Vorbemerkung

Es werden viele unter dem Eindruck stehen, daß gegen die sogenannte Pfingstbewegung genug geschrieben ist. Diesen Eindruck habe auch ich und habe daher vieles von dem, was in der letzten Zeit gedruckt und herausgegeben wurde, gar nicht mehr gelesen.

Wie kommt es nun aber, daß ich  d e n n o c h  schreibe?

Als ich vor einigen Monaten die Oktobernummer der „Pfingstgrüße“ bekam, empfand ich es schwer, daß die Bewegung noch immer weiter um sich greift. Es tat mir leid, daß Bruder Regehly als Redakteur zeichnete und einen Einleitungsartikel brachte, der die Überschrift trug: „Ein neuer Anfang.“ Seit jener Stunde habe ich den HErrn gebeten, mir zu zeigen, ob es wohl nach Seinem Willen sei, wenn ich einige meiner Erfahrungen, die ich in der Pfingstbewegung gemacht habe, veröffentlichen würde. Ich habe auch, nachdem ich die Freudigkeit zur Veröffentlichung erhalten habe, diesen Plan immer wieder dem HErrn ausgeliefert, denn daß diese Arbeit keine angenehme und leichte für mich ist, wird mir jeder Leser nachfühlen können.

Für die Veröffentlichung der nachfolgenden Zeilen habe ich vier Gründe:

1. Ich habe die Hoffnung zu Gott, daß diese Zeilen mithelfen, daß einige der jetzigen Träger der Bewegung Licht bekommen über die Irreführung, in der sie sich gegenwärtig befinden, und ich schreibe diese Schrift, nachdem ich im Kämmerlein öfters mit Tränen zu Gott gerufen: „HErr, führe sie heraus!“

2. Vielleicht kann diese Schrift eine Mithelferin sein, daß manche Geschwister, die jetzt noch in der Bewegung stehen oder gar Träger von Geistesgaben sind, von diesem Irrgeist befreit werden.

3. Viele Gotteskinder und namhafte Männer innerhalb der Gemeinschaftsbewegung (ich erinnere an die Herausgeber des deutschen Gemeinschaftsblattes) nehmen noch immer eine abwartende, wenn nicht gar freundliche Stellung zur Pfingstbewegung ein. Gerade diese abwartende Stellung bereitet der Bewegung noch weiteren Boden und trägt wesentlich dazu bei, daß unsere Gemeinschaftskreise sich noch lange mit diesem Geist
auseinander zu setzen haben. Möchten sich diese Geschwister und besonders die eben
genannten leitenden Brüder ihrer großen Verantwortung bewußt sein, die sie tragen,
wenn sie nach so vielen ernsten Warnungen sich noch als Wegbereiter für diesen Geist
gebrauchen lassen. Da diese Geschwister, die noch eine neutrale Stellung einnehmen,
gewiß bestrebt sind, sich ein richtiges Urteil zu bilden, so hoffe ich, daß diese Schrift
dazu mithelfen wird, einzelnen ein abschließendes Urteil zu verschaffen.

3. Schreibe ich diese Schrift auch deshalb, um künftig von jeder Verantwortung dieser Bewegung gegenüber frei zu sein. Ich habe ja im Jahre 1907 einen Widerruf veröffentlicht, dem ich heute noch durchaus zustimmen kann. Ich bin oft aufgefordert worden, in etwas ausführlicherer Weise gegen die Bewegung Stellung zu nehmen, ich wollte das aber nicht tun, bevor ich abschließende Klarheit hatte. Diese hat mir der HErr geschenkt, und so habe ich das Vertrauen zu Ihm, daß diese Schrift, die nicht übereilt zur Veröffentlichung kommt, mithelfen wird, daß irrende Brüder wieder zurechtgebracht werden.

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Aus: Dallmeyer, Heinrich / Schrenk, Elias: Erfahrungen in der Pfingstbewegung, Neumünster, [1909]