Stille Schar, dein schöner Gang (Majer)

Gemeinschaft der Heiligen

1) Stille Schar, dein schöner Gang
Und dein Erbe
Sei mein lieblichster Gesang
Bis ich sterbe.
Sei ein Zeuge von der Welt,
Daß, wer es mit Jesu hält,
Nicht verderbe!

2) Erdenbürger, schauet auf!
Weicht zurücke!
Seht der Herde schönen Lauf,
Wünscht ihm Glücke!
Macht den Heeren Gottes Bahn,
Daß vor ihnen jedermann
Tief sich bücke.

3) Doch nicht also, Sulamith,
Kein Gepränge,
Still, nicht rauschend, sei dein Schritt
Durch’s Gedränge!
Weg mit allem Glanze hier,
Dennoch wisse, daß es dir
Einst gelinge!

4) Liebe gern die Niedrigkeit,
Sei unmächtig.
Halte Erden-Herrlichkeit
Als verdächtig.
O, gedenke früh und spat:
Was ein Kreuz zur Wurzel hat,
Ist nicht prächtig.

5) Held und Haupt! Du wähltest dir
Auch die Hülle.
Herrschen, glänzen war ja hier
Nicht dein Wille.
Unter Leiden sahe man
Dich auf deiner Heldenbahn
Stumm und stille.

6) Wie der Held, so seine Schar
Hier auf Erden.
Denn sie soll ihm ganz und gar
Ähnlich werden.
Als ein Rätsel jedermann
Folgen still auf seiner Bahn
Seinen Herden.

7) Doch, warum so kümmerlich?
Heilge Heere!
Weichen, schweigen, bücken sich,
– Bringt das Ehre?
Streitend singen sie vom Sieg,
Und doch sieht man in dem Krieg
Keine Wehre.

8) Ihre Rüstung, wenn auf sie
Feinde schnauben,
Heißet kurz: ‚Geduld ist hie,
Hie ist Glauben!‘
Diese Waffen läßt man sich,
Geht es noch so kümmerlich,
Doch nicht rauben.

9) Heere Gottes! seltsam sind
Eure Waffen:
Wehrlos stehen, wie ein Kind,
Nur nicht schlafen.
Still im Krieg und unmachtvoll,
Hoffen, glauben, dieses soll
Sieg verschaffen?

10) Schwaches Volk! Zum heilgen Streit
Auserlesen!
Mutig! es ist nimmer weit
Zum Genesen.
Deines Helden Ehrentag
Wird das Rätsel deiner Plag‘
Schnell auflösen.

11) Stärk die Hände, fürchte nicht
Hoffnungs-Spötter.
Denk, es eilet das Gericht,
Sturm und Wetter!
Ismaels Geschlechte bebt,
Und du jauchze, denn es lebt
Dein Erretter!

12) Herrlich wirst du einmal sein.
Goldne Stücke,
Weiße Kleider, weißer Stein.
Schärf die Blicke!
Eil der Helden Heimat zu,
Leide dich, einst siehest du
Froh zurücke!

Liedtext: Johann Ulrich Majer (1751-1794)
Melodie: Johann Michael Haydn (1737-1806)
„Meine Seele sehnet sich“

Quellen:

Lied Nr. 50, in: Christliches Hausbüchlein. Von Pfarrer Gottlob Baumann in Kemnat. Eine Sammlung meist alter, bewährter Gebete und Lieder, besonders über die Heilsordnung, 15. Auflage, Seite 100f. Verlag der Evangelischen Gesellschaft, Färberstraße 2,  Stuttgart 1910.

Lied Nr. 1130, in: Evangelischer Liederschatz für Kirche, Schule und Haus. Eine Sammlung geistlicher Lieder aus allen christlichen Jahrhunderten. Gesammelt und nach den Bedürfnissen unserer Zeit bearbeitet von M. Albert Knapp, Stadtpfarrer zu St. Leonhard in Stuttgart. Zweite, ganz umgearbeitete Ausgabe, Seite 508.
Stuttgart und Tübingen. J. G. Cotta’scher Verlag, 1850. [Digitalisat]

Johann Ulrich Majer (* 1751 in Nattheim, Herzogtum Württemberg; † 1794) war ein deutscher evangelisch-lutherischer Pfarrer und Liederdichter. Majer war zwischen 1786 und 1794 Pfarrer in Grünwettersbach.

Johann Michael Haydn (* 14. September 1737 in Rohrau, Erzherzogtum Österreich; † 10. August 1806 in Salzburg) war Komponist und Bruder von Joseph Haydn und Johann Evangelist Haydn.

Weblinks und Verweise

Michael Haydn bei Wikipedia (DE)

Liedeintrag bei Die christliche Liederdatenbank

Lied Nr. 374: Glaubenslieder aus dem Reichsliederbuch (mit midi-Sequenz, zip_File, externer Link zu jose-online.eu)

Notensatz, 4stimmig (Meine Seele sehnet sich, Reichslieder 1909, Nr. 443, pdf, mp3-File, externer Link zu liederindex.de)

Eingestellt am 22. Mai 2022 – Letzte Überarbeitung am 27. Juli 2022