Und es soll geschehen, wer des HERRN Namen anrufen wird, der soll errettet werden. Denn auf dem Berge Zion und zu Jerusalem wird eine Errettung sein, wie der HERR verheißen hat, auch bei den andern übrigen, die der HERR berufen wird. (Joel 2, 32 [3, 5 LUT 2017])
Der erste Teil dieses Kapitels ist eine Weissagung von dem König zu Babel – und einesteils eine Beschreibung, wie gräulich er das Land Israel verwüsten werde. Denn es heißt, vorher sei das Land wie ein schöner Lustgarten gewesen, aber hernach werde es im Gegenteil wie eine wüste Einöde sein. Und darum wird auch die Zeit, da solches geschehen werde, ein finsterer Tag, ein dunkler Tag, ein wolkiger Tag, ein nebliger Tag genannt.
Damit nun hierinnen die damaligen Israeliten dem Propheten desto mehr glauben möchten, so gibt er andernteils auch eine Beschreibung der entsetzlichen Macht, mit welcher der König von Babel werde angezogen kommen, und sagt, daß dieselbe nicht etwa nur allein kommen werde, sondern daß der HErr auch Seinen Donner vor solchem Heer des Königs zu Babel hergehen lassen – und demselben also wider die Israeliten streiten helfen wolle, wofern sie dem nicht noch beizeiten zuvorkämen durch wahre und rechtschaffene Buße.
Darum vermahnt er sie aber auch zu solcher Buße – und macht davon den andern Teil dieses Kapitels – und heißt sie in solcher Buße fein alle miteinander, Jung und Alt, Groß und Klein, Priester und Volk, sich vereinigen – und dieselbe nicht etwa nur im äußerlichen Schein bestehen zu lassen, sondern „zerreißet eure Herzen“, spricht er, „und nicht (nur) eure Kleider!“ – Unter solchem Zerreißen der Herzen versteht er schmerzliche Reue und Leid über die begangenen Sünden, und daß demnach die Israeliten in denselben nicht noch länger fortfahren, sondern davon ablassen – und sich von denselben von ganzem Herzen bekehren sollen.
Es haben nämlich alle Sünder wohl Ursache, sich ihre Sünden also reuen und leid sein zu lassen – und ihr Herz über dieselben zu zerreißen, auch dann, wenn sie keine Strafe für dieselben zu befürchten und zu gewarten haben, sondern nur bedenken, wie heftig sie Gott den Herrn durch dieselben beleidigt, und was für Böses sie Ihm für alle die vielen Wohltaten, welche sie Ihm verdanken, durch ihre Sünden vergolten haben.
Nun aber auch das noch hinzukommt, daß Gott die Sünden keineswegs ungestraft lassen, sondern für dieselben, wenn nicht beizeiten Buße getan wird, allerdings gar hart strafen will, und zwar in Zeit und Ewigkeit, – so will um deswillen den Sündern noch desto mehr gebühren, ihre Herzen mit schmerzlicher Reue und Leid über ihre Sünden zu zerreißen, zumal da solche göttliche Traurigkeit eine so erfreuliche Wirkung nach sich zieht. Denn „die Opfer, die Gott gefallen, sind ein geängsteter Geist; ein geängstet und zerschlagen Herz wirst Du, Gott, nicht verachten,“ sagt David im 51. Psalm.
Daher vertröstet auch in unserm Kapitel der Prophet die damaligen Israeliten: Wenn Gott auch bei ihnen solche zerrissene, bußfertige Herzen sehen werde, die mit wahrer Reue und Leid gekränkt – und dabei durch den Glauben mit Seines Sohnes Blut besprengt sind, so werde Er ihrer verschonen – und sich der über sie beschlossenen Strafen wieder reuen lassen – und werde nicht nur den König zu Babel von ihnen abhalten – und ferne von ihnen treiben, sondern ihnen auch Getreide, Most und Oel die Fülle schicken, daß sie daran genug haben sollen.
Ja, zu solchen leiblichen Wohltaten werde Er auch diese geistlichen hinzutun, daß Er ihnen Lehrer der Gerechtigkeit geben – und ihnen einmal in der Fülle der Zeit als solch einen Lehrer der Gerechtigkeit sogar Christum, den gebenedeiten Weibessamen, senden werde, durch welchen die wunderbare Ausgießung des heiligen Geistes über alles Fleisch geschehen werde, die auch nachgehends geschehen ist an jenem großen Pfingsttag, und von welcher Petrus am selben Tag den Juden zu Jerusalem predigte, daß dadurch die in unserem Kapitel enthaltene Weissagung Joels erfüllet worden sei (Apostelgesch. 2).
Das aber solle des heiligen Geistes Werk sein, daß Er die Herzen mit gewisser Zuversicht auf Gottes Gnade durch Christum erfüllen und durch solche Zuversicht zum Beten entzünden werde. Und wer also beten werde, der solle auch gewißlich errettet werden. Solche Gabe aber, sagt der Prophet, werde in der ganzen Welt unter alle Heiden kommen; und wer jene Gnade und Gabe nicht annehmen wolle, der müsse darüber zu scheitern gehen, und da solle keine Macht noch Vermögen helfen.
Damit solches nicht auch über uns komme, so lehre Er, der HErr, uns tun nach Seinem Wohlgefallen, und Sein heiliger, guter Geist führe uns auf ebener Bahn – um unsers HErrn Jesu Christi willen.
Amen.
Quelle:
Übersicht: Der Prophet Joel