An die Leser

Nehmt sie hin, die kleinen Lieder!
– Aus des Herzens warmer Fülle
Keimten sie in frommer Stille,
Können’s nimmer deutlich sagen,
Was sie in die Welt getragen.

Lieder sind wie Maiesblüthen;
Hat ein Lichtstrahl sie befreiet:
Sind sie schnell zum Kranz gereihet,
Wollen ein geliebtes Leben
Gern mit Duft und Glanz umgeben.

Lieder sind behende Boten;
Ziehen hin wie Noah’s Taube,
Ausgesandt in Lieb‘ und Glaube,
Wollen gern mit lichten Schwingen
Zur ersehnten Heimath dringen.

Woll’t sie freundlich denn empfangen,
Die mit Friedensgruß und frommen,
Guten Willen zu Euch kommen!
Wo sie eine Heimath fanden,
Wird ihr Sehnen wohl verstanden!

Quelle: Gedichte von Agnes Franz. Erster Theil, Hirschberg, gedruckt und im Verlage bei C.W.J. Krahn (Bayerische Staatsbibliothek, München)
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Eingestellt am 26.12.2021