Wer im Herzen will erfahren (Lorenzen)

1) Wer im Herzen will erfahren,
Und darum bemühet ist,
Daß der König, Jesus Christ,
Sich in ihm mög‘ offenbaren,
Der muß suchen in der Schrift,
Bis er diesen Schatz antrifft.

2) Er muß gehen mit den Weisen,
Bis der Morgenstern aufgeht,
Und im Herzen stille steht;
So kann man sich selig preisen,
Weil des Herren Angesicht
Glänzt von Klarheit, Recht und Licht.

3) Denn wo Jesus ist geboren,
Da erweiset sich gar bald
Seine göttliche Gestalt,
Die im Herzen war verloren;
Seine Klarheit spiegelt sich
In der Seele kräftiglich.

4) Alles Fragen, alles Sagen
Ist von diesem Jesulein,
Und von dessen Gnadenschein,
Dem sie fort und fort nachjagen,
Bis die Seele in der Tat
Diesen Schatz gefunden hat.

5) Ach! wie weit sind die zurücke,
Die nur fragen in der Welt:
Wo ist Reichtum, Gut und Geld,
Wo ist Anseh’n bei dem Glücke,
Wo ist Wollust, Ruhm und Ehr‘?
Und noch solcher Torheit mehr.

6) Ja, unselig sind die Herzen,
Und in ihrem Wandel blind,
Die also beschaffen sind,
Weil sie diesen Schatz verscherzen,
Und erwählen einen Kot,
Der nichts hilft in Not und Tod.

7) Auch heißt nicht, nach Jesu fragen,
Wenn man nur zur Kirche geht,
Und in der Versammlung steht;
Oder eine Beicht‘ hersagen,
Und darauf zum Nachtmahl gehn,
Meinend, dann sei g’nug geschehn;

8) Nein, wenn dies in deinem Leben
Nach Gewohnheit nur geschicht,
So ist’s noch nicht ausgerich’t:
Du mußt dich Gott ganz ergeben,
Und im Glauben Nacht und Tag
Deinem Jesus folgen nach.

9) Denn so läßt er sich bald finden
In dem Tempel, bei der Beicht‘,
In dem Nachtmahl, und erzeigt,
Daß die vorbegang’nen Sünden
Sind vergeben, und sein Blut
Reinigt Seele, Geist und Mut.

10) Dann so kann man freudig treten
Zu dem Gnadenstuhl und Thron,
Und den König in der Kron‘,
Als ein treuer Knecht anbeten,
Der nichts suchet auf der Welt,
Als was seinem Herrn gefällt.

11) Jesu, laß mich auf der Erden
Gar nichts suchen, als allein,
Daß du mögest bei mir sein,
Und ich dir mög‘ ähnlich werden
In dem Leben dieser Zeit,
Und in jener Ewigkeit.

12) So will ich mit allen Weisen,
Die die Welt für Toren acht’t,
Dich anbeten Tag und Nacht,
Und dich loben, rühmen, preisen,
Liebster Jesu, und vor dir,
Christlich wandeln für und für.

Liedtext: Lorenz Lorenzen (1660-1722)
Melodie: Ach was soll ich Sünder machen
ursprünglich auf ein weltliches Lied (Hirtenlieder, Altdorf 1653)
Andere Melodie: „Sollt ich meinem Gott nicht“
Ein Unpartheyisches Gesang-Buch, 1804

Quelle:

Lied Nr. 73: Erbauliche Lieder-Sammlung zum gottesdienstlichen Gebrauch in den Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Gemeinen in Pennsylvanien und den benachbarten Staaten, sammlet, eingerichtet und zum Druck befördert durch das hiesige Deutsche Evangelisch-Lutherische Ministerium. Achte vermehrte und mit einem Melodien-Register versehene Auflage. D. Heinrich Melchior Mühlenberg (Editor); Germantaun [Pa.], Gedruckt bey M. Billmeyer, 1826 (externe Links zu Hymnary.org)

Weblinks und Verweise

Lied Nr. 144, Kapitel „Auf die Erscheinung Christi“ (Epiphaniasfest), in: Zwickauer (evangelisches) Gesangbuch. Verlag R. Zückler, Zwickau, 1864

Lied Nr. 167, in: Gesangbuch für die evangelische Kirche in Württemberg, Schmuckausgabe, S. 175f. (Verlagskontor des evangelischen Gesangbuchs, Stuttgart 1912)

Notensatz, 4stimmig, ohne Text (Altdorf, pdf, externer Link zu Hymnary.org)

Audiofiles der Melodie (midi, mp3, externer Link zu Hymnary.org)

Eingestellt am 11. April 2023