Cyriakus Schneegaß (1546-1597)

Schneegaß,*) M. Cyriacus wurde 5. Okt. 1546 geboren zu Buffleben bei Gotha. Im Blick auf seine Kindheit, die in eine für Thüringen besonders drangsalsvolle Zeit fiel, konnte er dem Herrn danken, als „der viel Unglück abgewandt“.  Seine wissenschaftliche Vorbildung erhielt er in der Schule zu Gotha durch Cyriacus Lindemann (1516-1568), einen Neffen Luthers, der lateinische Hymnen dichtete und es trefflich verstand, in seinen Schülern die Dichtergabe zu wecken. Dann bezog er die neugestiftete Landes=Universität Jena, in der damals Wigand, Musäus, Heshusius, Kirchner und seit 1565 auch Selneccer als Lehrer gestanden sind. Nach vollendeten Studien scheint er einige Zeit an Schulen angestellt gewesen zu seyn. Im J. 1573 aber wurde er Pfarrer an der St. Blasiuskirche in dem Städtchen Friedrichroda bei Reinhardsbrunn im Thüringer Walde, drei Stunden von Gotha gelegen, und hatte hier zugleich auch die Stelle eines Adjunkten der Superintendentur Weimar zu besorgen. Als solcher unterzeichnete er 1579 die Concordienformel. Er verheirathete sich mit Dorothea, einer Tochter seines alten Lehrers Lindemann, die ihm zehn Kinder gebar, von welchen ihn 5 Töchter, deren eine sich später mit seinem Amtsnachfolger Johann Salzmann verehelichte, überlebten. Als Großnichte Luthers und Enkelin des Friedrich Myconius brachte sie ihm ihres Vaters Bibliothek mit werthvollen Briefen Luthers, Melanchthons und andrer reformatorischer Männer an Myconius zu, welche er hernach 1592 und 1593 in Druck gab. In die Lehr=Streitigkeiten seiner Zeit ließ er sich nicht verflechten, sondern lebte als treuer Hirte ganz nur seiner Gemeinde, in deren Schülern er das Wort Gottes und die edle Musica pflegte und mit deren einzelnen Gliedern er in vertrauter seelsorgerlicher Verbindung zu stehen eifrig beflissen war, indem er Freud und Leid derselben mit Liedern, die er für sie dichtete, begleitete. Auf dem nahe bei Friedrichroda gelegenen Berg,  „die Schauenburg“ (Schaumburg) genannt, hat er, wie er selbst bekennt, „gar oft sein Sängeramt geführt“.   Und dessen war er auch noch im Anschauen des Todes eingedenk. Als er nämlich die Auflösung seiner durch mancherlei gefährliche Krankheitsstürme schon seit 1591 sehr gebrechlich gewordenen Leibeshütte nahe fühlte, verfaßte er sich noch folgende Grabschrift:

»Te didici docui te sum confessus, Jesu,
Donec in hoc fragili corpore vita fuit.
Nunc a corporea bene tandem mole solutus
Te nunc in  s u p e r a  spiritus  a r c e  canit.«

Er starb wenige Tage, nachdem er sein 51. Lebensjahr voll endet hatte, am 23. Okt. 1597.  Das Jahr zuvor hatte er sich an seinem Geburtstage das Lied gedichtet:  »Gott Vater, in des Himmels Thron«.  Sein Wahlspruch war:  »Christus, der Herr, mein Schild und Lohn«.

Von seinen Dichtungen sind im Ganzen 73 Lieder im Druck erschienen, welche aus einem von Gottes Wort erfüllten und in der Gottesgnade fröhlichen Herzen geflossen sind. Sie sind von ihm für seine schlichte Landgemeinde in faßlicher und ächt volksthümlicher Weise gedichtet und hauptsächlich zur Weihe und Verherrlichung der Festtage des Kirchenjahrs, insbesondere des Weihnachts= und Neujahrsfestes bestimmt.  Am meisten gelang ihm die Umdichtung der Psalmen, worin er Selneccer, Helmbold und Corn. Becker übertrifft.

Seine Lieder erschienen, obwohl  „zu unterschiedenen Zeiten gemacht“,  erst in den letzten zwei Jahren seines Lebens in folgenden Sammlungen gedruckt:

1. „XV Psalmi graduum,  d. i.  die XV Lieder im höhern Chor (Ps. 120-134)  Sampt andern zweien Psalmen (Psalm 82. vnd 85.) vnd sonst dreien Liedern.  Rheim= vnd Gesangweise durch M Cyr. Schneegaß verfasset und mit vier Stimmen künst= vnd lieblicher Art, in mancherlei modis abgesetzet durch Joachim a Burck, Musicum Mulhusinum.

[….]

Quelle:

Geschichte des des Kirchenlieds und Kirchengesangs der christlichen, insbesondere der deutschen evangelischen Kirche. Von Eduard Emil Koch, Dekan, ordentlichem Mitglied der historisch-theologischen Gesellschaft zu Leipzig. Erster Haupttheil: Die Dichter und Sänger. Zweiter Band. Dritte umgearbeitete, durchaus vermehrte Auflage. Stuttgart. Druck und Verlag der Chr. Belser’schen Buchhandlung.
1867 [S. 252-255; Digitalisat]

Lieder

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Eingestellt am 3. August 2024