Hast du doch ihn, sein Haus und alles, was er hat, ringsumher verwahrt. Du hast das Werk seiner Hände gesegnet, und sein Gut hat sich ausgebreitet im Lande. (Hiob 1, 10)
Das klingt wie ein Vorwurf, den der Böse gegen Gott erhebt: er hätte schon längst Hiob an Leib und Leben, Familie und Besitz antasten mögen, aber das durfte er nicht, weil ein unsichtbar von Gottes Hand gezogener Zaun den Gläubigen beschützte. Wir wollen uns daraus einen schönen Trostgedanken aneignen. Ähnlich sind wir, so wir anders durch den Glauben Jesu Eigentum geworden sind, rings umhegt von unsichtbarem Schutz. Oft kommt uns das nicht zum Bewußtsein, wie wir ja auch unserer Gesundheit und der Unverletztheit unserer Glieder uns nicht bewußt sind. Erst das Gegenteil wird uns schmerzlich klar.
Aber wenn man mal unsere Gedanken besonders darauf richtet, müssen wir dankbar der Behütung gedenken, daß der treue Gott über uns Flügel gebreitet. Dieses dankbare Gefühl wird vertieft durch die Erinnerung an unsern Unwert, an unsere Untreue, an unseren Leichtsinn, in welch letzterem wir bisweilen aus dem schützenden Gehege auf gefährliches Gebiet gesprungen sind. Und dennoch behütet, behütet vor Unglück, vor sittlichem Fall, vor Schaden der Seele. Wieviel Grund, am Abend jedes Tages beschämt und dankbar sich zu beugen vor Gott, der diesen Tag gab und behütet.
Herr, wir sind nicht wert aller Treue und Barmherzigkeit, die du an uns getan hast. Lehre uns deinen Schutz immer besser erkennen und hilf uns zu solcher Hingabe an dich, daß auch wirklich ganz dein sei, was du so gut beschützt.
Amen.
Quelle: S. Keller, in: CLV Andachten (Archiv) – Hiob 1, 10
Bildnachweis: Keller, Samuel, Pfarrer in Düsseldorf; aus Bestand: AEKR Bibliothek BK3005
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