von deinem Ich. Die Schlange sprach zu dem ersten Menschen: „Ihr werdet sein!“ Und in jenem Augenblick, als sie das glaubten, wurde das falsche Ich geboren. Darum mußte Gott mit der Gesetzgebung Sein „Ich bin!“ diesem „Ihr werdet sein!“ entgegensetzen, So war das Gesetz wohl ein Damm gegen diesen falschen Strom, aber keine Erlösung. Erst als Christus kam und Sein Ich ganz aufgeopfert Hatte- lies nur Philipper 2, dort siehst du, wie Christus sein Ich aufgeopfert hat-, hatte Er die Macht und das Recht, Sein aufgeopfertes Ich an die Stelle unseres selbstsüchtigen, rebellischen Ichs zu setzen. Das wäre ohne das Kreuz nicht möglich gewesen. Nun aber liegt in der aufgeopferten Liebe Christi für uns die Kraft, vom Schauplatz abzutreten und Ihm den Platz zu geben. Denn nur Opfer können dem gefallenen Menschen helfen, nur durch Opfer kann er überwunden und erlöst werden von seiner falschen Größe, in die er sich hineinverstiegen hat. Durch den Fall ist der Mensch eine falsche Größe geworden, nicht ein „armer Sünder“ – das wird man erst wieder durch die Gnade. Und dieser falschen Größe konnte Gott nicht anders begegnen als durch das Kreuz. Christus, unser Haupt, mußte vor allem deswegen so tief hinuntersteigen, um uns von unserer Höhe herunterzuhelfen, damit es uns möglich würde, wieder hinaufzusteigen (2. Korinther 5, 15). Das ist Buße, wie das Kreuz sie wirkt.

4. Die Buße zu Gott

ist die heilige Fortsetzung der Buße, wie das Kreuz sie gibt; sie ist nicht eine einmalige Erfahrung, sondern ein Zustand im Leben eines Gläubigen. Jedes Näherkommen dem Herzen, Dem Willen, dem Bilde Gottes hat als Voraussetzung: gründlichere Buße! Denn Buße heißt sich beugen unter alles, was uns heruntersetzt, was unsere Schande aufdeckt und uns klein macht. Sieben Jahre ließ David sich in den Felsen und Höhlen klein machen, so klein, daß er sagen konnte: „Ich bin ein Wurm und kein Mann!“ (Psalm 22, 7.) Und dann konnte Gott ihn groß machen, so groß, wie die Großen auf Erden sind (2. Samuel 7, 9). Weil viele Menschen sich auf diesem Wege nicht klein machen lassen, muß Gott sie zerreißen wie den Ephraim (Hosea 5, 14). Weil viele nicht durch Buße sich losmachen von sich selbst! Buße zu Gott ist das innere Selbstgericht, auch da, wo keine bewußten Sünden vorliegen. Die Buße zu Gott schließt in sich, was das Verslein sagt: „Durch Sterben lose vom eignen Wesen los!“ Sie schließt in sich die beständige Verleugnung alles Selbstischen; denn es ist ja Buße zu Gott, eine Hand, die uns herausführt aus uns selbst und uns hineinführt zu Gott. Darum kann Buße zu Gott nicht ein einmaliger Akt sein im Leben des Gläubigen sondern sie ist eine Linie, die sich durch sein ganzes Leben hinzieht und die er mit jedem Tag verlängert. Vielleicht ist hier eine Ursache zu suchen, warum viele nicht vorwärtskommen auf dem betretenen Weg. Sie haben nicht mehr das, was den Weg reinigt und ebnet: die Buße zu Gott. Wenn Buße Sinnesänderung ist, so kann sie dastehen in unserem Leben; denn es gibt bei einem Menschen, der Gott näherkommen will, immer wieder Dinge, in denen er seinen Sinn Gott gegenüber ändern muß. Luther sagte, daß das ganze Leben des Gläubigen eine beständige Buße sein müsse. Ein Kind Gottes, das im Lichte wandelt, wird ebenso im Geiste der Buße zu bleiben suchen, wie es zu bleiben sucht im Geiste des Gebets. Nur so bleibt es bußfertig, das heißt, kann sich sogleich beugen über jeden unerlaubten Gedanken, jedes ungöttliche Wort und über jedes Zurückbleiben Gott und Menschen gegenüber. Und so können sich nicht Untreue und Sünden aufhäufen, die das Herz verhärten, den Geist umdunkeln und das Heil ferne rücken. Sein Gebet bleibt:

Was noch flüchtig, sammle Du,
was noch stolz ist, beuge;
was verwirret, bring zur Ruh;
was noch hart, erweiche:
daß in mir
nichts hinfür
lebe, noch erscheine
als mein Freund alleine!

Die Buße zu Gott ist aber nicht nur Beugung über das Ungöttliche und Mangelhafte in uns, sondern sie ist auch zugleich der Schrei nach dem, was noch fehlt. Alle die Ausdrücke in den Psalmen: „Meine Seele hungert“ -„meine Seele dürstet“ -„meine Seele verlanget und sehnet sich“, sind der Ausdruck der Buße zu Gott. Bei der Umkehr zu Gott ist die Seele sozusagen ihres bisherigen Inhalts entleert worden, ist aber nicht gefüllt mit der Gottesfülle, darum der Schrei nach Gott, das Schmachten nach dem neuen Lebensinhalt. Die Seele gleicht einem Glas, das luftleer gemacht worden ist und das nun in Gefahr steht, jeden Augenblick von der umgebenden Luft zerdrückt und zermalmt zu werden. So können wir es verstehen, warum Seelen trotz einer gründlichen Bekehrung- oder gerade weil sie eine gründliche Bekehrung durchgemacht und sich von allem ausgeleert haben – in solche Bedrängnis und Angst kommen können, wie sie es in ihrem unbekehrten Zustand nie erfahren haben. Das Gefäß ist geleert, aber nicht gefüllt. Und die Buße zu Gott ist der Kanal, durch den das geleerte Gefäß allmählich gefüllt wird. Viele haben Buße und Beugung nur an den Anfang ihres christlichen Lebens gelegt; darum haben sie allmählich die Eignung verloren, weitere und tiefere Segnungen zu empfangen. Denn nur solange wir in der Beugung sind, fließt der Segen, wie ja auch zu den tiefsten Stellen das Wasser am schnellsten fließt.

Die Buße zu Gott ist auch die heilige Kraft, die in der Beugung Gott fassen und überwinden lernt. Die Psalmen sind voll davon. Es ist uns bekannt, wie viele Psalmen mit tiefer Beugung anfangen und mit einem Triumph enden, mit dem Triumph, Gott auf seine Seite gebracht zu haben, Gott gewonnen zu haben zum Vergeben, zum Helfen usw. Und besonders oft finden wir diese Art Buße in den Geschichten der Männer der Bibel. Jakob sprach: „Ich lasse Dich nicht, Du segnest mich denn!“ Und Gott segnete ihn daselbst (1. Mose 32). Hiskia weinte und flehte zu Gott, und Gott gab seinem Leben fünfzehn Jahre hinzu (Jesaja 3 8)

Ja, sogar ein gottloser Ahab vermochte durch seine Buße Gott zu bestimmen, daß das angedrohte Gericht bei seinen Lebzeiten nicht hereinbreche (1. Könige 21, 27-29). Hier stellt sich die Buße an die Stelle des Gerichts; sie nimmt das Gericht im voraus auf sich, beugt sich darunter und hebt so das Gericht auf.

Auch das gehört zur Buße zu Gott – und es ist vielleicht der tiefste Punkt in der Buße -, wenn es der Seele klar wird, daß jede Sünde eine Sünde gegen Gott ist, wie David sagt: „An Dir allein habe ich gesündigt!“ (Psalm 51. 6). Er hatte ja zuerst an Urija und Bathseba gesündigt; aber nun legt es sich mit überzeugender Gewalt auf ihn: Alle diese Sünden sind Sünden gegen Gott! Erst wenn dies Gefühl durch den Geist in uns gewebt ist, wissen wir, was Haß gegen die Sünde ist. Als Josef versucht wurde, sagte er nicht: „Wie sollte ich das tun und das Vertrauen meines Herrn mißbrauchen!“. sondern er sagte: „Wie sollte ich ein so großes Übel tun und gegen Gott sündigen!“ Was ihn in jener schweren Stunde bewahrte, war das erschütternde Bewußtsein: Ich würde gegen Gott sündigen! Du wirst es nicht genau nehmen mit der Sünde deinen Brüdern und Schwestern gegenüber, du wirst dein Urteilen und Richten, deine Lieblosigkeit immer wieder entschuldigen mit ihrer Verkehrtheit und Härte, die du bei ihnen gefunden hast, bis es dir im Lichte Gottes klargeworden ist, daß jede Sünde, an Menschen getan, eine Sünde ist gegen Gott. O möge es der Geist in dieser Stunde mit Flammenschrift in dein und in mein Herz schreiben: Jede Sünde ist eine Sünde gegen Gott!

5. Die Buße für andere

ist die höchste Stufe in der Buße. So tat Jesus Buße. Als Er in den Jordan stieg, um die Taufe der Buße zu empfangen, tat Er es, um sich unter die Schuld der Menschheit zu stellen, um für sie Buße zu tun. Und soweit auch wir den göttlichen Sinn in uns aufgenommen und den königlichen Geiste empfangen haben, soweit werden auch wir imstande sein, ja durchdrungen werden, Buße zu tun für andere. Jesus, der los war von sich, der König war im eigentlichen Sinne, konnte und mußte Sein Leben geben als die eine große Buße für die Menschen. Sein Leben war ja eine große Buße für andere. Er fühlte von Jahr zu Jahr mehr die Sündenlast der Menschheit, die sich von selbst auf Ihn legte und die sich, wenn auch in anderem Sinne, von selbst auf jeden legt in dem Maße, wie er Buße getan hat zu Gott. Darum war Jesus der Mann der Schmerzen.

Buße für andere wird ein Hauptcharakterzug sein bei jedem gesegneten Arbeiter und bei jedem Kind Gottes, das ein Segen für andere ist. Nur soweit wir uns vorher für die betreffenden Seelen gebeugt haben, nur soweit werden wir Vollmaat über sie haben. Was waren die stundenlangen Gebete, die Tränen, das Ringen und Flehen um Errettung von Seelen im Leben eines Finney (1792-1875) anders als Buße für anderer. Weil er zuerst Buße getan hatte für die Leute, denen er dann predigte, darum konnte er solche Worte der Glut, des Ernstes und der Liebe sprechen, sein ganzes Herz vor ihnen Ausschütten- und so überwand er die Menschen für Gott und brachte über ganze Gegenden den Geist der Buße. Und war das Gebet Abrahams für Lot, das einundzwanzig Tage lange Fasten des Daniel und das vierzig Tage lange Stehen des Mose vor Gott für sein Volk. die Trauer des Nehemia über die zerfallene Mauer und der Seelenschmerz des Esra über den Abfall seines Volkes- war es etwas anderes als Buße für andere? Können wir uns überhaupt einen gesegneten Arbeiter denken ohne diese Gnade? Ist wahre Fürbitte nicht in den meisten Fällen verbunden mit Bußetun für diejenigen, für die wir bieten? Wie tief hat sich das kanaanäische Weib gebeugt, um Hilfe für ihre Tochter zu erlangend und wie tief muß sich Monika, die Mutter Augustins, gebeugt haben vor Gott für ihren verlorenen Sohn, wenn der fromme Bischof Ambrosius ihr versprechen konnte: „Der Sohn solcher Gebete geht nicht verloren!“ O wenn der Geist der Buße sich wieder auf die Kinder Gottes legten könnte, wir würden Wunder erfahren in unseren Häusern, in unseren Gemeinden und in der uns umgebenden Welt. Als Jakob Buße getan hatte, gründliche Buße, wie er sie noch nie getan hatte (1. Mose 35), da fiel der Schrecken Gottes auf die umliegenden Völkerstämme. O wenn die Führer der Gemeinden Buße tun könnten, würden auch die Gemeindeglieder Buße Tun- und dann auch die Welt! Sicherlich wären alle Kirchen und Kapellen gefüllt, wenn die Prediger dort Buße täten und dann auch Buße predigten. Denn der Mensch hat ein tiefes Bedürfnis nach Buße. Johannes predigte Buße, und es ging zu ihm hinaus ganz Jerusalem und alle umliegenden Länder.

Sind nicht in den meisten Fällen die Erweckungen in manchen Gegenden dadurch entstanden, daß einige trauerten über den geistlichen Tod und sich beugten und beteten? Gewöhnlich sind die Erweckungen da entstanden, wo vorher die Lauheit am größten war und wo eine oder einige Seelen waren, die den Schaden Josephs nicht mit ansehen konnten und Buße taten für die Gemeinde. Blumhardt der Gottesmann in Bad Boll, betete und fastete, bis ein Weg war, auf dem hunderte aus den Schlingen Satans errettet wurden. Wollen wir es nicht auch so machen. Statt zu klagen über „dürre Zeiten“ und „harten Boden“, wollen wir lieber Buße tun und es machen wie das Lamm. Wie hat es denn das Lamm gemacht mit dem dürren Boden? Jesaja 53, 2 lesen wir, daß Er war unter den Menschen wie eine Wurzel im Erdreich, aber nicht, um darin Sein Leben zu finden, sondern um Sein Leben hineinzulegen. Er legte das von oben empfangene Leben hinein in Seine tote Umgebung und verschlang so den Tod und weckte das Leben auf. Er hat Sein ganzes Leben ausgeschüttet, bis Er in dem dürren Erdreich der Menschheit einen Widerhall von Liebe und Leben empfunden hat. Das heißt: den empfangenen Segen recht gebrauchen. Viele verlieren die empfangenen Segnungen wieder, weil sie diese für sich behalten wollen, statt sie in Opfer umzusetzen. Nur der Segen bleibt und vermehrt sich, der umgesetzt wird in Opfer.

6. Die Buße, wie der Gläubige sie tun muß nach jeder begangenen Sünde,

hat mehr eine wiederherstellende Aufgabe. Sie ist nötig,

a) um das gestörte Verhältnis zwischen ihm und seinem Gott wiederherzustellen. Denn jede Sünde bringt eine Störung in unsere Gemeinschaft mit Gott. Und vielleicht rühren die Umdunklungen, in die manche Kinder Gottes immer wieder hineinkommen, vor allem daher, daß sie über die in der letzten Vergangenheit begangenen Sünden nicht Buße getan haben. Die Sünde, die ich begangen habe, muß sofort vor den „Fürsprecher“, Jesus Christus, gebracht werden- und wenn nötig auch vor Menschen.

Johannes sagt: „So jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater“ (1. Johannes 2, 1). Was muß man bei einem weltlichen Anwalt tun, der unsere Sache vor Gericht vertreten soll? Man muß ihm vor allem den Hergang der Sache haarklein erzählen. Und gerade so müssen wir es machen bei Jesus, unserem Fürsprecher vor Gottes Thron. Das ist der erste Schritt in der Buße, wie man sie tun muß nach jeder begangenen Sünde. Dann kann Er die Sache unserer Seele führen vor Gott. Denn auf jede Sünde hin, die ein Kind Gottes tut, erhebt der Feind Anklage bei Gott.

Er ist der “Verkläger der Brüder“, der die Brüder Tag und Nacht verklagt vor Gott, lesen wir Offenbarung 12, 10. Dir mag es zuviel sein, wenn du in der Nacht gesündigt hast, aus deinem Bett aufzustehen und Buße zu tun über deine Sünde; aber dem Feinde ist es nicht zuviel, mitten in der Nacht deine Sünde dort zu melden. Wir sollten es deswegen schon genau nehmen mit der Sünde, weil es der Feind so genau nimmt, und wir sollten deswegen immer bereit sein zur Buße, damit nicht der Feind vor uns unsere Sünde meldet dort oben.

Tun wir das nicht, so bleibt die Sache einfach unerledigt, vor allem unerledigt in unserem Gewissen. Und diese unvergebenen Sünden, über die wir im Alltagsleben so kurz hinweggegangen sind, werden allmählich zu einer Scheidewand, über die wir nicht mehr hinüberschauen können zu unserem Gott und die ein Bollwerk wird, hinter dem der Feind eine große Macht ausübt.

b) Um nicht nur Vergebung, sondern auch Reinigung von dieser Sünde zu suchen. Gewöhnlich ist die Sünde, die uns immer wieder zu Fall bringt, unsere Sünde, das heißt, die Sünde, die uns eigen Ist- denn jeder hat so seine Sünde -, und das sollte uns antreiben, nicht nur Vergebung für sie zu suchen, sondern auch Reinigung von ihr, damit wir sie nicht mehr tun. Denn Johannes sagt: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist Er treu und gerecht, daß Er uns unsere Sünden vergibt und reinigt uns von jeder Ungerechtigkeit“ (1. Johannes 1, 9). Der Vergebung der Sünde sollte die Reinigung von der Sünde folgen, sonst müssen wir vielleicht schon die nächste Woche wieder mit derselben Sünde kommen und so Jahr für Jahr. Gerade weil immer dieselben Sünden bei uns zum Vorschein kommen, sollte uns das in tiefere Buße bringen und uns erlösungsverlangender machen.

Der 130. Psalm, der diesen Zustand beschreibt, beginnt mit den Worten: „Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu Dir!“ Was sind das für Tiefen? Es sind Bußtiefen! O in welche Not kann das eine Seele bringen, wenn dieselbe Sünde immer wiederkehrt! Und wie wir aus dem Zusammenhang und besonders aus den Schlußversen des Psalms merken, brachten den Psalmsänger seine immer wiederkehrenden Sünden in so große Not. Und was sucht er? Nicht nur Vergebung, sondern auch Erlösung. Er sagt: „Bei dem Herrn ist Gnade“, das heißt immer wieder Begnadigung für immer wiederkehrende Sünden, „und viel Erlösung ist bei Ihm!“ David hat beides gesucht: Vergebung und Erlösung, und er hat beides erfahren, darum ermutigt er zuletzt auch andere und sagt: „Und Er wird Israel erlösen aus allen seinen Sünden.“ Ja, wo eine Seele es mit ihrer Sünde genau genommen und Buße getan hat, bis sie Erlösung von ihr gefunden hat, da gewinnt sie Mut, zu glauben, daß es eine Erlösung gibt aus allen Sünden. Aber auch umgekehrt: wo bei einer Seele immer wieder dieselbe Sünde wiederkehrt und oft sogar noch mit größerer Macht, da liegt die Gefahr nahe, daß eine solche Seele den Kampf zuletzt ganz aufgibt und gleichgültig wird, ja sogar über die Sünde, über die sie einst die bittersten Tränen geweint hat, ohne viel Schmerzen hinweggeht. Darum sagt David nicht vergeblich, als er von seiner Sünde auf so furchtbare Weise überfallen worden war: „Nimm den Geist Deiner Heiligkeit nicht von mir!“ (Psalm 51, 13.) Gerade nach schweren Sündenfällen, denen jahrelange Kämpfe vorausgegangen sind, zeigt es sich oft, daß an die Stelle vorherigen Ernstes sich eine schreckliche Gleichgültigkeit und Empfindungslosigkeit gestellt hat. So ist es zu verstehen, warum Kinder Gottes, die einen tiefen Fall getan haben, so schwer zur Buße zu bringen sind. Sie stehen oft in einem Gefühl, als ob eine zu große Anforderung an sie gestellt worden wäre, als ob es mit ihrer Naturanlage gar nicht anders möglich gewesen wäre, als zu unterliegen. Freilich hat es bei manchen so den Anschein, und wir müssen vorsichtig sein bei unserm Urteil über solche, die erlegen sind, und selber es genauer nehmen mit jeder Regung zur Sünde, damit nicht auch wir fallen.

7. Die Buße, wie der erhöhte Christus sie predigt in den Sendschreiben der Offenbarung

Sie gilt den Rückfälligen, den rückfälligen Gemeinden, den rückfälligen Vorstehern, den rückfälligen Gliedern. Christus sagt: „Gedenke, wovon du gefallen bist!“ (Offenbarung 2, 5.) Das ist Rückfall. Wir fragen gewöhnlich, wenn ein Christ gefallen ist: In was ist er gefallen? Aber Christus geht hier tiefer und sagt: „Gedenke, wovon du gefallen bist!“ O wenn wir das übertragen auf unsere Gemeinden, wieviel Grund hätten wir da, in den Staub zu sinken und Buße zu tun vor Gott und Menschen! Wir halten Bekehrungsversammlungen für Ungläubige; aber wir sollten erst Umkehrversammlungen halten für die Gläubigen. Wir sind auf dem Punkte angekommen, wo wir das Letzte verzehren, was unsere Väter erarbeitet, erbetet und erlitten haben. Und dann!? Was lassen wir dem kommenden Geschlecht? Einen zertretenen Boden! Gewiß, das erste Gebet in unserer Fürbitte sollte sein um eine geistliche Aufweckung und Neubelebung unserer Gemeinden. Mr. Morgan, der Nachfolger von Moody (1837-1899), sagte auf einer Predigerkonferenz:

„In der Gemeinde fehlt der brennende Eifer, Seelen zu retten. Man wähnt die Zeit dafür vorbei. Die tiefen religiösen Gefühle sind der Gemeinde abhanden gekommen. Deshalb kann sie nicht mehr singen wie ehedem, deshalb weint sie keine Tränen mehr um verlorene Sünder; deshalb fühlt sie nicht den Schmerz, den brennende Liebe zu einer gefallenen Welt erzeugt; deshalb rauscht der Jubelgesang nicht mehr durchs Lager. Die Gemeinde ist wunderbar organisiert. Schönere Kapellen haben wir nie gehabt. Wir sind fertig, eine mächtige Arbeit zu verrichten; aber dabei bleiben wir stehen.“

Daneben gibt es aber doch noch viele Seelen in den Gemeinden, die jahrelang sich schon sehnen nach einer Bewegung von oben, die die Armut in ihren Kreisen erkennen und sich tief darunter beugen und warten, bis der Geist der Buße kommen kann über die Gemeinden, anfangend bei den Vorstehern.

Denn den Vorstehern wird es in der Regel am schwersten, Buße zu tun. Darum richtet sich der erhöhte Christus auch immer zuerst an sie und sagt: „So tue nun Buße!“ O, wenn einmal die Vorsteher Buße täten, so würde die Welt nicht unberührt bleiben. Und gewiß – niemand hat es so nötig, Buße zu tun, wie wir Vorsteher. Laßt uns nur einmal darüber nachdenken, was unsere Gemeinden sein wollen, sein sollen und – nicht sind! Hier könnten wir eine endlose Bußliste machen; denn der Schaden der Tochter Zion ist groß. Und daran sind vor allem wir Vorsteher schuld. Der Herr macht in den Sendschreiben die Vorsteher verantwortlich für die Schäden in den Gemeinden. Und das tut Er heute noch. Gewiß, viele geben das zu und haben sich schon lange gefragt: Wie kann das anders werden? Unser Herr sagt: „Tue Buße!“ und: „Tue die ersten Werke!“ Jede Bewegung und Neubelebung unter Gottes Volk hat angefangen mit Beugung. Es hat jemand gesagt: Die Gemeinde könnte eine Erweckung haben, wenn sie nur an ihre Untreue denken und aufrichtig ihre Sünden bekennen wollte. Aber es ist viel leichter für die Christen, leere Wiederholungen auszusprechen und die Verantwortlichkeit für die Verdammnis der Seelen auf Gott zu werfen, als sich zu demütigen, vor der Welt ihren rückfälligen und machtlosen Stand zu bekennen und die Gelübde zu erfüllen, die sie ihrem Gott gemacht haben. Gott will ein treues Volk haben, das Ihm von ganzem Herzen dient. Und wenn Er es hätte, würden bei manchem „Jericho“ die Mauern fallen.

O möge der Herr Seinem Volke den Geist des Schuldbewußtseins und der Buße senden! Möge Er ihm die Augen öffnen, daß es sehe, wovon es gefallen ist, damit es Buße tue, bis seine Missetat abgewaschen, seine Untreue vergeben und seine Lippen mit dem lebendigen Feuer berührt werden, das vom Altar Gottes genommen wird!

Zuletzt wendet sich der Herr noch an die Glieder der Gemeinden. Auch ihnen gilt der Bußruf: „Gedenke, wovon du gefallen bist!“ Damit ist nicht der Fall nach außen gemeint in eine bestimmte Sünde, sondern ein Fall im Innern, ein Rückfall im Herzen. Daß die Glut unserer Liebe abgenommen hat, daß unser Gewissen an Zartheit verloren hat, daß wir keine Macht mehr über die Sünde haben, daß unser Eifer für Gott einer kalten Nüchternheit Platz gemacht hat, daß uns der Geist der Freude und der Opferwilligkeit nicht mehr trägt, daß unsere Gemeinschaft mit Gott nicht mehr innig ist – ist das nicht ein Rückfall des Herzens, und haben wir nicht Ursache, uns tief zu beugen? Daß wir uns durch diese Diesseitigkeitsgesinnung so sehr der Welt angepaßt haben, daß uns eine gute Laufbahn, eine angesehene Lebensstellung in der Welt wichtiger ist als das Trachten nach dem Reiche Gottes und nach Seiner Gerechtigkeit – zeigt das nicht, wie weit wir abgekommen sind vom schmalen Weg der Nachfolge Jesu? Daß wir nicht die Kraft haben, gegen den Strom zu schwimmen und außerhalb des Lagers die Schmach Christi zu tragen- ist das nicht ein Zeichen geistlicher Erkrankung und Verarmung? „Gedenke, wovon du gefallen bist!“ Es ist klar: uns fehlt der Geist der Buße. Wir meinen, wir seien reich und hätten gar satt, und wissen nicht, wie arm und leer wir sind!

Noch ein Wort für Bußfertige:

Laß deine Buße gründlich sein; sage nicht wie Saul: „Ich habe Gesündigt- aber… 1“ (1. Samuel 15.) Das ist geteilte Buße, wenn man hinter sein Bekenntnis gleich ein „Aber“ setzt. Mach es nicht wie Israel, das, zwanzig Jahre hinter Jehova her wehklagte und doch nicht seine Götzen aufgab (1. Samuel 7). Die Buße ist eine Tat, wie die Sünde eine Tat war. Es heißt nicht: fühlt Buße, sondern tut Buße! Räume nicht neunundneunzig Steine aus dem Wege, während du einen, den größten, liegenläßt. Bekenne zuerst die Sünde, die dir das Bekennern am schwersten macht und die du am unliebsten sagst. Gib nicht das unrechte Gut, das in deiner Hand ist, in die Opferbüchse, das wäre ein räuberisches Brandopfer (Jesaja 61, 8), sonder dem es gehört, mit einem „Fünfteil“ mehr zurück, so verlangt es die Schrift (3. Mose 5, 21-24). Nur wenn die Betreffenden nicht mehr zu finden sind, ist es erlaubt, dieses in unsere Hand gekommene Gut den Armen zu geben. Daniel sagt zu Nebukadnezar: ,,Mach dich los von deiner Ungerechtigkeit durch Barmherzigkeit gegen Arme“ (Dan 4,24) Sei sehr treu in diesem Stück; denn unrecht Gut an sich zu bringen, nennt die Schrift „,Untreue begehen an Gott“(3. Mose 5,21) und stehlen nennt sie: „Sich Vergreifen an den Namen Gottes“ (Sprüche 30, 9). Achan vergriff sich an dem Verbannten und brachte sich in den Tod und ganz Israel in den Bann (Josua 7). Fürchte dich nicht vor einer rückhaltlosen Buße in diesem Stück; denn den Aufrichtigen läßt Gott es gelingen, und den Demütigen gibt Gott Gnade. Gott waltet in besonderer Gnade über Bekenntnissen. Freilich gibt es auch Fälle, wo es besser ist, wenn ein Bekenntnis unterbleibt. Wenn jemand willig ist, sich zu demütigen, aber sieht, daß er durch sein Bekennen nicht einen Schaden gutmachen, sondern nur noch einen neuen hinzufügen würde, so darf in solchen Fällen das Bekenntnis unterbleiben. Auf alle Fälle aber muß er diese Sache einer Priesterseele offenbaren, damit es auf diese Weise ans Licht gebracht und gestraft wird. Denn Heimlichkeit ist die Macht der Sünde. In dem Buch: „Wie waren die ersten Christen?„ lesen wir, daß, wenn jemand sich der Gemeinde anzuschließen wünschte, ein Ältester der Gemeinde den Betreffenden beiseite nahm, mit ihm fastete und betete, bis sein ganzes Leben durchgebetet und ins göttliche Licht gestellt war. So wurde der Erweckte ganz von selbst dazu angetrieben, sich von seinen bisherigen Sündenbanden zu lösen durch Bekenntnis seiner Sünden und durch Gutmachen des begangenen Unrechts. Und auch wir müssen einmal so zuwege gehen und unser Leben durchbeten Jahr für Jahr, soweit der Geist mit uns zurückgeht, und müssen alle geradelegen, worauf Er Seinen Finger legt. Dann können wir, wie in Hiob 11“ 13-19 gesagt ist: „Umschau halten…, und nichts wird uns mehr schrecken.“ Kannst du Umschau halten unter den Menschen, den Häusern, den Werkstätten usw., wo du hindurchgegangen bist, und schreckt dich nichts mehr? Kann im Blick auf deine Vergangenheit von dir gesagt werden wie von Noah: „Und Gott schloß hinter ihm zu!“?

O wohl dir, wenn du den Segen eines gereinigten Gewissens genießen darfst. Du gehörst zu den Glücklichsten der Erde. Und du wirst es bezeugen, daß Buße ein himmlisches Geschenk ist.

(Georg Steinberger)

Quelle: Glaubensstimme – Christliche Texte aus 2000 Jahren