Carl Johann Philipp Spitta (* 1. August 1801 in Hannover; † 28. September 1859 in Burgdorf) war ein deutscher lutherischer Theologe und Dichter.
Leben
Philipp Spitta entstammte vermutlich einer französischen Hugenottenfamilie. Er begann nach dem Besuch des Gymnasiums eine Lehre als Uhrmacher. Nach dem Abbruch dieser Lehre studierte er von 1821 bis 1824 Theologie an der Universität Göttingen. Einer seiner Weggefährten zu dieser Zeit war Heinrich Heine, dem er in einem poetischen Freundeskreis begegnete. Während seines Studiums wurde er 1822 Mitglied der Alten Göttinger Burschenschaft und gehörte der burschenschaftlichen Pideritschen Gesellschaft an.
Nach dem bestandenen ersten Examen übernahm er die Stelle eines Hauslehrers nahe Lüneburg. Tätigkeiten als Hilfsgeistlicher 1828 in Sudwalde, später als Gefängnisseelsorger und Garnisonprediger in Hameln folgten. Nebenher war er als Sekretär für den Christlichen Verein im nördlichen Deutschland tätig. 1836 übernahm er eine Pfarrstelle in Wechold (heute Ortsteil von Hilgermissen/Niedersachsen). Im Jahre 1847 übertrug man Spitta das Amt des Superintendenten in Wittingen. Sechs Jahre später wurde er Superintendent in Peine.
1855 verlieh ihm die Theologische Fakultät Göttingen als Anerkennung seines pastoralen Lebens und Wirkens die Ehrendoktorwürde. Im Jahre 1859 kam Spitta als Superintendent nach Burgdorf.
Spitta schrieb zahlreiche Kirchenliedtexte im Geist der lutherischen Erweckungsbewegung. Sie zeichnen sich durch Tiefe des Inhalts, Echtheit der Sprache und Sicherheit der Form aus. Viele davon sind bis heute lebendig.

Spittadenkmal von Siegfried Zimmermann vor der Superintendentur in Burgdorf. Die Harfe spielt an auf Spittas Liedersammlung „Psalter und Harfe“.
Familie
Spittas Eltern waren Lebrecht Wilhelm Gottfried Spitta (* 1754 in Braunschweig; † 1805 in Hannover), Kaufmann und Sprachlehrer, und dessen Frau, Henriette Charlotte Frommen (* 1759 in Hannover; † 15. März 1847 ebenda). Sie war eine Enkelin des Hannoveraner Bankiers David Michael David, dessen Bankhaus später in der Deutschen Bank aufging. Nach dem frühen Tod des Vaters heiratete die Mutter in zweiter Ehe Georg Jacob Knocke.
Sein Bruder Heinrich Spitta (* 1799 in Hannover; † 1860 in Rostock) war Dr. med., ordentlicher Professor für (gerichtliche) Arzneikunde und Physikus und Ordinarius für Therapie in Rostock.
Zwei seiner Söhne, die aus der Ehe mit Johanna Maria Hotzen hervorgingen, haben sich ebenfalls einen Namen gemacht: Friedrich Spitta wurde ein bedeutender Theologe; Philipp Spitta erlangte als Musikwissenschaftler Bedeutung.
Ein weiterer Sohn, Ludwig Otto Adelbert Spitta (* 27. November 1845 in Wechold; † 27. Mai 1901 in Hameln), war Pastor in Hameln, am Marienstift (Braunschweig) und in Nette. Von 1872 bis 1881 wirkte er als Pastor sec in Bergen (Landkreis Celle). Berühmt wurde er durch seine Predigten mit historischen, orts- und regionalgeschichtlichen Ausführungen, die auch als Buch mit 1875 gehaltenen Predigten und Vorträgen erschienen sind.
Werke
Schriften
- Sangbüchlein der Liebe für Handwerksleute, 1824, Digitalisat
- Psalter und Harfe. Eine Sammlung christlicher Lieder zur häuslichen Erbauung, zwei Bände, Pirna und Leipzig 1833 und 1843. 4. Auflage Digitalisat – 23. Auflage Digitalisat
- (ohne Autorangabe) Biblische Andachten, hrsg. von dem christlichen Vereine im nördlichen Deutschland, zwei Bände, Halle 1836 und 1839.
- Nachgelassene geistliche Lieder, Leipzig 1861, Digitalisat
Lieder
- Am Ende ist’s doch gar nicht schwer (Psalter und Harfe)
- Bei Dir, Jesu, will ich bleiben (EG 406)
- Bleibt bei dem, der euretwillen
- Du reicher Gott und Herr (Gib mir dein Herz)
- Ein lieblich Los ist uns gefallen
- Es kennt der Herr die Seinen (1843, EG 358)
- Fraget doch nicht, was mir fehle (Psalter und Harfe)
- Freuet euch der schönen Erde (1827, EG 510)
- Geist des Glaubens, Geist der Stärke (1833, EG 137)
- Gottes Stadt steht fest gegründet (1843, EKG Rheinland-Westfalen-Lippe 477)
- Herzenkündiger, du mein Gott und Herr
- Ich steh in meines Herren Hand (1833, EG 374)
- Ich und mein Haus, wir sind bereit (1827, EKG 173)
- In der Angst der Welt will ich nicht klagen
- Kehre wieder, kehre wieder
- O du, den meine Seele liebt
- O Jesu, meine Sonne
- O komm, du Geist der Wahrheit (1827/1833, EG 136)
- O selig Haus, wo man dich aufgenommen
- O Vaterhand, die mich so treu geführet
- O wie freun wir uns der Stunde
- O wie leicht und ohne Mühen
- Stimm an das Lied vom Sterben (Psalter und Harfe)
- Wandle leuchtender und schöner (Psalter und Harfe)
- Was macht ihr, daß ihr weinet (Bremer Gesangbuch 1925)
- Wie wird uns sein
- Wo ist ein Vater, Gott, wie Du
- Wort des Lebens, laut’re Quelle
Literatur
in der Reihenfolge des Erscheinens
- L. U.: Spitta, Karl Johann Philipp. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 35, Duncker & Humblot, Leipzig 1893, S. 204–208.
- Cornelius K. Conrad Münkel: Karl Johann Philipp Spitta. Ein Lebensbild. Friese, Leipzig 1861 (Digitalisat).
- Ludwig Spitta: Karl Johann Philipp Spitta. 1889.
- Wilhelm Rothert: Allgemeine Hannoversche Biographie, Band 2: Im Alten Königreich Hannover 1814–1866. Sponholtz, Hannover 1914, S. 467–480.
- Walter Schmithals: Karl Johann Philipp Spitta. Briefe an seine Braut (1836–1837). Aus Anlass des 150. Todestages des Dichters. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2008.
- Detlef Klahr: Glaubensheiterkeit. Carl Johann Philipp Spitta (1801–1859). Theologe und Dichter der Erweckung. Zweite Auflage. V & R unipress, Göttingen 2009, ISBN 978-3-89971-569-9.
- Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band II: Künstler. Winter, Heidelberg 2018, ISBN 978-3-8253-6813-5, S. 653–655.
Einzelnachweise
- Ulrike Schilling: Philipp Spitta. Leben und Wirken im Spiegel seiner Briefwechsel. Mit einem Inventar des Nachlasses und einer Bibliographie der gedruckten Werke. Bärenreiter, Kassel 1994, ISBN 3-7618-1181-0, S. 9.
- Ludwig Otto Adelbert Spitta: Aus der Geschichte der St. Lamberti-Gemeinde zu Bergen bei Celle.
Weblinks
Commons: Carl Johann Philipp Spitta – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Literatur von und über Philipp Spitta im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Philipp Spitta in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Bei dir, Jesu, will ich bleiben
Seite „Philipp Spitta“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 10. Februar 2020, 20:09 UTC. (Abgerufen: 26. März 2020, 18:05 UTC)
Verweise
Käte Hardeland: Philipp Spitta – Der Sänger von „Psalter und Harfe*“ (Band 121/122 der Sammlung „Zeugen des gegenwärtigen Gottes„): (Download dieses Buches als pdf von sermon-online.de).
Aus diesem Buch stammt der nachfolgende Klappentext:
Philipp Spitta gehört zu den wenigen Glaubenszeugen, die in der dürren Zeit des Rationalismus durch ihre kraftvollen Predigten die Seelen aus dem nüchternen Vernunftglauben aufweckten. Schon der Knabe spürte ein ernstes Verlangen nach Gott; doch konnte der Religions- und Konfirmandenunterricht seine Seele nicht stillen, und auch dem Göttinger Studenten boten die dortigen Professoren S t e i n e statt Brot. Erst dem Studium der Bücher des gläubigen Professors Tholuck verdankte er seinen Durchbruch zum lebendigen Glauben.
Schon früh erwachte in ihm noch eine besondere Begabung: Musik und Dichtkunst. Als junger Hauslehrer in Lüneburg erlebte Spitta einen regelrechten „Dichterfrühling“: Hier entstanden die meisten seiner Lieder, die dann gesammelt unter dem Titel „Psalter und Harfe“ auch im Druck erschienen. Viele von ihnen leben noch heute weiter als kostbarer Schatz unserer evangelischen Kirche; einige sind auch in das neue Kirchengesangbuch aufgenommen worden. Auch als Prediger des Evangeliums entfaltete Spitta eine segensreiche Tätigkeit, bis ihn der Herr im Alter von erst 58 Jahren abrief in die Ewigkeit, von der er einst gesungen:
Wie wird uns sein, wenn endlich nach dem schweren,
doch nach dem letzen ausgekämpften Streit
wir aus der Fremde in die Heimat kehren
und einzieh’n in das Tor der Ewigkeit.
* Psalter und Harfe. Eine Sammlung christlicher Lieder zur häuslichen Erbauung von CARL JOHANN PHILIPP SPITTA. Vierte Auflage, mit Stereotypen. Leipzig, im Verlag von August Robert Friese, 1836. [Digitalisat]