1) Saft vom Felsen, Blut des Hirten,
Teures Pfand und Lösegeld,
Trank, die Schäflein zu bewirten,
Strom im grünen Gartenfeld,
Tau vom Himmel, Lebensquelle,
Rot von Farbe, schön und helle.
Wie sollt‘ jetzt nach Würden ich,
Blutschweiß Gottes, preisen dich!
2) O du Kraft der müden Seelen,
Dring‘ in Blut und Geist mir ein.
Könnt‘ ich alle Tröpflein zählen,
Und mein Herz die Schale sein,
Solches brünstig aufzufassen!
Ach ich werde es nicht lassen,
Sondern wie man Perlen tut,
Halten sie in treuer Hut.
3) Hochvertraute Himmelsliebe,
Die sich selbst im Blute schenkt,
Fühl‘ ich gleich die Kummertriebe,
Wenn mein Herz an Sünde denkt;
Ei so weiß ich bester Maßen,
Daß aus deiner Adern Straßen,
Jesu, mir das Leben floß,
Wär‘ mein Sterben noch so groß.
4) Leben ist im Blut begraben,
Hier die Schale, dort der Kern.
Nun, wie kann ich’s besser haben,
Mir geht auf der Lebensstern,
Der in roten Tröpflein strahlet.
Ist die Sünde nicht bezahlet?
Ja, aus meines Jesu Schweiß
Blickt ein mehr als güld’ner Preis.
5) Laß zum Anstrich, wenn ich schmachte,
Nur dein Blut zugegen sein,
Wenn ich keines Dings mehr achte,
Und die ie Augen fallen ein.
Ei so kommet süße Quellen,
Meinen Hingang zu bestellen,
Daß bei dunkel wordnem Licht
Mir’s an Trost gebreche nicht.
6) Laß dies sein mein Herzerquicken,
Wann es sterbend langsam schlägt,
Daß es könne dich erblicken,
Wie dein Leib die Tropfen trägt,
Die du in dem Martergarten,
Meine Rettung abzuwarten
Und zur Leicht’rung meiner Last
Reichlich ausgeschuttet hast.
7) Drück die starren Augenlieder
Mir durch deine Hände zu,
Die sich schlagen auf und nieder,
Auszubitten Trost und Ruh.
Laß mich Hülf und Labsal fassen
Aus dem tödlichen Erblassen,
Wenn ich nach viel Angst und Leid,
Reisen soll zur Himmelsfreud.
Liedtext: Johann Reinhard Hedinger (1664-1704)
Melodie: P. Bertsch
Wie durch und durch evangelisch Hedinger war, wie sein Herz lebte und webte in dem Blute des Lammes Gottes, das für die Sünden der Welt vergossen worden ist, sagt uns sein Glaubens- und Trostlied über den Blutschweiß Jesu Christi, wie er es nennt, und das schon so vielen Herzen Trost gewährt hat. Es gehört zur 3. Passions-Betrachtung über Christi blutigen Angstschweiß. Im Wernigeroder G 1712 befindlich; das Lied war in der früheren Reichsstadt Eßlingen bei der Abendmahlsfeier, zumal am Karfreitag, mit einer schönen Melodie im Gebrauch. Cosmann Friedr. Köstlin hat es in das von ihm besorgte Eßlinger G. 1767 aufgenommen, nachdem es schon in dem von Steinhofer besorgten Ebersdorfer G. 1742 Aufnahme gefunden hatte. Da dies Lied nurmehr selten zu finden ist, teilen wir gerne die wichtigsten Verse daraus unverändert mit.
Quelle:
Rische, A. (Hrsg.): Sonntags=Bibliothek. Lebensbeschreibungen christlich-frommer Männer zur Erweckung und Erbauung der Gemeine. Eingeleitet von Dr. A. Tholuck, Professor und Consistorial-Rath. Siebenter Band. – Sechstes Heft, S. 46f. Leben des Dr. Johann Reinhard Hedinger, weil. Consistorialraths und Hofpredigers in Stuttgart. Von Karl Friedrich Ledderhose. Bielefeld, Verlag von Velhagen & Klasing. 1857.
Weblinks und Verweise
Liedeintrag bei Hymnary.org
Melodieeintrag bei Hymnary.org