Dem großen Gott stirbt Keiner (Zeller #18)

Dem großen Gott stirbt Keiner.
Vor ihm giebts keinen Tod!
Ach, aber unser Einer
Ist stets von ihm bedroht;
Er will die Liebsten rauben,
Er nimmt uns selber fort,
Vor seinem Droh’n und Schnauben
Beschirmet uns kein Hort.

Vom Wiegenlied zur Bahre,
Welch eine Hand voll Zeit!
Für Gott sind tausend Jahre
Ein einzig göttlich Heut‘;
Eh denn die Berge worden,
Die Erde und die Welt,
Hat er an heim’schen Orten
Die Herberg uns bestellt.

Er rufet und wir kommen,
Er ruft und wir sind da;
Und wann es uns will frommen,
Ist unser Ende nah;
Er bleibt der Gott der Väter,
Die einst gewesen sind,
Des Lebens Stellvertreter
Bis zu dem letzten Kind.

Geh hin in deine Kammer
Und schließ die Thüre zu!
Verbirg nur deinen Jammer,
Der Sturm ist weg im Nu;
Es kommt dein Herr und König,
Er zürnet nicht mit dir;
Harr aus und duld ein wenig!
Sein Wort bleibt dein Panier.

Sieh, deine Todten leben,
Sie kommen einst zu Hauf,
Von Erd und Schlaf umgeben;
O wachet fröhlich auf!
Es stürzt das Land der Todten
Der überstarke Held,
Und seine Lebensboten
Gehn durch das grüne Feld.

Von allen Angesichtern
Wischt er die Thränen ab,
Es strahlt von Himmelslichtern
Um seines Volkes Grab!
Er hat den Tod verschlungen,
Es kommt die gute Zeit;
Es ist der Sieg gelungen
Der sel’gen Ewigkeit.

Liedtext: Albert Zeller (1804-1877)

Albert Zeller (1804-1877)

Quelle: Albert Zeller, Lieder des Leids, S. 32-34. (Druck und Verlag von Georg Reimer, Berlin 1865) [Digitalisat]

Schriftstellen

Eins aber sei euch unverhalten, ihr Lieben, daß ein Tag vor dem HERRN ist wie tausend Jahre, und tausend Jahre wie ein Tag. (2. Petrus 3, 8)

Wenn aber du betest, so gehe in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater im Verborgenen; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir’s vergelten öffentlich. (Matth. 6, 6)

Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. (Offb. 21, 4)

Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg? (1. Kor. 15, 55)

Eingestellt am 1. Mai 2022 – Letzte Überarbeitung am 7. Juni 2022