2. Mose 21, 5+6 (Hiller)

Spricht aber der Knecht: Ich habe meinen Herren lieb und mein Weib und Kind, ich will nicht frei werden, so bringe ihn sein Herr vor die „Götter“ [Obrigkeit] und halte ihn an die Tür oder den Pfosten und bohre ihm mit einem Pfriem durch sein Ohr, und er sei sein Knecht ewig. (2. Mose 21, 5f.)

Du mußt es machen wie ein erkaufter Knecht im Alten Testament (2. Mose 21, 5f.): Solcher hatte im siebenten Jahr die freie Wahl auszugehen oder nicht. Wenn er aber sagte, Ich habe meinen Herrn lieb, ich will nicht frei werden: so mußte ihn sein Herr vor die Götter, das ist, für [vor] die Obrigkeit bringen, ihn da an die Türe oder Pfosten halten, und ihm mit einer Pfrieme [Spitzbohrer, Stichel] durch sein Ohr bohren, daß er sein Knecht sei ewig. Deine Verpflichtung, die Du gegen Christo, deinem HErrn, der dich erkauft hat, vor der Gemeinde öffentlich getan hast, ist noch wichtiger als ein Zeichen an einem durchbohrten Ohr zur leiblichen Knechtschaft.

Dieses bedenke fleißig, und sprich: Ich habe meinen HErrn JEsum lieb, und will nicht frei von Ihm werden. Du mußt es machen wie die Ruth ihrer Schwieger antwortete (Ruth 1, 16): „Wo du bleibst, da bleibe ich auch, wo du hingehst, da will ich auch hingeben; dein Volk ist mein Volk und dein GOtt ist mein GOtt; der Tod muß mich und dich scheiden“. Ein solch getreues Herz und unbeweglichen Vorsatz bezeuge du auch gegen deinem HErrn JEsu. Wenn dich jemand verleiten will, so sage ihm: Rede mir nicht ein, daß ich meinen lieben Heiland verlassen sollte. Kehre dich von einem solchen Verführer hinweg und sage zu deinem HErrn: Wie du gewesen bist in der Welt, so will ich auch sein; wo du bist, da werde ich auch sein; dein GOtt und Vater ist auch mein GOtt und Vater; der Tod selbst kann mich nicht scheiden. Das wird Ihm gewiß wohl gefallen, und Er wird dir viel bessere Ruhe schaffen als Naemi ihrer Söhnerin verschafft hat.

Sage Ihm:

Ich bin nun nicht mehr mein,
Ich bin dein eigen.
Ich will es ewig seyn,
Und will es zeigen.

Du hast das Recht an mich
Bis zum Erkalten,
Kein Herr kann seinen Knecht
So gnädig halten.

(Philipp Friedrich Hiller)

Quelle:

Nützliches Angedenken für Confirmirte, auf Begehren verfertigt von M. Philipp Friedrich Hiller, Pfarrern zu Steinheim bey Heydenheim. Stuttgart, im Verlag Johann Benedict Mezlers, 1768. [S. 26ff. Digitalisat]


Eingestellt am 13. Mai 2024