Von JEsu unserm Heiland.
Spricht der Knecht: Ich habe meinen HErrn lieb – so laß ihn ewig deinen Knecht seyn.
2. Mos. 21, 5.6.; 5. Mos. 15, 16.17.; 2. Mos. 15, 11.
M e l.: »Wie schön leucht’t uns der etc.«
19.
1. Mein Herr ist überschwänglich gut,
Und was Er täglich mit mir thut,
Kann niemand besser machen.
Sein Herz, sein Wort, sein Geist, sein Blut,
Sein duldender, sein sanfter Muth
Sind unerhörte Sachen.
Laßt mich Ewig
Mit Verlangen
An ihm hangen,
Und mit Freuden
Unter seinem Zepter weiden.
2. Wo ist ein solcher guter HErr,
Der alle Tage freundlicher
Sich gegen mich bezeiget?
Ich weiß, so wahr Er mir vergiebt,
Ich weiß nicht, was Er an mir liebt
Und was ihn zu mir neiget.
Heftig, kräftig,
Unbeschreiblich,
Ganz unglaublich
Sind die Triebe
Seiner wunderbaren Liebe.
3. Er ist mein GOtt, und wird mein Lamm,
Er läßt mit meinem Sündenschlamm
Sein Angesicht bedecken.
Sein heil’ges thun macht mich gerecht.
Er dient mir als ein armer Knecht,
Und läßt mich nirgend‘ stecken.
Ruthen, Bluten,
Dornenspitzen,
Höllisch Schwitzen,
Fluch und Sterben
Leidet er für mein Verderben.
4. O lieber Herr, wer bin ich doch?
Und was empfind‘ ich heute noch
In dem vergift’ten Herzen?
Ist’s möglich, bringt dich meine Noth
Durch Liebesmacht bis in den Tod,
In unerhörte Schmerzen?
Stündlich, sündlich,
Blind und schändlich,
Unerkenntlich,
Wüst und öde:
Ach! mein HErr, ich bin zu schnöde.
5. So oft mein Herz sich selbst erblickt,
So oft fühl‘ ich mich ungeschickt
Zu allen Deinen Sachen.
Was aber Dich nicht liebt und ehrt,
Und was mein eig’nes Heil zerstört,
Das kann ich hurtig machen.
Kannst Du, JEsu,
Mich doch achten,
Und betrachten,
Und mich lieben?
Wahrlich, ja! es steht geschrieben.
6. Komm, glaube! lies und fasse das.
Wie lohnt mein HErr dem bittern Haß
Der groben Undankbaren?
Erstaune denn er liebet sie!
Nun schliesse muthig:
Liebt er die, die so mit ihm verfahren?
(Welch ein Lammlein!)
Sollt‘ er lassen,
Sollt‘ er hassen,
Sollt‘ er fluchen
Mir und andern die ihn suchen?
7. Nein, nein, das kann unmöglich seyn.
Er liebt! Ich faß ihn. Er ist mein!
Ja, mein ist Seine Liebe.
So wahr er liebt, ich laß ihn nicht,
Ob auch sein holdes Augesicht
Mich zürnend von sich triebe.
Wenn ich Herzlich
Seine Füsse
Vest umschliesse,
Glaub‘ und weine,
Spricht er doch, du bist die meine.
8. Seht, wie er seine Arme dehnt,
Und sich am Kreuz nach Sündern sehnt,
Die seines Bluts begehren!
Wie wallt und brennt sein reines Herz;
Und wünscht, ich soll für allen Schmerz
Ihm nur den Lohn gewähren:
Daß ich selbst mich
Ihm verschreibe,
Bey ihm bleibe,
Glauben fasse,
Und mich selig machen lasse.
9. Da bin ich, teures Gottelamm,
Zum Lohn für die am Kreuzesstamm
Von dir getrag’nen Bürden!
Ach daß in mir Leib, Seel und Geist,
Ja alles, was Mensch ist und heißt,
Dir ganz geopfert würden!
König! Wenig
Ist die Gabe,
Die ich habe,
Die ich bringe;
Doch sie macht dich guter Dinge.
10. Fürwahr, Du bist der große Gott!
Denn das bezeugt, dem Feind zu Spott,
Dein göttlich großes Lieben.
Du hast Dich völlig mir vertraut
Und Dich der aller ärmsten Braut
Zum Bräutigam verschrieben.
HErr, HErr!
O der treugesinnten,
Unergründ’ten
Gnadentriebe.
Du bist GOtt, du bist die Liebe!
11. Aus Gnaden bin ich, was ich bin:
Verlobte Braut und Königin;
Ich schäme mich mit Freuden.
Mein Herr, der mich so hoch gebracht,
Hat mich unendlich reich gemacht
Und will mich selber weiden:
Selig, heilig,
Schön und prächtig,
Stark und mächtig
Macht die Gnade
Mich, zum Fluch verdammte Made.
12. So wahr du lebst, mein Gott und HErr,
Du wirst mir täglich herrlicher,
Je långer desto lieber.
Denn weil mein Glaube dich versteht,
So weiß ich, wenn’s durch Proben geht:
Die Proben gehn vorüber:
Ewig wird mich
Mein Begehren,
Dich zu ehren,
Nie gereuen;
Alle Tage mehr erfreuen.
13. Was mir mein Herr vergeben kann,
Das seh ich mit Erstaunen an.
Es ist nicht auszusprechen.
Wo ist ein Gott, der so verschont?
Wo ist ein Herr, der so belohnt –
Bey allen meinen Schwächen?
Was er Selber
Meinem Leben
Gut’s gegeben,
Will er preisen
Und mir tausend Gnad‘ erweisen.
14. So wahr ich nun dein eigen bin,
So wahr begehrt mein ganzer Sinn
An weiter nichts zu denken,
Als daß dein Herz in Liebe wallt,
Und daß mein Herz entgegenschallt:
An wen soll ich mich schenken?
Nimm mich freundlich!
Und bewahre
Meine Jahre,
Meine Stunden,
Bloß zu deinem Dienst verbunden.
15. Halleluja! Preis, Ehr und Macht
Sey meinem guten Herrn gebracht.
Ich kann ihn nicht beschreiben.
Es wisse, wer es wissen kann:
Mir steht kein andrer Himmel an
Als ewig sein zu bleiben.
Singet, springet,
Herz und Glieder
Liebt ihn wieder,
Laßt mich loben!
Halleluja hier und droben.
Liedtext: Ernst Gottlieb Woltersdorf (1725-1761)
Melodie: Philipp Nicolai (1556-1608) »Wie schön leuchtet der Morgenstern«
Andere Melodie: Werner Fabricius (1633-1679)
Quelle:
Lied Nr. 19, in: Ernst Gottlieb Woltersdorf, weiland Evangelischen Predigers in Bunzlau und des dasigen Weisenhauses Directors sämtliche Neue Lieder oder Evangelische Psalmen, welche bisher sowohl einzeln als auch in kleinern Sammlungen herausgekommen, zum Theil aber noch ungedruckt geblieben und nun auf Begehren in eine vollständige Sammlung gebracht sind. Erste americanische Auflage. York: Gedruckt und im Verlag bey Heinrich C. Neinstedt, Buchdrucker und Buchbinder, 1823. [Seite 58; Digitalisat]
Weblinks und Verweise
Liedeintrag bei Christliche Gedichte und Lieder
Liedeintrag bei liederindex.de
Notensatz, 4stimmig (Nicolai, pdf-Format] und Audiofile (mp3-Format), jeweils externe Links zu liederindex.de
Notensatz, 4stimmig (Fabricius, pdf-Format] und Audiofile (mp3-Format), jeweils externe Links zu liederindex.de
Lied Nr. 43, in: Christliches Hausbüchlein. Von † Pfarrer Gottlob Baumann in Kemnat. Eine Sammlung meist alter, bewährter Gebete und Lieder, besonders über die Heilsordnung, 15. Auflage, S. 94-96. Verlag der Evangelischen Gesellschaft, Färberstraße 2, Stuttgart 1910. [umfaßt 11 Strophen]
Lied Nr. 103, in: Die Pilgerharfe – Eine Sammlung evangelischer Lieder, für den Gebrauch gläubig getaufter Christen und der Gemeinden des Herrn in Nordamerika. Amerikanische Baptisten Publications-Gesellschaft, Philadelphia, 1854. [Digitalisat: externer Link zu Hymnary.org, umfaßt 7 Strophen]