Wer tut’s und macht es und ruft alle Menschen nacheinander von Anfang her? Ich bin’s, der HERR, der Erste und der Letzte. (Jes. 41, 4 LUT)
Wer hat’s getan und ausgeführt? Er, der von Anfang an die Geschlechter der Menschen ins Leben rief: Ich, Jahwe, der ich uranfänglich und bei den Letzten noch immer derselbe bin! (Jes. 41, 4 Textbibel)
Der große Gott stellt Jes. 41. ein Verhör mit den Heiden an, welche bei dem Umsturz des jüdischen Reiches und der Zerstörung des Tempels zu Jerusalem sich ihrer Götzen rühmten und dem Gott Israels Hohn sprachen. Er sagt also, Er sei es, der den gerechten Abraham vom Aufgang erweckt, und ihm den Sieg über die vier morgenländischen Könige (1. Mose 14) gegeben habe. Damals seien die Götzen der Heiden noch nicht gewesen, aber eben dieser außerordentliche Sieg, der weit erschollen sei, habe die Heiden veranlaßt, sich Götzenbilder zu machen, um durch sie geschützt und siegreich zu werden (Verse 5.6.7). Hernach habe der HErr den Samen Abrahams, da er ein Volk war, erweckt und erwählt, und werde auch Seinen Vorsatz in Ansehung desselben behaupten und erfüllen, und ob Er gleich dieses Volk in die babylonische Gefangenschaft habe geraten und unter die Heiden zerstreuen lassen, so wolle Er doch wieder etwas tun, das kein Götze oder Götzenpriester vorher verkündigen könne, Er wolle nämlich den König Cores von Mitternacht her erwecken, welcher Babel einnehmen und Israel aus der Gefangenschaft wieder los lassen werde (Verse 8-25).
Dieses Alles ist auch in den Worten zusammen gefaßt: Wer tut’s und macht’s, und ruft alle Menschen nacheinander von Anfang her? Ich bin’s, der HErr, beides, der Erste und der Letzte. Gott hat von Anfang Menschen gerufen und durch Sein Rufen gemacht. Er hat sie werden lassen, was sie sein sollten. Und so geht’s durch alle Zeiten fort. Wenn etwas Neues geschehen soll, so erweckt Er Menschen dazu. Wenn Er strafen oder wohltun will, so macht Er, daß Menschen werden, welche Er als Werkzeuge brauchen kann. Er ist der Erste, oder der Schöpfer und Urheber der ersten Menschen, und bei den folgenden, ja bei den letzten Menschen ist Er auch wirksam. Er ruft sie auch, Er bildet ihre Geister und Leiber von ihrer Empfängnis an und braucht sie, wie Er will. Wir werden dadurch gewarnt, daß wir der menschlichen Kunst und Weisheit bei der Auferziehung und Bildung junger Leute nicht zu viel zuschreiben, und Gott allein die Ehre geben, wenn ein tauglicher Mensch entsteht; denn zu geschweigen, daß, weder der pflanzet, noch der begießt, etwas ist, sondern Gott, der das Gedeihen gibt, so gibt es Leute, die ihre Eltern und Lehrer übertreffen, und bei denen man also deutlich wahrnehmen kann, daß Gott sie zu demjenigen gemacht habe, was sie geworden sind.
Lasset uns getrost sein. Wenn Gott der Kirche oder Polizei aufhelfen will, so kann Er Männer dazu rufen, wann Er will, und mit ihnen sein, daß sie ausrichten, was Er will. Er kann ihnen Sieg geben wie dem Abraham, und es ihnen wider mächtige Feinde gelingen lassen wie dem Cores. Wenn auch ein Mensch zu großen Taten nicht berufen und tüchtig ist, so soll er doch ein lebendiges Glied an dem Leib Christi sein, und hat als ein solches auch seine besondere Gabe empfangen, mit welcher er wuchern und etwas Gutes zur Ehre Gottes ausrichten kann. Hiebei hat er nicht nötig zu wünschen, daß sein Name und Tun in den menschlichen Geschichtsbüchern gelobt werde, denn dieses Lob ist eitel. Ihm kann’s genügen, wenn sein Name im Buch des Lebens steht, und ihm von dem Richter der Welt am Tage Seiner herrlichen Erscheinung Lob widerfährt.
Melodie: O Jesu, wann soll ich erlöset etc. Dölker I, 70.
1) Wer tut es, wer macht es, wer rufet zum Werden
Den Menschen vom Anfang her immer auf Erden?
Der HErr ist’s, der erstmals den e i n e n gebild’t
Und der mit den letzten die Erde erfüllt.
Nach göttlichem Willen bin ich auch im Leben,
Nichts hab ich, als was mir mein Schöpfer gegeben.
2) Nicht von Gott, von Adam kam alles Verderben;
Die Sünde ist unser, durch Sünde das Sterben.
Nun schaffet der Vater uns nochmal aus Nichts,
Und macht uns in Christo zu Kindern des Lichts.
So hab ich von Gott ein gedoppeltes Leben,
In beiden Ihm Ehre als Schöpfer zu geben.
3) Nun dank ich Dir, Herrscher, mein menschliches Wesen,
und daß ich in Christo ein Christ bin erlesen.
Vernunft und der Glaube sind Gaben von Dir,
Nun dankt Dir der Glaube in Christo dafür.
Erweck mich das dritte Mal wieder zum Leben,
Dir Dank, Lob und Ehre im Himmel zu geben!
Quellenangaben:
Morgenandacht zum 5. Dezember, aus:
M. Magnus Friedrich Roos‚ württ. Prälaten zu Anhausen Christliches Hausbuch, welches Morgen= und Abend=Andachten auf jeden Tag des ganzen Jahres nebst beigefügten (Hiller’schen) Liedern enthält. Nebst einem Anhange von weiteren Gebeten für zwei Wochen und für einige besondere Fälle. Mit dem Lebensabriß des sel. Verfassers, eingeleitet von seinem Urenkel, Repetent Fr. Roos. Mit einem Stahlstich. Stuttgart, 1860. Druck und Verlag von J. F. Steinkopf. [Digitalisat]
Liedverse:
„Wer tut es, wer macht es“ von Philipp Friedrich Hiller, u.a. enthalten in:
Geistliches Liederkästlein zum Lobe Gottes, bestehend aus 366 kleinen Oden über so viel biblische Sprüche, Kindern Gottes zum Dienst aufgesetzt von M. Ph. Friedr. Hillern, Erster Theil, Basel 1819, zu finden bei Niclaus Müller, Buchdrucker.
Geistliches Liederkästlein zum Lobe Gottes, bestehend aus 732 kleinen Oden über so viel biblische Sprüche. Kindern Gottes zum Dienst aufgesetzt von M. Ph. Friedr. Hiller, Pfarrer in Steinheim bei Heidenheim. In zwei Theilen. Neue, sorgfältig durchgesehene Auflage. Vermehrt mit dem Lebenslauf, sowie Bildniß des Verfassers und einem Register über sämmtliche Liederverse. Reutlingen, Druck und Verlag der D.G. Kurtz’schen Buchhandlung, 1864.
[Zum 5. December, Seite 340 / Digitalisat]
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