Schuld und Strafe sind erlassen (Hiller)

Da jammerte den Herrn desselbigen Knechts und ließ ihn los und die Schuld erließ Er ihm auch. Matth. 18, 27.

Wie wohl ist einer Seele, die dieses erfahren hat und sich dessen im Sterben trösten kann.

Mel.: O Durchbrecher aller Bande.

1) Schuld und Strafe sind erlassen;
Gott erbarmt sich über mich.
Dies Wort darf ich Sünder fassen;
und mein Glaube freuet sich.
Lobe Gott, befreite Seele,
diese Schenkung ist so groß:
Seine gnädigen Befehle
machen mich von Ketten los.

2) Meine Rechnung ist vollendet,
weil ein reicher Bürge kam,
der Sein teures Blut verwendet,
und die Zahlung auf Sich nahm.
Nicht ein Heller blieb mir stehen,
Millionen sind gebüßt.
O wie wäre mir geschehen,
wenn ich selber büßen müßt‘!

3) O wie hat der Schulden Menge
mich in tausend Not gebracht,
wie hat mir des Könige Strenge
und mein Armsein bang gemacht!
Aber Gott ließ Sich erbitten,
da ich Ihm den Fußfall tat,
weil mein Bürge in der Mitten
selber für den Schuldner bat.

4) Nunmehr darf ich wieder leben
kein Verkaufen ficht mich an;
Alles hat Gott mir vergeben,
Alles Jesus abgetan.
Darauf kann ich froh erblassen:
meine Seele tröstet sich:
„Schuld und Strafe sind erlassen,
Gott erbarmt Sich über mich!“

Liedtext: Philipp Friedrich Hiller (1699-1769)
Melodie: Freylinghausen, Halle 1704 O Durchbrecher aller Bande

Quelle:

Hiller, Philipp Friedrich, Geistliches Liederkästlein zum Lobe Gottes, Zweiter Teil, zum 14. August, bei J.B. Müller, Stuttgart 1833

Lied Nr. 19, in: Christliches Hausbüchlein. Von Pfarrer Gottlob Baumann in Kemnat. Eine Sammlung meist alter, bewährter Gebete und Lieder, besonders über die Heilsordnung, 15. Auflage, Seite 75. Verlag der Evangelischen Gesellschaft, Färberstraße 2,  Stuttgart 1910.

Eingestellt am 14. Oktober 2021